Netto-Null-Verkehr

Zürich hat im November 2023 den «Netto-Null-Zwischenbericht» veröffentlicht. Er zeigt auf, wie die Stadt Treibhausgasemissionen reduzieren will. Der Verkehr spielt dabei eine wichtige Rolle.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 24.11.2023

Die Stadt Zürich muss umweltfreundlicher werden. Die Zürcher Stimmbevölkerung hat im Mai 2022 entschieden, dass die grösste Schweizer Stadt bis 2040 ihre direkten Treibhausgasemissionen auf Netto-Null reduzieren muss.

Was heisst Netto-Null?

Mit Netto-Null wird nicht das vollständige Vermeiden jeglichen Treibhausgasausstosses gemeint. Das Ziel ist, dass weltweit nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden als der Atmosphäre mit natürlichen oder technischen Mitteln wieder entzogen werden können.

Für die Stadt Zürich bedeutet Netto-Null: In der Gesamtbilanz dürfen im Jahr 2040 keine Treibhausgasemissionen entstehen.

Wo steht die Stadt Zürich heute?

Im November hat die Limmatstadt einen ersten Netto-Null-Zwischenbericht vorgelegt. Er beleuchtet Bereiche, auf die die Stadt aktiv Einfluss nehmen kann, um das Klimaziel zu erreichen. Gemäss Zwischenbericht beläuft sich der ökologische Fussabdruck pro Einwohnerin oder Einwohner der Stadt Zürich im Jahr 2022 auf rund 2,4 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr.

Die auf Stadtgebiet verursachten Emissionen entfallen hauptsächlich auf drei Bereiche: Gebäude, Mobilität und Entsorgung. «Unsere Abschätzungen zeigen, dass das Netto-Null-Ziel für die direkten Treibhausgasemissionen auf Stadtgebiet bis 2040 realistisch, wenn auch ambitioniert ist», wird Stadtrat Andreas Hauri in einer Medienmitteilung zitiert.

Verkehr als Klimatreiber

Neben dem Bereich Gebäude, wo vor allem das Heizen mit fossilen Brennstoffen stark zum Gesamtausstoss von Treibhausgasen beiträgt, ist die Mobilität ein Haupttreiber des Klimawandels. Im vergangenen Jahr entfiel ein Drittel des in Zürich angefallenen CO2-Ausstosses auf den Verkehr. Entsprechend will die Stadt mit verschiedenen Massnahmen bei der Mobilität den Hebel ansetzen.

Verkehr vermeiden, verlagern und umweltverträglicher machen

Die Limmatstadt will den Verkehr auf Stadtgebiet reduzieren. Die durchschnittliche Wegdistanz soll bis ins Jahr 2040 um zehn Prozent sinken. Dieses Ziel soll unter anderem durch eine «Stadt der kurzen Wege» sowie durch vermehrte Arbeit im Homeoffice oder in der Nähe des Wohnorts erreicht werden. Der kommunale Richtplan trage diesem Ziel bereits Rechnung.

«Bauprojekte werden mit einem integralen Blick auf das Quartier geplant und Platz- und Strassenräume so gestaltet, dass lebendige Quartierzentren mit guter Versorgung und möglichst kurzen Wegen entstehen», heisst es beim städtischen Tiefbauamt auf Anfrage von Velojournal. «Ein effizienter und gut ausgebauter öffentlicher Verkehr sowie die Weiterentwicklung von attraktiven Strassenräumen, gerade für den Fuss- und Veloverkehr sind dabei zentral.» Gegenüber dem Stand von heute soll auch der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) am Gesamtverkehr sinken, von aktuell 15% auf 10% im Jahr 2040. Laut dem städtischen Tiefbauamt ergreift der Zürcher Stadtrat bis 2035 neun Massnahmen, um den MIV in Richtung ÖV, Velo- und Fussverkehr zu verlagern.

Umsetzung von Quartierblöcken

In der ganzen Stadt sollen 5-Minuten-Quartiere ohne Durchgangsverkehr und autofreie Nachbarschaften entstehen.

Ausbau des ÖV-Angebots

Das bereits heute sehr gute ÖV-Angebot soll weiterwachsen. In der Pipeline ist etwa der Bau einer Tramlinie im nördlichen Quartier Affoltern. Aber auch die Elektrifizierung von Buslinien soll vorangetrieben werden.

Verkehr verlagern

Mit flankierenden Massnahmen zur Erweiterung der Nordumfahrung will die Stadt Durchgangsverkehr auf die Nationalstrassen verlagern.

Infrastruktur

Die Förderung der Koexistenz zwischen Verkehrsteilnehmenden soll mit sicheren Verkehrsinfrastrukturen erreicht werden.

Veloverkehr stärken

Der Ausbau der städtischen Veloinfrastruktur, allen voran der Velovorzugsrouten, soll die Velonutzung bei allen Altersklassen fördern.

Bikesharing fördern

Zur Umlagerung von Autofahrten soll auch ein Ausbau des Veloverleihsystems beitragen. Die Stadt will insbesondere auch Nachbargemeinden ins Netz von Züri-Velo mit einbinden.

Mehr Menschen zu Fuss

In der Stadt der kurzen Wege gehen mehr Menschen zu Fuss. Zürich will bis 2035 dafür sorgen, dass das Fusswegnetz zusammenhängend ist und die städtischen Flächen eine hohe Aufenthaltsqualität aufweisen.

Multimodal

Die meisten Personen benutzen nicht nur ein, sondern mehrere Verkehrsmittel und sind somit multimodal unterwegs. Zürich will beispielsweise mit einer stärkeren Vernetzung der Verkehrsmittel die Multimodalität fördern. Dazu treibt die Limmatstadt zusammen mit Basel und Bern die Entwicklung einer Mobility-as-a-Service-App voran.

Städtische Verwaltung

Zu guter Letzt will die Stadt bei den eigenen Mitarbeitenden ansetzen. Ein Mobilitätskonzept soll den 28'000 Personen im Dienste Zürich das Velofahren, Zu-Fuss-Gehen und Nutzen des ÖVs auf dem Arbeitsweg und bei Dienstfahrten schmackhaft machen.

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