Laurens van Rooijen, Fabian Baumann
News,
07.08.2023
Der Schweizer Fahrradbranche hat 2022 ein turbulentes Jahr erlebt. Die Talfahrt ist gemäss Marktbulletin Velohandel Schweiz noch nicht vorbei. Doch die mittelfristige Prognose stimmt optimistisch.
Laurens van Rooijen, Fabian Baumann
News,
07.08.2023
Die fetten Jahre des Schweizer Velohandels scheinen vorerst vorbei zu sein. Auch nach dem offiziellen Ende der Covid-19-Pandemie sieht sich hiesige Fahrradbranche schwierigen Rahmenbedingungen gegenüber.
Der im Jahr 2021 allgegenwärtige Mangel an Handelsware zog sich weit ins Jahr 2022 hinein. Dies ist einer der Befunde im Marktbulletin Velohandel Schweiz 2023, das das Fachbüro Dynamot im Sommer veröffentlicht hat.
«Wer je das Ketchup aus einer Flasche mit verstopfter Öffnung zu drücken versuchte, kennt es: Erst kommt gar nichts, dann viel zu viel», schreibt Urs Rosenbaum vom Fachbüro Dynamot.
Laut Marktbulletin wurden im ersten Halbjahr 2022 aus wichtigen Produktionsländern wie Taiwan oder China nur 50 bis 70 Prozent des regulären Bedarfs geliefert.
Zudem sorgte Russlands Überfall auf die Ukraine bei den Konsumentinnen und Konsumenten für Verunsicherung und schickte die Konsumstimmung auf eine Talfahrt, von der sie sich auch ein Jahr später noch nicht erholt hat.
Nach dem Rekordjahr 2020 zeigt der Trend im Schweizer Velohandel auch beim Umsatz nach unten. Aber auch das strube Jahr 2022 lag noch über den Werten von vor der Pandemie. (Grafik: Fachbüro Dynamot)
Eine Folge davon ist gemäss Marktbulletin, dass die Anzahl der im Jahr 2022 in der Schweiz verkauften Velos und E-Bikes gegenüber dem Rekordjahr 2020 um fast 200'000 Einheiten auf rund 448'000 Stück sank.
Weil der Verkauf konventioneller Velos stärker zurückging als derjenige von E-Bikes, nahm der Umsatz des Velohandels gegenüber dem Vorjahr aber nur um etwa 10 Prozent auf etwas mehr als zwei Milliarden Franken ab – deutlich weniger als in den beiden Vorjahren, aber trotzdem deutlich mehr als noch vor der Pandemie.
Auch Sicht des Velohandels verschärfte sich die Situation weiter, weil wegen Störungen in der Lieferkette grosse Teile der ausstehenden Vororder erst nach den Sommerferien angeliefert wurden, womit sich Rosenbaums Analogie zur Ketchup-Flasche erklärt.
Volle Lager stehen für kurze Lieferzeiten und viel Auswahl, aber auch für (zu) viel gebundenes Kapital entlang der ganzen Wertschöpfungskette. (Foto: Laurens van Rooijen)
Die Folge waren übervolle Lager und Liquiditätsprobleme, und zwar auf allen Stufen der Wertschöpfungskette. Dar nasskalte Frühling des laufenden Jahres war zudem wenig hilfreich, diese Lagerbestände abzubauen.
Daher sieht das Fachbüro Dynamot es als realistisches Szenario an, dass der Schweizer Velohandel 2023 auf das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 zurückfallen könnte.
Mittel- bis langfristig seien die Aussichten angesichts der steigenden Nutzung von Velos und E-Bikes in der Schweiz aber günstig für die Branche. Der Markt ist zudem laut Urs Rosenbaum noch nicht gesättigt. Vor allem die Verbreitung von Elektrovelos könnte in den nächsten Jahren noch einmal deutlich zunehmen – und dem Velohandel gute Umsätze bescheren.
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