Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
News,
05.06.2023
Was die Entwicklung des Veloverkehrs betrifft, sprechen der Mikrozensus Mobilität und Verkehr und Messungen der Stadt Zürich eine andere Sprache. Die grösste Schweizer Stadt sieht sich auf Kurs. Doch es gibt auch Kritik.
Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
News,
05.06.2023
Steht der Veloverkehr in der Stadt Zürich still oder entwickelt er sich positiv? (Foto: Claudio Schwarz, Unsplash)
Im April haben die Bundesämter für Statistik (BfS) und Raumentwicklung (ARE) die Ergebnisse des neusten Mikrozensus Mobilität und Verkehr veröffentlicht. Darin wird das Mobilitätsverhalten der Schweizer Bevölkerung abgebildet.
Das «observatoire universitaire du vélo et des mobilités actives» (Ouvema) der Universität Lausanne nahm den Mikrozensus als Basis für eine Auswertung des Veloverkehrs in verschiedenen Schweizer Städten.
Die Stadt Zürich kam darin nicht gut weg. Eine von Ouvema-Co-Direktor Patrick Rérat veröffentlichte Grafik zeigt gar einen Rückgang der von der Stadtbevölkerung zurückgelegten Velofahrten zwischen den Jahren 2015 und 2021.
Womit die Frage aufkam, ob die Stadt ihre Ziele zur Förderung von umweltfreundlichen Mobilitätsformen erreichen kann.
In den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 habe sich die Verkehrsmittelnutzung tendenziell vom ÖV hin zu den individuellen Verkehrsarten Fuss, Velo und Auto verschoben.
Hauptsächlich habe der Verkehr aber einfach abgenommen, weil viele Menschen vermehrt zu Hause geblieben seien, schreibt Tiefbauamt der Stadt Zürich am 5. Juni in einer Medienmitteilung.
Stadträtin Simone Brander sagt: «Der von der Pandemie geprägte Mikrozensus 2021 kann zur Überprüfung des Verlagerungsziels der Städteinitiative nicht sinnvoll interpretiert werden. Beim letzten Mikrozensus aus dem Jahr 2015 waren wir noch auf Kurs. Aufgrund der Pandemiesituation sieht es so aus, als ob wir kaum etwas erreicht hätten. Das entspricht nicht der Realität.»
Die Grafik der Stadt Zürich zeigt das mittlere Tagesaufkommen des Veloverkehrs an den automatischen Zählstellen auf Stadtgebiet. (Grafik: Stadt Zürich)
Gemäss Nicola Nübold vom Tiefbauamt ist die Aussage, dass der Veloverkehr in Zürich zurückgegangen sei, nicht richtig. «Die methodisch korrekte Aussage wäre: Beim Zürcher Veloanteil lässt sich anhand der vorliegenden Stichproben zwischen 2015 und 2021 kein Unterschied feststellen», erklärt die Expertin gegenüber Velojournal.
Der Grund dafür sei, dass der Unterschied von 0,8 % im Überschneidungsbereich der Vertrauensintervalle liege und damit statistisch nicht signifikant sei.
Die automatischen Messungen der Velofrequenzen in der Stadt Zürich unterstützen Nübolds Aussage. So werden von den Zählstellen seit 2016 jährlich mehr Velos erfasst.
Mit Ausnahme des wetterbedingten Knicks – viele Regentage im Frühling und Sommer 2021 – zeigt die Kurve laufend nach oben. Der Veloverkehr entwickelt sich demzufolge stärker als etwa der motorisierte Individualverkehr auf Stadtgebiet.
In seiner Medienmitteilung hält das Tiefbauamt fest, dass seit dem Start der Velozählungen auf dem Gebiet der Stadt Zürich noch nie so viele Fahrräder gezählt wurden wie im Jahr 2022.
«Das Ziel, den Anteil des ÖV, des Fuss- und des Veloverkehrs am Modalsplit zu erhöhen, darf deshalb weiterhin als erreichbar eingestuft werden und steht auch künftig im Zentrum der städtischen Mobilitäts- und Verkehrspolitik», bilanziert Tiefbauvorsteherin Simone Brander.
Für Umverkehr hingegen ist die Limmatstadt alles andere als auf Kurs. Die Stadt mache es sich zu einfach, wenn sie die Schuld allein auf Corona abschiebe, kritisiert die Umweltorganisation, die zusammen mit weiteren Verbänden die «Stadtklima-Initiativen» lanciert hat.
«Es war bereits absehbar, dass die Ziele verfehlt werden», kritisiert Umverkehr-Geschäftsleiter Silas Hobi. So habe Zürich während der Coronapandemie etwa versäumt, den Veloverkehr mit Pop-up-Radwegen zu fördern, wie das andere Städte getan haben.
«Die Zahlen zeigen schonungslos auf, dass die Verwaltung den gesetzlichen Auftrag nicht ernst genommen hat. Die Förderung des ÖV, Fuss- und Veloverkehrs ging in den letzten zehn Jahren viel zu zögerlich voran.»
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