Die fetten Jahre sind vorbei: Veloverkäufe brechen ein

Die Velo- und E-Bike-Verkäufe in der Schweiz 2023 sind gegenüber den Vorjahren deutlich gesunken. Der Veloboom während der Corona-Pandemie hat damit ein klares Ende gefunden. Dennoch gibt es Lichtblicke für die Branche.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 21.03.2024

Volle Lager und Kaufzurückhaltung aufgrund steigender Lebenshaltungskosten: Diese aus betriebswirtschaftlicher Sicht bedenkliche Kombination bestimmte im vergangenen Jahr den Alltag des Detailhandels – und die Velobranche machte dabei keine Ausnahme.

Daher ist es keine Überraschung, dass die Zahlen zum Velo- und E-Bike-Markt in der Schweiz, die der Fahrradlieferanten-Verband Velosuisse soeben veröffentlicht hat, wenig Anlass zur Freude geben.

Die Anzahl der im vergangenen Jahr verkauften Velos und E-Bikes lag bei 395'036 Stück. Das sind rund 100'000 Einheiten weniger als in den Boom-Jahren 2000 bis 2022.

Dabei muss man berücksichtigen, dass das Jahr 2021 von Lieferengpässen und langen Lieferzeiten geprägt war, während die Kauflaune ab Mitte des Jahres 2022 einbrach und auf die Absätze zu drücken begann.

Der Überblick über die Verkaufszahlen seit 2005 zeigt, dass es sich bei den Jahren 2020 bis 2022 um statistische Ausreisser gehandelt hat. (Grafik: SFVE - Velosuisse)

Schnelle E-Bikes legen zu, sportliche Velos verlieren weniger

Nicht alle Velo-Kategorien sind gleichermassen vom Rückgang betroffen: Bei den auf 25 km/h begrenzten E-Bikes gingen die Absätze im sportlichen Segment um 20,2 Prozent und im Alltagssegment um 21,7 Prozent zurück. Etwas schwächer fiel die Abnahme mit 16 Prozent bei den konventionellen Velos aus.

Entgegen dem Gesamttrend konnten die schnellen E-Bikes mit 26'559 verkauften Einheiten ein Plus von 16,6 Prozent verzeichnen. Dagegen verzeichneten Freizeit- und Alltagsvelos mit kompletter Alltagsausstattung mit rund einem Drittel einen deutlich stärkeren Rückgang.

Ausser der schlechten Konsumstimmung spielte auch das im Frühjahr 2023 miese Wetter der Velobranche nicht in die Karten.

Neue Methodik erschwert Vergleiche mit Jahren vor 2020

Velosuisse macht in der Pressemitteilung geltend, dass die Zahlen für 2023 im Vergleich zu 2019 als dem letzten «normalen» Jahr vor der Pandemie nicht so schlecht seien. Weil die Erhebungsmethode auf das Jahr 2020 hin geändert wurde, muss diese Aussage aber kritisch betrachtet werden.

Weil mit der alten Methodologie die Verkäufe von nicht dem Verband angeschlossenen Internet-Direktverkäufern viel zu tief eingeschätzt wurden, greift das Argument nicht, wonach die Zahlen für 2023 noch immer besser als diejenigen für das Jahr 2019 seien.

Für Vergleiche kommt erschwerend hinzu, dass Velosuisse neu mehrere Kategorien zusammengefasst hat: Statt die Verkäufe gestaffelt nach Laufradgrössen auszuweisen, wird neu nur noch zwischen Modellen mit Federung nur an der Vorderachse oder an beiden Achsen unterschieden.

Einnahmen aus der Werkstatt kompensieren Rückgang zum Teil

Als Lichtblick für den Schweizer Fahrradhandel können die Einnahmen aus Werkstattdienstleistungen betrachtet werden. Während der Pandemie wurden viel mehr Velos und E-Bikes als in den Jahren zuvor verkauft, und diese wollen auch in gutem Zustand gehalten werden.

Prompt stiegen die Umsätze aus Service- und Reparaturarbeiten 2023 im Vergleich zum Vorjahr nochmals leicht an, wie 2rad-Schweiz-Geschäftsführer Daniel Schärer berichtet. Je nach Betrieb und Marke seien aber grosse Unterschiede zu beobachten.

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