Flexibles Zugabteil für Velos

Die Schweizerische Südostbahn (SOB) hat ein Zugabteil getestet, das sich je nach Bedarf in eine Velo- und Gepäckzone verwandeln lässt – mit Erfolg. Nun soll das smarte System weiterentwickelt werden.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 12.05.2025

Die Velomitnahme im Zug boomt – und stellt Bahnen zunehmend vor logistische Herausforderungen. Besonders im Pendel- und Freizeitverkehr schwankt der Platzbedarf je nach Tageszeit, Wetter oder Saison. Die Innenausstattung der Züge bleibt jedoch meist starr. Nicht so bei der Schweizerischen Südostbahn (SOB): Sie hat mit einem flexiblen Sitzabteil eine innovative Lösung getestet und will nun weitergehen.

Sitzplatz oder Velostellplatz? Bei der SOB geht beides

In einem einjährigen Pilotprojekt rüstete die SOB gemeinsam mit dem Ostschweizer Unternehmen Erfindergeist einen Flirt-Zug mit einem besonderen Abteil aus: Vier klassische Sitze lassen sich mit wenigen Handgriffen zu einer Stellfläche für Velos, Kinderwagen oder Gepäck umfunktionieren. Das Abteil war im Regional- und Fernverkehr unterwegs und kam gut an.

Fahrgäste gaben aktiv Rückmeldung

Per QR-Code, Online-Umfrage oder direkt im Zug: Die SOB bezog ihre Fahrgäste aktiv in das Projekt ein. Die Rückmeldungen waren konstruktiv und grösstenteils positiv, heisst es bei der Bahn Viele Reisende schätzten die zusätzliche Flexibilität, besonders bei spontanen Veloausflügen oder Familienreisen mit viel Gepäck.

Nächste Phase: IFiZ+ mit intelligenter Videoanalyse

Nach dem Erfolg des Pilotprojekts folgt nun der nächste Schritt. Das Folgeprojekt IFiZ+ bringt Künstliche Intelligenz ins Spiel. Mithilfe von Video-Objekterkennung will die SOB künftig erkennen, wann und wo Platz gebraucht wird und wie die Sitzflächen entsprechend vorbereitet werden können. Auch Echtzeitinformationen sollen den Reisenden helfen, freie Stellplätze im Zug gezielt zu finden. «Dank der Video-Objekterkennung lassen sich mithilfe von Echtzeit- oder Prognosedaten die flexiblen Sitze rascher umrüsten, gleichzeitig können die Kundinnen und Kunden besser informiert und gelenkt werden», so Sandra Dietsche, Projektleiterin IFiZ+ und führt weiter aus: «Kern wird das Zusammenspiel der flexiblen Abteile mit Systemen wie der Video-Objekterkennung zur verbesserten Kundeninformation und Kundenlenkung sein». Die Analyse kombiniert Videodaten mit Wetter- und Feriendaten, um Prognosen für die Auslastung zu verbessern.

Einbau in Traverso-Züge geplant

Im Rahmen von IFiZ+ soll nun eine Teilflotte der Traverso-Züge mit den flexiblen Abteilen ausgestattet werden. Die SOB prüft zudem Komfortverbesserungen wie Armlehnen oder Steckdosen in den schwenkbaren Sitzen. Für die Umsetzung will sie sich in den kommenden Monaten mit Finanzierungsgesuchen an ihre Partner wenden.

Die Bahnbranche zeigt bereits grosses Interesse. Langfristig könnten die gewonnenen Erkenntnisse auch anderen Bahnbetreibern zugutekommen – zur Freude all jener, die Zug und Velo kombinieren wollen.

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