Reisen mit Bahn und Velo: Es ist und bleibt kompliziert

Der Velotourismus erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Dabei spielt der Veloverlad im öffentlichen Verkehr eine wichtige Rolle. Nur wird dieser von der Schweiz ins benachbarte Ausland einmal mehr komplizierter.

Pete Mijnssen ist Chefredaktor des Velojournals.

Pete Mijnssen, Chefredaktor (pete.mijnssen@velojournal.ch)
Reisen, 20.03.2024

Der Veloselbstverlad in der Schweiz gestaltet sich, abgesehen von den Einschränkungen mit der saisonalen Reservationspflicht auf Intercity-Zügen, relativ simpel. Billett lösen und Veloplatz reservieren.

Ob das dann im Zug auch funktioniert, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Denn oft sind die dafür reservierten Plätze mit allerlei Gepäck vollgestellt. Aber hey, wir Velofahrenden zahlen gerne für unseren Stellplatz, sind gut im Improvisieren und können uns meistens mit den anderen Fahrgästen verständigen.

Komplizierter wirds, wenn ein Velobillett für eine Reise ins benachbarte Ausland gekauft werden soll. Dort heisst es nun am SBB-Schalter (oder übers Internet): Wir verkaufen keine Velo-Direktbillette mehr nach Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich! Auf Nachfrage erklären die SBB, dass «durch die Modernisierung des SBB-Buchungssystems für internationale Reisen vorübergehend keine internationalen Velobillette und -reservationen über die SBB-Verkaufskanäle gebucht werden können».

Buchungen für die internationale Velomitnahme sollten im Verlauf des Jahres aber wieder möglich werden, versprechen die Bundesbahnen. In der Zwischenzeit sollen Velobillette direkt bei den jeweiligen Partnerbahnen gebucht werden.

Pauschalpreis fällt weg

Der Bahnkunde kann nun zwar ein grenzüberschreitendes Billet bei den SBB kaufen, aber kein Velobillett? Genau so ist es, bestätigt Reto Schärli von der Medienstelle: «In der Zwischenzeit empfehlen wir, Reise- und Velobillette bei derselben Partnerbahn-Verkaufsstelle zu kaufen, da bei einigen Zügen die Veloplatzreservation nur zusammen mit dem Billettkauf erfolgen kann.»

Zudem hat der Internationale Eisenbahnverband (UIC) die Preise für Velobillette und -reservierungen neu festgelegt und vereinheitlicht. Seit dem 10. Dezember 2023 wird der bisherige Pauschalpreis für den internationalen Veloselbstverlad streckenbasiert berechnet. Dadurch werden kürzere Strecken günstiger, längere jedoch teurer. 

«Buchen Sie doch einen Flug, das ist einfacher.» 

Der Veloverlad ist im grenzüberschreitenden Schnellverkehr also komplizerter geworden. Das bestätigen auch die Bahnbetreiber. Die modernen Züge sind zwar komfortabel und klimatisiert, verfügen allerdings nur über beschränkten Platz für den Veloselbstverlad. Verpackt kann das Velo mit Einschränkungen mitfahren. Eine Empfehlung? Auf Verbindungen mit mehr Halten auszuweichen, bei denen die Velomitnahme meist problemlos und auf Regionalzügen oft auch gratis sei. 

Grundsätzlich gewährleistet

Blicken wir noch kurz auf das Jahr 2009 zurück. Damals verabschiedete das europäische Parlament ein Gesetz, wonach alle Bahngesellschaften verpflichtet sind, länderübergreifend für einen Fahrradtransport in ihren Zügen zu sorgen. Inzwischen wurden die Passagierrechte im Bahnbereich revidiert und sind seit dem Juni letzten Jahres in Kraft. Das nun gültige Gesetz besagt unter anderem:

• Fahrgäste haben Anspruch auf die Mitnahme von Fahrrädern im Zug.

• Bei der Beschaffung von neuen Fahrzeugen stellen Eisenbahnunternehmen sicher, dass es in Zugbildungen mit diesen Fahrzeugen eine angemessene Anzahl (mindestens 4) von Fahrradstellplätzen gibt. 

Grundsätzlich ist also alles klar. Nur im Jahr 2024 beim Veloverlad ins Ausland nicht. Ist es wieder mal komplizierter, bis es wieder einfacher wird? Was sagte eine überforderte SBB-Kundenbetreuerin dem entnervten Velofahrer, der ein Auslandbillett lösen wollte: «Buchen Sie doch einen Flug, das ist einfacher.» 

Radreisende geben viel Geld aus

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat Zahlen zu Radreisen-Ausgaben erhoben. Menschen, die im Urlaub Rad gefahren sind, geben demnach im Schnitt rund 123 Euro pro Person und Tag aus. Schweiz Mobil hat diese Kosten letztmals 2019 erhoben und kommt auf ähnliche Ergebnisse. Auf Mehrtagestouren gaben Radtouristen rund 190 Franken pro Person und Tag aus.

Auf den Routen von Schweiz Mobil wurde 2019 ein Umsatz von mehr als 1,3 Milliarden Franken für Transport, Beherbergung und Verpflegung generiert. Auf Tagesausflügen sind es rund 40 Franken pro Person und Tag. Der Umsatz verdoppelte sich im Vergleich zur letzten Erhebung (2013: 730 Mio. Fr. Umsatz).

Weitere Informationen: Reiseempfehlungen SBB

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