Auch wenn noch immer einige Person über E-Bikes die Nase rümpfen: Elektrovelos sind das treibende Segment im Velomarkt. Kein anderes Velosegment erfreut sich so starker Nachfrage wie die E-Bikes.
Mit der Elektrifizierung haben Velos eingebauten «Rückenwind» erhalten, sie sind aber auch spürbar komplexer geworden. Velojournal präsentiert darum alles Wissenswerte zum Thema Elektrovelo: von A wie ABS bis Z wie Zuladung.
A
Abo: Für Personen, die ein Elektrovelo fahren möchten, aber nicht auf einen Schlag viel Geld ausgeben können oder wollen, gibt es in der Schweiz auch ein E-Bike-Abo-Modell von Veloplus. Es ermöglicht die Nutzung eines E-Bikes während 12, 24 oder 36 Monaten. Und das zu einem fixen Monatspreis.
ABS: Seit 2019 gibt es erste serienmässige Antiblockiersysteme für E-Bikes. Heute sind ABS-Systeme bei E-Bikes bereits relativ weit verbreitet und bewähren sich auch in der Praxis, wie Tests zeigen.
Anhänger: Kinder- und Transportanhänger sind in der Schweiz an langsamen E-Bikes und schnellen Elektrovelos zugelassen. Das zulässige Gesamtgewicht des E-Bikes darf nicht überschritten werden.
B
Bremsen: Wegen des höheren Gewichts und weil mit dem E-Bike in der Regel mehr Steigungen gefahren werden, sind die Bremsen stärkerer Beanspruchung ausgesetzt. Je kräftiger der Motor, desto stärkere Bremsen sollten montiert sein.
C
Chiptuning: Auch wenn es auf dem Markt verschiedene Tuning-Kits für E-Bikes gibt: Das Heraufsetzen der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ist verboten. Bei modifizierten Elektrovelos erlischt die Herstellergarantie. Die Motorenhersteller investieren zudem viel in die Abschirmung ihrer Systeme und sind bestrebt, das Tunen der Elektrovelomotoren zu unterbinden.
D
Digitalisierung: Die Digitalisierung schreitet auch bei Elektrovelos voran. Schnittstellen mit dem Smartphone gehören mittlerweile zum Standard, sei es für Software-Updates, Sicherheitsfeatures oder Tracking-Funktionen.
Drehmoment: Das Drehmoment gibt an, wie viel Drehkraft das Hinterrad auf den Boden bringen kann. Das effektive Drehmoment hängt aber nicht nur vom Motor, sondern auch von der Übersetzung ab. Deshalb – und weil es keine Norm für das Messen des Drehmoments gibt – sind Herstellerangaben mit Vorsicht zu geniessen.
E
Entfaltung: Die Entfaltung beschreibt, wie weit das Velo bei einer Kurbelumdrehung in den verschiedenen Gängen fährt. Ein guter Wert für einen Berggang beträgt um die 2,2 Meter, beim Schnellgang 7,5 Meter oder mehr.
F
Fahrprüfung: In der Schweiz dürfen langsame E-Bikes genau wie normale Velos prüfungsfrei gefahren werden. Für das Fahren mit schnellen Elektrovelos ist mindestens ein Führerschein der Kategorie M erforderlich. Wegen steigenden Unfallzahlen werden aber immer wieder Forderungen nach Verschärfungen der Vorschriften laut. So hat das Bundesamt für Strassen Astra zuletzt die Idee einer Fahrprüfung für Elektrovelos zur Debatte gestellt.
Fahrkurs: Pro Velo und weitere Anbieter führen spezifische E-Bike-Fahrkurse durch.
G
Glocke: Glocken an Velos sind nicht mehr obligatorisch, aber dennoch empfohlen. Anstelle einer Glocke sind bei schnellen E-Bikes dafür neu auch Hupen zugelassen.
H
Hinterradmotor: Der Hinterradmotor schafft Spitzenleistungen, sodass man spritzig und ruhig fährt. Nachteile hat er bei tiefen Geschwindigkeiten: Dann ist er weniger effizient und stärker Anfällig für Wärmeentwicklung.
