Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Ratgeber,
02.02.2023
Immer mehr Velos sind mit Zahnriemen anstelle der Kette unterwegs. Aus gutem Grund: Der Riemen muss nicht geölt werden, verursacht keine schmutzigen Hosen und hält erst noch länger als der Standardkettenantrieb.
Marius Graber,
Redaktor
(marius.graber@velojournal.ch)
Ratgeber,
02.02.2023
Immer mehr Velos mit Nabenschaltung werden mit Zahnriemen ausgestattet. Und das aus gutem Grund. (Foto: ZVG)
Als vor gut zwölf Jahren Gates ihren neu entwickelten Zahnriemenantrieb auf den Markt brachte, war die Skepsis gross.
Unterdessen ist der Zahnriemen bei qualitativ höherwertigen Velos mit Getriebeschaltungen zum Standard geworden, insbesondere auch bei Elektrovelos.
In der oberen Preisklasse wird derzeit fast jedes zweite Pendler-E-Bike mit Zahnriemen gekauft. Doch auch bei Alltags- und Tourenradlern und -radlerinnen ist der Riemenantrieb hoch im Kurs.
Aus gutem Grund: Der Zahnriemen ist gegenüber der Kette viel wartungsärmer, da er nicht geölt werden muss. Dadurch entfällt vor allem bei intensivem Allwettereinsatz viel Pflegeaufwand.
Zudem wird das Velo weniger verdreckt. Die Gefahr, sich die Hose schmutzig zu machen, ist gebannt. Die Lebensdauer eines Riemenantriebes ist um ein Vielfaches höher als jene eines Kettenantriebs.
Etwas Pflege tut jedem Zahnriemen gut. (Foto: Marius Graber)
Der Riemen ist zwar wartungsarm, doch etwas Pflege tut auch ihm gut. So lohnt es sich, ihn von Zeit zu Zeit mit Wasser, allenfalls etwas Spülmittel und einer Bürste zu reinigen.
Beim Gates-Riemen ist es dabei besonders wichtig, dass die Mittelrille gut ausgebürstet wird. Von Verschmutzungen befreit, steigt die Lebensdauer des Riemens, die Neigung zu Geräuschentwicklung sinkt.
Ein Velo mit Zahnriemenantrieb kostet in der Anschaffung ungefähr 300 Franken mehr als ein identisches mit Kettenantrieb. Gegenüber diesem sind Riemen und Riemenscheiben zirka drei Mal teurer.
Der Kettenantrieb muss jedoch ungefähr drei Mal häufiger ersetzt werden. Grob gerechnet sparen Vielfahrende daher mit dem Riemenantrieb längerfristig Geld, weil die Arbeit für das Ersetzen des Antriebs weniger oft bezahlt werden muss.
Wer das Velo nur gelegentlich braucht, wird den Spareffekt nicht erreichen.
Zahnriemen haben eine lange Lebensdauer. (Illustration: tnt-graphics)
Erfahrungen zeigen, dass Zahnriemen gegenüber einer Kette die zwei- bis vierfache Lebensdauer haben. Wie bei der Kette hängt die Lebensdauer davon ab, wie stark der Riemen während der Fahrt verschmutzt und wie er gepflegt wird.
Wenn der Zahnriemen quietscht, ist er meist verschmutzt. (Illustration: tnt-graphics)
Der Riemenantrieb läuft praktisch geräuschfrei. Tauchen Quietschgeräusche auf, so kann dies auf einen verschmutzten Riemen hindeuten.
Mit einer gründlichen Reinigung sollten die Geräusche wieder verschwinden. Ist das nicht der Fall, muss von einer Werkstatt überprüft werden, ob die vordere und hintere Riemenscheibe exakt aufeinander ausgerichtet sind.
Mit einem Riemenspannungsmessgerät überprüft man die korrekte Spannung. (Foto: Marius Graber)
Beim Riemen ist die exakte Spannung entscheidend für den Leichtlauf und den Verschleiss. Ist die Spannung zu niedrig, steigt der Verschleiss, weil der Riemen dann nicht schön in die Riemenscheiben eingreift.
Im Extremfall kann es gar zum Überspringen kommen, was den Riemen beschädigt. Ist die Spannung zu hoch, läuft der Riemen streng, und die Rad- und Tretlager werden unnötig belastet.
Die korrekte Spannung kann mit einem Riemenspannungsmessgerät überprüft werden.
Scherbelastungen schaden dem Zahnriemen am Fahrrad. (Illustration: tnt-graphics)
Um den hohen Spitzenbelastungen zu widerstehen, sind die Riemen für Fahrräder und E-Bikes mit Carbonfasern verstärkt. Diese sind sehr zug-, jedoch nicht biegeresistent.
So können sie verletzt werden, wenn der Riemen geknickt wird oder sie Scherbelastungen ausgesetzt sind (z. B. wenn beim Ein- und Ausbau des Hinterrades nicht vorsichtig gearbeitet wird).
Sind die Zähne des Riemens spitz, sollte er ersetzt werden. (Foto: ZVG)
Verschleiss am Zahnriemen lässt sich daran erkennen, dass die Zähne des Riemens langsam spitz zulaufen und in den Vertiefungen der Riemenscheiben Spiel haben.
Ein deutliches Zeichen für einen verschlissenen Riemen ist es zudem, wenn dieser auszufransen beginnt oder wenn in Zahnvertiefungen Risse zu erkennen sind.
An den Riemenscheiben ist der Verschleiss erkennbar, wenn die Zähnespitzen scharfkantig werden. Die Anbieter Veer und Haberstock empfehlen einen Wechsel bei Anzeichen für einen verschlissenen Riemen. So könnten mit einem Set Riemenscheiben zwei Riemen gefahren werden, bis alle Komponenten getauscht werden müssen.
