Velofreundliche Tramgleise? Geht das überhaupt?

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Deshalb wollen wir nochmals kurz zurückblicken, und sehen was sich in der Velowelt getan hat und welche Themen uns bewegten.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 27.12.2022

Die Stadt Basel versucht, Tramgleise velofreundlich zu machen. Der Pilotversuch muss aber nach nur einem Jahr bereits mehrere Monate pausieren.

Zürich hat längst aufgegeben.Tramgleise stellen eine erhebliche Unfallgefahr für Velofahrende dar. Gerade bei sogenannten Kaphaltestellen erhöht sich die Unfallgefahr drastisch. Um die Velowege sicherer zu machen, experimentiert die Stadt Basel mit speziellen Gummiprofilen in den Schienen. Die besondere Füllung hält dem Gewicht von Velofahrenden stand, lässt sich aber problemlos von einem Tram befahren. Soweit die Idee.

Auf die Strasse, fertig, los

Bereits im Jahr 2019 wurde deshalb auf dem Areal einer Baufirma in Füllinsdorf ein rund 50 Meter langes Gleissystem gebaut, um die Gummiprofile zu testen. Seit Ende 2021 sind die Profile an der neu gestalteten Tramstation Bruderholzstrasse im Einsatz, um zu prüfen, ob das Modell auch in der Praxis tauglich ist.

Gummi hält nicht stand

Im Pilotbetrieb zeigte sich rasch, dass die velofreundlichen Tramgleise viel Unterhalt benötigen. Nach wenigen Wochen waren die Profile durch die hohe Belastung beim Bremsen und Anfahren der Trams an einigen Stellen bereits eingedrückt oder wiesen Löcher und Risse auf. Die Gummiprofile mussten deshalb jeweils im Frühling und im Sommer 2022 ersetzt werden. Basel hätte sich gewünscht, die Profile hätten ein Jahr lang gehalten und mit der jährlichen Wartung der Gleise ausgewechselt werden können.

Vom Regen in die Traufe

Ende 2022 muss der Testbetrieb nun pausieren. Durch die Risse im Gummi kann Wasser in die Profile eindringen. Das Baudepartement und die Basler Verkehrsbetriebe befürchten deshalb, dass das Wasser in den Profilen bei Minusgraden zu Eis gefrieren könnte. Dies könnte dazu führen, dass die Trams entgleisen. Deshalb wird der Versuch mit den velofreundlichen Tramschienen bis zum kommenden Frühling pausiert.

Es ist knifflig

Versuche mit velofreundlichen Tramschienen sind nicht neu. Breites im Jahr 2013 hat die Stadt Zürich ein ähnliches System getestet. Die Versuche wurden aber eingestellt, da die Profile zu häufig hätten ausgewechselt werden müssen. Ausserdem waren die befüllten Schienen aus Sicht der Zürcher Verkehrsbetriebe ungenügend und sind deshalb nicht mehr im Einsatz. Seit dem Zürcher Versuch wurden die Gummiprofile vom Hersteller Dätwyler verbessert. Ob sie dem Dauerbetrieb tatsächlich standhalten können, wird sich wohl erst noch zeigen.

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