I
Integration: Komponenten wie Displays und Akku werden heute immer stärker in den Rahmen integriert. Das führt zu einer aufgeräumten Optik, macht die E-Bikes aber nicht per se besser.
J
Jugendliche: Jugendliche dürfen ab dem 14. Altersjahr mit einem E-Bike fahren. Bis zum 16. Altersjahr müssen sie aber unabhängig von der Kategorie die Töffliprüfung absolvieren (siehe F).
K
Kurbellänge: Für E-Mountainbikes werden extra kurze Kurbeln angeboten. Dadurch erreicht man mehr Bodenfreiheit für den Geländeeinsatz.
L
Leasing: Nicht zuletzt wegen des hohen Durchschnittspreises von Elektrovelos in der Schweiz rückt das Leasing als Form der Finanzierung auch hierzulande in den Fokus.
Licht: In der Schweiz müssen seit April 2022 alle E-Bikes (auch E-Mountainbikes) das Licht auch am Tag eingeschaltet haben. Die Lichtpflicht gilt auf allen Strassen, aber auch Wegen und Trails, die öffentlich zugänglich sind. Das Fahren ohne Licht wird mit einer Ordnungsbusse in Höhe von 20 Franken bestraft. An schnellen Elektrovelos muss das Licht fest verbaut sein. Langsame E-Bikes dürfen auch mit Akkulichtern ausgerüstet werden.
Light Support E-Bikes: Lange galt für E-Bikes-Motoren die Devise: «je stärker, je besser». Doch das war einmal. Neue Hersteller wie Fazua, Mahle, TQ oder Maxon haben damit begonnen, etwas weniger drehmomentstarke, dafür kompaktere und vor allem leichtere Antriebe zu entwickeln als die drei grossen Hersteller Bosch, Panasonic und Yamaha. In Kombination mit kleineren Akkus war damit die Kategorie der sogenannten «Light Support»-Modelle geboren: Elektrovelos mit geringerer Unterstützungskraft und kleineren Akkus, die dafür aber leichter sind als andere E-Bikes. Aufgrund des tieferen Gewichts lassen sich diese Elektrovelos wenn nötig auch über einige Treppenstufen hinauf tragen.
M
Mittelmotor: Der Mittelmotor ist die beliebteste Variante, da er von der Fahrradschaltung profitiert und daher immer im optimalen Drehzahlenbereich arbeitet. Er bewährt sich bei langen Aufstiegen und grossen Lasten.
N
Nennleistung: Die Motoren bei Elektrovelos weisen (je nach Zulassungsklasse) eine Nennleistung von 250 bis 1000 Watt auf. Die Motoren können aber über eine gewisse Zeitdauer Spitzenleistungen abgeben, die über der Nennleistung liegen.
O
Obligatorisch: Radwege (wenn signalisiert) müssen sowohl mit langsamen als auch mit schnellen Elektrovelos benutzt werden.
P
Passagier: Kinder dürfen auf einem Kindersitz auf dem E-Bike mitfahren. Erwachsene können auf einem Elektrotandem oder einem Spezialvelo wie dem Hase «Pino Steps» zusammen in die Pedale treten.
Q
Qualität: Hochwerte Elektrovelos halten länger und lassen sich später auch als Occasion weiterverkaufen.
R
Reichweite: Die Reichweite sagt aus, wie weit mit einer Akkuladung gefahren werden kann. Allerdings hängt die Reichweite von zahlreichen Faktoren ab: Motor, gewählte Unterstützungsstufe, Fahrergewicht, Tretkraft, Luftdruck in den Reifen, Steigungen, Wind und Temperatur beeinflussen die Leistung des Akkus. Die Praxis zeigt, dass die Herstellerangaben oft eher als Richtwert zu verstehen sind.
