Mit dem Projekt «E-Bike City» untersuchen Forschende der ETH Zürich und der EPFL Lausanne, wie Strassenraum zugunsten von mehr Velo- und Fussverkehr umgestaltet werden kann. An der Forschung sind insgesamt neun Professuren beteiligt. Als konkretes Beispiel dient den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Stadt Zürich.
Das Projekt läuft seit rund eineinhalb Jahren. Nun haben die Forschenden auf einer Webseite erste Ergebnisse skizziert. Laut den Forschenden sind heute mehr als 80 Prozent des Strassenraums für den motorisierten Individualverkehr sowie für Parkplätze reserviert. Für die Veloinfrastruktur steht nur 11,7 Prozent der Fläche zur Verfügung, oftmals geteilt mit dem Strassenraum für Zu-Fuss-Gehende.
Während für die sogenannte Mikromobilität – die Fortbewegung zu Fuss, per Velo, E-Bike, E-Scooter oder Lastenrad – heute nur sehr wenig Strassenraum zur Verfügung steht, sieht die Verteilung der Strassenflächen in der «E-Bike City» anders aus.
Nicht neu bauen, sondern umverteilen
Die «E-Bike City» räumt der Mikromobilität 37 Prozent des Strassenraums und damit fast viermal mehr Fläche als heute ein. «Dafür müsste kein zusätzlicher Strassenraum neu gebaut werden, sondern der bestehende würde umgebaut», heisst dazu auf der Projektwebseite.
Gemäss des Ansatzes der «E-Bike City» gehört die Hälfte des Strassenraums weiterhin der Automobilität. Die anderen 50 Prozent der Strassenfläche werden zu Velo- und Fussspuren sowie zu Grünflächen umgestaltet.
Mehr Raum für Velos und Menschen zu Fuss
Der Autoverkehr wird damit nicht aus der Stadt verbannt. Personen mit eingeschränkter Mobilität, Rettungsdienste, Handwerkerinnen und Lieferanten hätten weiterhin Zugang zu allen Gebäuden.
Anders als heute bestünde das Strassennetz aber weitestgehend aus einspurigen Einbahnstrassen.Links und rechts dieser Einbahnstrassen gäbe es dedizierte Radwege sowie Trottoirs. Die Verkehrsflächen des ÖV bleiben unverändert bestehen.
Die E-Bike-City ist ökologischer als die Autostadt von heute
Geleitet wird das Forschungsprojekt von Kay Axhausen. Als Professor für Verkehrsplanung wird er Ende Januar 2024 emeritiert, betreut das Projekt aber weiterhin.
Als Forscher habe er sich während seiner Laufbahn nie direkt in verkehrspolitische Debatten eingebracht, sagt Axhausen. Das sei nun anders und habe sehr viel mit dem Klimawandel zu tun.
«Mit Blick auf die Erderwärmung können wir in der Verkehrsplanung nicht wie bisher weitermachen. Wir brauchen neue verkehrspolitische Ideen für die Städte.» Laut Axhausen können das Velo und das E-Bike als Standardverkehrsmittel in der Stadt dienen.
«Unsere Vision ist es, dass die Stadt bequemer, leiser, grüner und gesünder wird als heute», bringt der Professor sein Engagement auf dem Punkt.