Studie bestätigt ungenügenden Überholabstand zu Velos

Mehr Sicherheit auf dem Velo: Eine neue Studie gibt Hinweise, wie der Überholabstand von Autos gegenüber Velofahrenden auf schmalen Strassen erhöht werden kann. Und dies mit einfachen Mitteln.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 06.02.2025

Bis zum Ende des Jahres 2042 soll es in der Schweiz ein zusammenhängendes Velowegnetz von «guter Qualität» geben. So will es das Veloweggesetz, das seit dem 1. Januar 2023 in Kraft ist. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Vielerorts klaffen Lücken im Radwegnetz.

Besonders prekär ist die Situation oft dort, wo Strassen zu wenig breit sind, um gute Velowege zu markieren oder zu bauen. Das länderübergreifende Forschungsprojekt Radbest hat darum in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht, mit welchen Mitteln das Velofahren unter beengten Platzverhältnissen sicherer gemacht werden kann.

Überholabstand ist zentral

Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Überholabstand von Motorfahrzeugen gegenüber Radfahrenden. Während Deutschland und Österreich einen Mindestabstand von 1,5 Metern beim Überholen von Velos auf der Strasse vorschreiben, gibt es in der Schweiz keine solche Regel.

Die Forschenden haben im Rahmen des Projekts mehr als 7000 Überholvorgänge ausgewertet. Zum Einsatz kamen dabei spezielle Velos, die mit mehreren Sensoren zur Messung der Überholabstände ausgerüstet sind. In der Schweiz wurde der Überholabstand an zehn Orten in der Ost- und Zentralschweiz sowie auf vier verschiedenen Strassenabschnitten der Stadt Zürich gemessen.

Velos werden mit wenig Abstand überholt

Die Resultate widerspiegeln eine breite Streuung des Überholabstands, wobei der in Deutschland und Österreich vorgeschriebene Abstand hierzulande deutlich unterschritten wird.

Allerdings zeigen die Messungen, dass Velofahrende trotz anderslautender Vorschrift im Mittel auch in unseren deutschsprachigen Nachbarländern mit zu wenig Seitenabstand überholt werden.

Also Folge davon wird das Velofahren im Strassenverkehr als unsicher empfunden. Dieser Umstand hindert viele Menschen daran, sich für das Velo als Verkehrsmittel zu entscheiden.

Dass das Velofahren von vielen Personen als gefährlich interpretiert wird, illustrieren zudem die Ergebnisse der Radbest-Befragung auf den Teststrecken. Die Aussage «Radfahren im Strassenverkehr erfordert Mut» wurde in der Schweiz deutlich stärker befürwortet als in Deutschland oder Österreich.

Wie wird der Veloverkehr angenehmer und sicherer?

Wie also kann der Veloverkehr sicherer gemacht werden? «Für Radfahren bei beengten Verhältnissen gibt es keine optimale Lösung», schreiben die Radbest-Autorinnen und -Autoren. Vielmehr gelte es, die bestmögliche Lösung abseits der Wunschlösungen zu finden.

Wo der Raum eng und beschränkt ist, empfiehlt die Studie die Umsetzung von schmalen Kernfahrbahnen mit breiten Radstreifen auf beiden Seiten. In den Untersuchungen hätten Kernfahrbahnen – Strassen mit beidseitigen Radstreifen jedoch ohne Leitlinie in der Mitte – zu «signifikant höheren Überholabständen» geführt.

Als zusätzliche Massnahme wird die Signalisation solcher Strecken mit Tempo 30 empfohlen. Hier ist allerdings anzumerken, dass die Schweizer Signalisationsverordnung Tempo 30 auf Hauptstrassen nur als Ausnahme vorsieht.

 

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