Basel testet velofreundliche Schienen

Kaphaltestellen sind eigentliche Velofallen. Um die Fahrt entlang der hohen Haltekanten sicherer zu machen, testet der Kanton Basel-Stadt zusammen mit dem Verkehrsbetrieben und Pro Velo ein neues Gleissystem.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
14.08.2019

Für Menschen im Rollstuhl, ältere Personen oder Kinderwagen schiebende Väter sind Kaphaltestellen eine praktische Sache. Das Trottoir ist dort erhöht, was einen hindernisfreien Einstieg ins Tram ermöglicht.

Was die einen freut, ist für die anderen weniger toll. Führt nämlich ein Radweg entlang einer hohen Haltekante bei einer Kaphaltestelle, wird’s für die Velofahrenden ungemütlich. Fährt man zu weit rechts, kann das Pedal am Trottoir ankommen. Fährt man zu weit links, läuft man Gefahr, mit den Rädern in die parallel zur Fahrbahn verlaufenden Schienen zu geraten. Beide Fälle können mit einem Sturz enden.

Velofreundliche Gleise

Basel-Stadt will darum Kaphaltestellen für die Durchfahrt mit Velos sicherer machen. Zusammen mit den Basler Verkehrsbetrieben (BVB) testet der Kanton in den Herbstferien ein velofreundliches Gleissystem. Auf dem Areal einer Baufirma in Füllinsdorf / BL wird ein rund 50 Meter langes Gleissystem eingebaut.

Die Schienenrille der Gleise ist mit einem Gummiprofil gefüllt. Das Tram drückt den Gummi zusammen und kann die Gleise normal befahren. Dem Gewicht eines Fahrrads hält die Füllung aber Stand, sodass die Velopneus nicht zwischen die Schienen geraten können.

Velofreundliches Gleis der Firma Dätwyler.Wenn die Spurrille gefüllt ist, stellen die Schienen für Velofahrende keine Gefahr mehr dar. 

Der Test soll zweistufig erfolgen. Zuerst werden die velofreundlichen Gleise auf dem Areal unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausprobiert. Pro Velo ist involviert und wird dem Kanton sowie der BVB Rückmeldungen geben.

Sollten die ersten Versuche zufriedenstellend verlaufen, wird das System an einer Haltestelle in Basel-Stadt eingebaut. Aufgrund der dafür notwendigen Bewilligung des Bundesamts für Verkehr könne der Test unter Trambetrieb aber erst 2021 stattfinden, schreibt der Kanton in einer Medienmitteilung.

Tests führten nicht zum Erfolg

Versuche mit velofreundlichen Schienen sind nicht neu. Die Stadt Zürich testete ein ähnliches Systems bereits im Jahr 2013. Während es für die Velofahrenden eine klare Verbesserung bedeutete, waren die Gleise aus Sicht der Verkehrsbetriebe ungenügend.

Das Gummiprofil hielt den Tramüberfahrten zu wenig lang Stand. Im Dauerbetrieb hätte es damit bereits nach kurzer Zeit ausgewechselt werden müssen, was zu teuer ist.

Das Unternehmen, das die velofreundlichen Schienen entwickelt hat, scheint seither aber einen guten Schritt weitergekommen zu sein. Auf der Fachmesse Innotrans wurde vergangenes Jahr eine neu entwickelte Lösung vorgestellt. Diese soll nun in Basel ausprobiert werden.

Fotos: Pro Velo beider Basel, ZVG