Stürmischere Zeiten warten auf die Fahrradbranche

Der «Global Market Report» des Fahrradindustrie-Verbands WBIA gibt erstmals eine Gesamtschau des weltweiten Velo- und E-Bike-Markts. Der Bericht zeigt zudem, dass die Branche auf schwierigere Zeiten zusteuert.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 02.12.2022

Während die Registrierungs- und Versicherungspflicht bei Kraftfahrzeugen für klare Zahlen zum Markt sorgen, sieht dies in der Velobranche anders aus.

Zahlen werden hier meist vertraulich behandelt und viele Marktdaten beruhen auf Selbstdeklaration und Einschätzungen. Um dies zu ändern und als Industrie transparenter und damit auch attraktiver für Investoren aus anderen Bereichen zu werden, hat die global operierende Veloindustrie 2017 die World Bicycle Industry Association (WBIA) gegründet.

Diese hat ihren Sitz in der Schweiz und eines ihrer Ziele lautet, realistische Zahlen zum Velomarkt zu liefern. Ein zentrales Werkzeug ist dabei der «Global Market Report».

Erstmals verlässliche Zahlen zum globalen Fahrradmarkt

Jetzt steht dieser Bericht Fachkreisen aus der Velobranche zur Verfügung. Der «WBIA Global Market Report 2022» enthält Daten über die Entwicklungen in der weltweiten Fahrradindustrie, einschliesslich aller wichtigen Märkte wie die USA, Japan, Indien, Europa, Argentinien, Mexiko und andere.

Eine Zahl, die vorab aus dem Global Market Report veröffentlicht wurde, betrifft den weltweiten Fahrradabsatz. Dieser wird für das Jahr 2021 mit 96 Millionen Einheiten beziffert. Der weltweite Absatz von E-Bikes mit Pedalunterstützung wird auf 9,7 Millionen Stück geschätzt – also etwa einem Zehntel des Markts für konventionelle Velos. 

Im E-Bike-Marktvolumen ausdrücklich nicht enthalten sind laut WBIA geschätzte 30 Millionen E-Bikes, bei denen unabhängig von einer Tretbewegung per Gashebel am Lenker beschleunigt wird und die insbesondere in Asien sehr verbreitet sind.

Da der Marktanteil von E-Bikes in Europa an der 40-Prozent-Marke kratzt, dürfte der globale Absatz von Elektrovelos in den kommenden Jahren aber weiter stark wachsen.

Die Informationen für den Bericht wurden von den WBIA-Mitgliedern zusammengetragen. Dort, wo es kein WBIA-Mitglied gibt, wurden Branchenexperten um Schätzungen gebeten. In mehreren Fällen wurden die Daten durch Import- und Exportinformationen öffentlicher Behörden ergänzt.

Velobranche steht vor einem schwierigen Jahr

Im Vorwort des WBIA-Berichts verweisen zwei Vorstandsmitglieder auch auf Probleme, die wegen der Inflation und der miesen Konsumentenstimmung in Nordamerika und Europa als den wichtigsten Absatzmärkten im laufenden wie im kommenden Jahr auf die Branche zukommen.

Die Kaufzurückhaltung hat in Kombination mit der oft verspäteten Auslieferung von Ware zu Besorgnis erregend hohen Lagerbeständen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette geführt. Steigende Zinsen und damit Mieten sowie höhere Rechnungen für Energie und Heizen können zu Liquiditätsproblemen führen.

Und weil zu viel Ware am Markt ist, drohen zusätzlich Rabattschlachten, wegen denen alle Marktteilnehmer auf Marge verzichten müssen und weniger Geld verdienen. Ein einfacher und schneller Ausweg aus dieser Zwickmühle zeichnet sich nicht ab.

 

 

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