S
Schaltung: Beim E-Bike reichen in der Regel weniger Gänge aus als beim normalen Velo. Dank des Motors werden die ganz kleinen Gänge nicht gebraucht. (Stufenlose) Automatikschaltungen sind zudem auf dem Vormarsch. Der deutsche Hersteller Pinion hat 2023 sogar einen E-Bike-Mittelmotor mit integrierter Schaltung auf den Markt gebracht. Die «Motor Gearbox Unit» oder kurz «MGU» verbindet das bewährte 9- oder 12-Gang-Tretlagergetriebe von Pinion mit einem leistungsstarken Elektromotor zu einem kompakten System. Dadurch entsteht ein wartungsarmer Antrieb, Schaltung und Motor können optimal aufeinander abgestimmt werden. Die Getriebeschaltung verfügt über einen Schaltbereich von mehr als 600 Prozent, wird elektronisch geschaltet und kann mit Zahnriemen kombiniert werden. Der Motor basiert auf einem 48-Volt-System und hat eine Spitzenleistung bis zu 800 Watt. Zusätzlich wird eine Speedpedelec-Version angeboten.
T
Tempo: «Langsame» E-Bikes sind im Gesetz als Leicht-Motorfahrräder klassifiziert. Sie sind dem Velo gleichgestellt, dürfen einen Motor mit einer maximalen Nennleistung von 500 Watt haben und bis maximal 25 km/h unterstützen. «Schnelle» E-Bikes werden als Motorfahrräder eingestuft. Motoren bis 1000 Watt Nennleistung sind erlaubt, die bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützen dürfen. Bei der schnellen Klasse sind ein Nummernschild, Helm und Rückspiegel obligatorisch. Wo Mofas nicht fahren dürfen, dürfen schnelle E-Bikes nur mit ausgeschaltetem Motor durch.
U
Umrüsten: Am Markt gibt es Umrüstkits, mit deren Hilfe sich ein normales Velo in ein E-Bike verwandeln lässt.
V
Veloanhänger: Anhänger sind in der Schweiz an langsamen und schnellen E-Bikes zugelassen.
W
Wattstunden: Die Wattstunden (Wh) geben an, wie viel Energie im Akku gespeichert wird. Je mehr Wh, desto länger und weiter kann mit einem Elektrovelo gefahren werden. Die Wh sagen nichts über die Unterstützungsstärke des Motors aus.
X
Xtrasaft: Mehrere Elektrovelohersteller bieten die Möglichkeit an, die Reichweite mit einem zusätzlichen Akku zu verdoppeln.
Y
Yamaha: Ausser den Elektroantrieben von Yamaha sind heute (Mittel-) Motoren von Shimano und Bosch an Elektrovelos zu finden. Die drei Firmen dominieren den E-Bike-Markt, wobei Bosch in der Schweiz der Primus ist. Daneben gibt es aber weitere Anbieter von Mittelmotoren, zum Beispiel das deutsche Unternehmen ZF Micro Mobility.
Z
Zuladung: E-Cargobikes sind praktisch. Das maximale Gewicht eines E-Lastenvelos inklusive Fahrerin und Zuladung jedoch 200 Kilo nicht überschreiten.
Eine geplante Gesetzesänderung könnte dieses Limit demnächst deutlich anheben. Der Bund erwägt die Schaffung der neuen Fahrzeugkategorien «schwere Motorfahrräder», die mehrspurige Elektrovelos mit Ladefläche umfasst, die bis zu 450 kg Gesamtgewicht bewegen könnten. Gleichzeitig soll das Ladelimit der bestehenden Kategorie «leichte Motorfahrräder» von maximal 200 kg auf 250 kg Gesamtgewicht erweitert werden.
Die maximal erlaubte Zuladung darf auch beim Transport von Kindern nicht überschritten werden. Die Schweizer Gesetzgebung regelt zudem auch, wie viele Kinder mit einem Cargobike transportiert werden dürfen. Die aktuellen Vorschriften erlauben maximal zwei Kinder auf «geschützten Plätzen» eines Lastenrads. Zusätzlich darf ein Kind auf «einem sicheren Kindersitz» transportiert werden. Sprich: Zwei Kinder vorne, ein Kind auf einem Kindersitz auf dem Gepäckträger. Kinderanhänger (zu denen auch FollowMe-Anhänger gerechnet werden) sind zulässig, allerdings dürfen dann nicht zwei Kinder auf der Ladefläche transportiert werden.