Gewinnspiel verbessert die Infrastruktur

Im September ist Pro Velo ein guter Start mit der Aktion Cyclomania geglückt. Die Challenge soll aber nicht nur Menschen fürs Radfahren begeistern, sondern auch Hinweise zur Verbesserung der Infrastruktur liefern.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 06.11.2020

Im September hat erstmals die Veloförderaktion Cyclomania von Pro Velo stattgefunden. 80 Gemeinden haben sich im Rahmen von 19 regionalen Challenges daran beteiligt. Obwohl die App mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen hatte, kann die Aktion laut Pro Velo als Erfolg betrachtet werden.

Abgesehen davon, dass Cyclomania mehr Leute aufs Velo bringen soll, leistet das Gewinnspiel über seine App auch einen Beitrag zur Verbesserung der Veloinfrastruktur. Die App verwendet ein Trackingsystem, welches das Mobilitätsverhalten der Teilnehmenden aufzeichnet. Im Anschluss werden diese Daten anonymisiert verarbeitet bzw. ausgewertet und den beteiligten Gemeinden zur Verfügung gestellt.

Bei der ersten Austragung kamen dieses Jahr Daten von 6300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen. Die so generierten Daten haben einen klaren Mehrwert gegenüber herkömmlichen Erhebungen, weil sie nicht nur die Velofahrten an ausgewählten Punkten erfassen, sondern Auskunft über zurückgelegte Wegstrecken geben können. «Die Stadt Winterthur veredelt im Rahmen eines Smart City Pilotprojektes diese neuen Daten, um die Datengrundlage im Bereich Veloverkehr gezielt verbessern zu können», sagt Adrian Habegger, Projektleiter Verkehr der Stadt Winterthur.

Wie werden Velo-Daten generell erfasst?

Weit verbreitet seien sogenannte Induktionsschlaufen, die in die Fahrbahn eingelassenen werden und so das Metall der Velos detektierten, erläutert Habegger. Bei Systemen, die mit Luftdruck arbeiteten, würden jeweils zwei unter Druck stehende Schläuche in Fahrtrichtung quer in die Fahrbahn eingelassen. «Daneben existieren auch videobasierte Systeme, die vor allem an Knoten mit unterschiedlichen Fahrbeziehungen ihre Stärken ausspielen können und die Methode Seitenradar, bei welcher die Velos mittels Radar detektiert werden sollen», führt er weiter aus.

«Die Stadt Winterthur veredelt im Rahmen eines Smart City Pilotprojektes diese neuen Daten, um die Datengrundlage im Bereich Veloverkehr gezielt verbessern zu können.»

Allerdings seien diese Methoden nicht ganz fehlerfrei: «Velozählschlaufen beispielsweise haben hohe Anforderungen an die Platzierung, da sie nicht von anderen Verkehrsteilnehmern überfahren werden dürfen – Stichwort: Fehlmessungen.» Etwas flexibler bezüglich Platzierung sei ein Seitenradar. «Sind Velofahrende jedoch in Gruppen unterwegs, was häufiger der Fall ist, verdecken sie sich gegenseitig, sodass die Schlaufe wie auch der Radar unter Umständen nur ein einziges Objekt erkennt.»

Hier könnten optische Systeme zwar Abhilfe schaffen. Doch diese hätten ihrerseits Probleme bei schwierigen Verhältnissen wie Regen und Schneefall oder bei Nebel. Sehr präzise seien dagegen die sogenannten Druckschläuche, die sich aber vor allem für Radwegen und weniger für das städtische Umfeld eigneten. «Entsprechend sind manuelle Erhebungen zum Veloverkehr in den meisten Situation noch immer zu bevorzugen», bilanziert der Projektleiter.

«Die GPS-Daten, erfasst durch eine App, ermöglichen Aussagen über ein grosses Gebiet.»

Wie funktioniert es mit dem Tracking?

Das Trackingsystem der Cyclomania-App funktioniert sehr ähnlich wie das von bekannten Sport-Tracking-Apps. Die durch die App erfassten GPS-Punkte werden auf das Strassennetz umgelegt, womit diese Daten visualisiert werden können.

Damit der Datenschutz gewährleistet werden kann, werden nur Strecken ausgewertet , die mehr als 10 Personen pro Tag passieren. Die aufbereiteten Daten gehen an ein externes Ingenieurbüro, welches die sogenannten Streckendaten auswertet.

Der Vorteil dieser Methode lägen auf der Hand, sagt Adrian Habegger. «Die GPS-Daten, erfasst durch eine App, ermöglichen Aussagen über ein grosses Gebiet. Daten von Zählstellen, die an einigen wenigen Orten im Netz liegen, aber nur für ihren jeweiligen Standort.»

Die Daten der Cyclomania-Challenge sind zwar nicht repräsentativ. Dennoch erlauben sie interessierten Städten und Gemeinden, Einblick in das Fahrverhalten der Einwohnerinnen und Einwohner auf bestimmten Strecken zu erhalten.

Wie nutzt Winterthur die Daten?

«Die Stadt Winterthur nutzt die von der App erfassten und auf das Strassennetz umgelegten Daten für einen Velobelastungsplan», sagt Projektleiter Habegger. Die generierten Daten gingen im Fall von Winterthur an ein externes Ingenieurbüro, das die Daten anhand von parallel zur Cyclomania-Aktion durchgeführten Erhebungen zu einem Velobelastungsplan hochrechnet.

Die so entstandene Datengrundlage habe nicht den Anspruch, die exakte Situation abzubilden, führt Adrian Habegger aus. Allerdings biete sie für die Planung wertvolle Einblicke auf die Zahl und Routenwahl der Velofahrenden in Winterthur. So ermöglichten die Daten Hinweise darauf, wo bei künftigen Planungen ein besonderes Augenmerk auf den Veloverkehr gelegt werden soll. Ferner könne die Wirkung bereits umgesetzter Massnahmen aufgezeigt werden.

«Die Daten geben Hinweise darauf, aus welchen Richtungen Velofahrer auf neuralgische Knotenpunkte zusteuern und wie sich die Fahrten anschliessend wieder verästeln. Die Streckendaten zeigen beispielsweise, dass viele Fahrten von der Wylandbrücke in Richtung Anton-Graff-Strasse fortgesetzt werden und umgekehrt. Allerdings fehlt am Knoten Anton-Graff ein Veloinfrastrukturangebot zur fahrenden Querung der Zürcherstrasse.» Diese neue Informationen sollen entsprechend in die künftige Planung einfliessen und den Bedarf für Massnahmen zur Weiterentwicklung der Veloinfrastruktur aufzeigen, so Habegger.

 

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