Gates empfiehlt, bei deutlichen Verschleisszeichen die hintere Riemenscheibe zu ersetzen und den Riemen in entgegengesetzter Laufrichtung zu montieren. So kann die Nutzungsdauer des Systems verdoppelt werden.
Damit ein Velo mit einem Zahnriemen ausgerüstet werden kann, muss es einerseits über eine Getriebeschaltung verfügen, andererseits sollte der Rahmen für den Zahnriemen ausgelegt sein:
Dafür muss die Distanz zwischen Hinterradachse und Tretlagerwelle eingestellt werden können, um die korrekte Riemenspannung zu erreichen. Und das hintere Rahmendreieck braucht eine Öffnung, damit der Riemen eingefügt werden kann.
Beim Veer «Split Belt», der wie eine Kette am Velo verschlossen werden kann, entfällt die Notwendigkeit des Hinterbaus, der sich öffnen lässt, wodurch er bei gewissen Velos nachgerüstet werden kann.
Gibt es auch Nachteile? (Illustration: tnt-graphics)
Die Nachteile des Riemens sind zum einen der höhere Anschaffungspreis, zum andern die höheren Kosten beziehungsweise die Einschränkungen, wenn die Übersetzung und damit die Auslegung der Gänge angepasst werden soll.
Das geht bei der Kette, die sehr einfach gekürzt oder verlängert werden kann, schneller und kostengünstiger. Ein unterwegs gerissener Riemen kann nicht wie eine Kette repariert, sondern muss ersetzt werden.
Den passenden Riemen findet man nicht überall, sodass es sich auf Veloreisen lohnt, sicherheitshalber einen Ersatzriemen mitzunehmen.
Wenn bei Velos und E-Bikes von Zahnriemen gesprochen wird, ist praktisch immer der Antrieb der amerikanischen Firma Gates gemeint.
Diese hat vor rund 12 Jahren einen Riemen mit Carbonverstärkung auf den Markt gebracht, was die Technologie beim Velo aufgrund der hohen auftretenden Spitzenbelastungen erst markttauglich gemacht hat.
Derzeit hat der Gates-Zahnriemen eine dominante Stellung auf dem Markt. Es gibt jedoch noch weitere Produkte von den Firmen Veer und Haberstock.
Diese sind allerdings noch kaum an Serienvelos zu finden. Vor einiger Zeit bot Continental ein Riemensystem an. Es wurde jedoch wieder vom Markt genommen.
Carbonfaserverstärkter Kunststoffriemen, 14 mm breit, Teilung 7,8 mm, Zähnetiefe 3,5 mm, drei Standardlängen sowie Riemen nach Mass erhältlich. Shimano-, Enviolo- und Rohloff-Nabenschaltungen, Riemenscheiben aus Edelstahl und Aluminium.
Kann dank des verschliessbaren Riemens auch an Velos eingesetzt werden, die nicht für Riemenantrieb ausgelegt sind.
Kosten Komplettset*: ca. 400 Franken
Kosten Ersatzriemen: ca. 120 Franken
Carbonfaserverstärkter Kunststoffriemen, 7 mm breit, Teilung 14 mm, in 4 Längen erhältlich. Shimano-, Enviolo-, Rohloff-, Pinion-Nabenschaltungen, Riemenscheiben aus Edelstahl und Aluminium.
Dank der groben Zahnung und grossen Zähnetiefe kann der Riemen mit sehr wenig Spannung gefahren werden. Beschränkte Auswahl an Riemenlängen.
Kosten Komplettset*: ca. 250 Franken
Kosten Ersatzriemen: ca. 90 Franken
Carbonfaserverstärkter Polyurethan-Riemen, 12 mm breit, Teilung 11 mm, Zähnetiefe 5 mm, 23 unterschiedliche Längen. Shimano-, Enviolo- und Rohloff-Nabenschaltungen, Pinion-Tretlagergetriebe, Singlespeed. Riemenscheiben aus Edelstahl oder Aluminium.
Topprodukt für alle Anwendungen. Grösste Auswahl an Riemenscheiben und Riemenlänge. Gemäss Gates 3-mal längere Lebensdauer als mit Kettenantrieb.
Kosten Komplettset*: ca. 330 Franken
Kosten Ersatzriemen: ca. 109 Franken
Carbonfaserverstärkter Kunststoffriemen, 12 mm breit, Teilung 11 mm, Zähnetiefe 5 mm, 11 unterschiedliche Längen. Shimano- und Enviolo-Nabenschaltungen. Riemenscheiben aus Stahl und Aluminium.
Nutzung bei E-Bikes mit Mittelmotor bis max. 50 Nm Drehmoment. Gemäss Gates ca. 2-mal längere Lebensdauer als mit Kettenantrieb.
Kosten Komplettset*: ca. 220 bis 250 Franken
Kosten Ersatzriemen: ca. 80 Franken
Carbonfaserverstärkter Kunststoffriemen, 12 mm breit, Teilung 11 mm, Zähnetiefe 5 mm, 10 unterschiedliche Längen. Shimano- und Enviolo-Nabenschaltungen, vordere Riemenscheibe aus Kunststoff, hintere Riemenscheibe aus verzinktem Stahl.
Für urbanen Gebrauch und E-Bikes mit Hinterradmotoren. Gemäss Gates ca. 1,5- bis 2-mal längere Lebensdauer als mit Kettenantrieb.
Kosten Komplettset*: ca. 160 Franken
Kosten Ersatzriemen: ca. 50 Franken
* Riemen, Riemenscheibe vorne und hinten
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