Best of Veloverkehr und -Politik

2024 passierte viel Spannendes in der Velowelt. Veloabstellplätze werden Autoparkplätzen gleichgestellt, der Kanton Zug will Mountainbiken einschränken und das Velo ist in der Stadt schneller als der ÖV.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 27.12.2024

Zum Jahresende präsentiert Velojournal die wichtigsten Meldungen zu den Themen Veloverkehr und Politik. So zeigen Studien, dass Velowege die Immobilienpreise ansteigen lassen oder dass der ÖV im Gegensatz zum Velo ziemlich langsam vorwärtskommt. Der Kanton Zug will das Mountainbiken im Wald stärker regulieren und mit der Plattform Bikeable haben Velofahrende die Möglichkeit die Veloinfrastruktur zu verbessern.

Mehr Velowege führen zu höheren Immobilienpreisen

Wohnungen und Häuser in direkter Nähe zu Velowegen haben mehr wert als Immobilien ohne direkten Anschluss an Veloinfrastruktur. Zu diesem Schluss kommen zwei britische Ökonomen in einer neuen Studie.

Eine Studie von David Hearne und Erez Yerushalmi untersucht den Zusammenhang zwischen Immobilienpreisen und Veloinfrastruktur. Die Ökonomen analysierten 253.000 Immobilienverkäufe im Großraum Manchester über neun Jahre und fanden heraus, dass Immobilien in der Nähe von Radwegen im Durchschnitt um bis zu 3 Prozent mehr wert sind. Im Zentrum von Manchester, wo Radwege in verkehrsreichen Bereichen liegen, stiegen die Preise gar um 7,7 Prozent. 

Die zwei Ökonomen plädieren dafür, den Wert einer guten Veloinfrastruktur stärker in der Stadtplanung zu berücksichtigen.

Hearne und Yerushalmi betonen, dass sie mit ihrer Studie nicht zur Gentrifizierung beitragen wollen und schlagen vor, die Wertsteigerung der Immobilien mit Steuern zu belegen, um die Veloinfrastruktur zu finanzieren.

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Parkplatz-Kompromiss: Gleichstellung von Velos und Autos

Pro Wohneinheit muss bis anhin ein Parkplatz für Motorfahrzeuge gebaut werden. Dies gilt im Kanton Zürich bald nicht mehr. Das Parkplatz-Obligatorium soll auch zugunsten von Velos ausgeführt werden können. 

Der Zürcher Kantonsrat hat am 25. November einen «Parkplatz-Kompromiss» verabschiedet, der mehr Flexibilität bei der Planung von Parkplätzen für neue Liegenschaften ermöglicht. Die Änderung des Planungs- und Baugesetzes (PBG) streicht die spezifische Vorgabe für «Motorfahrzeuge» und erlaubt stattdessen die Zuweisung von Parkplätzen für verschiedene Verkehrsmittel, einschliesslich Velos. Dadurch können Hauseigentümer Veloabstellplätze statt Auto-Parkplätze bauen. Die neue Regelung widerspiegelt moderne Mobilitätsbedürfnisse und gibt den Gemeinden mehr Spielraum bei Bau- und Zonenordnungen. Parkplätze für Autos müssen weiterhin unterirdisch oder überdacht sein, während Veloabstellplätze nicht zwingend gedeckt sein müssen. Das vereinfacht den Bau und fördert diesen potentiell. Ein weiterer Kompromiss betrifft die Verwendung von Ersatzabgaben für Parkplätze, die nun flexibel «zugunsten der Mobilität» eingesetzt werden können. Der Kantonsrat wird in wenigen Wochen final abstimmen.

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Kanton Zug schränkt Mountainbiken im Wald ein

Am 24. November hat die Zuger Stimmbevölkerung über ein neues Waldgesetz abgestimmt. Das Gesetz wurde deutlich angenommen – und hat für Mountainbikerinnen und Mountainbiker drastische Folgen.

Mountainbiken gehört zu den beliebtesten Sportarten in der Schweiz, insbesondere wegen der befahrbaren Wanderwege, die in vielen Kantonen auch für Mountainbikes zugänglich sind. Doch in einigen Kantonen, wie Zug, wird die liberale Regelung zunehmend infrage gestellt. Ein neues Waldgesetz, das Mountainbiken nur noch auf Waldstrassen und auf explizit als Bike-Routen festgelegten Strecken erlaubt, stiess bei Mountainbikern auf Widerstand. Die IG Mountainbike sammelte Unterschriften für ein Referendum, doch die Volksabstimmung vom 24. November 2024 fiel klar zugunsten des neuen Gesetzes aus: 72,8 Prozent der Stimmen waren für die restriktive Regelung. Die IG Mountainbike steht nun vor der Herausforderung, Druck auf die Verwaltung auszuüben, um attraktive Routen in den Richtplan aufzunehmen und so den Mountainbike-Sport im Kanton Zug weiterhin zu ermöglichen.

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Stadtverkehr: Von Tür zu Tür ist das Velo schneller als der ÖV

Der öffentliche Verkehr ist in Schweizer Städten nicht einmal doppelt so schnell wie die Fortbewegung zu Fuss. Ganz anders sieht es aus, wenn das Velo zum Einsatz kommt. Das besagt eine Auswertung des Thinktanks Avenir Suisse.

Der öffentliche Verkehr (ÖV) in Schweizer Städten ist gut ausgebaut, jedoch nicht besonders schnell. Laut Avenir Suisse liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit von Tram, Bus und Bahn in den zehn größten Städten bei nur 8,3 km/h, was deutlich langsamer ist als das Fahrrad (16 km/h in einer Stunde). Der Thinktank hinterfragt daher, ob die hohen Ausgaben für den städtischen ÖV sinnvoll sind. Das Fahrrad bietet Vorteile wie geringen Platzbedarf, einen kleinen ökologischen Fußabdruck und gesundheitliche Vorteile, während das ÖV-System durch häufige Haltestellen und Umstiege verlangsamt wird. Auch Staus und Wartezeiten beeinträchtigen das Tempo des ÖVs. Der Thinkthank zeigt nicht nur die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit von Tram, Bus oder S-Bahn auf, sondern versucht zu eruieren, wie schnell man in der Stadt mit dem ÖV von Tür zu Tür gelangt. Der Vergleich mit Nachbarländern zeigt, dass der Schweizer ÖV nur wenig schneller ist.

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«Gefährliche Situationen müssen vor Ort beurteilt werden»

Was passiert, wenn auf der Plattform «Bikeable» Meldungen zu Zürich erfasst werden? Der Verantwortliche für Velosicherheit bei der Stadt Zürich, Dave Durner, erklärt und sagt, was nützt und was weniger hilft. 

Dave Durner betreut mit seinem Team des Tiefbauamtes den Bikeable-Account der Stadt Zürich und beantwortet Nutzer-Meldungen zur Veloinfrastruktur. Wenn eine Meldung eingeht, prüft das Team, welche städtische Abteilung zuständig ist. Etwa zwei Drittel der Fälle betreffen den Verkehr und werden direkt bearbeitet. Bei sicherheitsrelevanten Anliegen kümmert sich Durner persönlich darum, doch sofortige Lösungen sind selten. Die meisten Vorschläge können aufgrund technischer oder rechtlicher Einschränkungen nicht oder nicht sofort umgesetzt werden, wie etwa bei der Forderung nach einem Velostreifen auf der Bergstrasse am Zürichberg.

Durner betont, dass die Stadt oft zwischen verschiedenen Interessen abwägen muss und unkonventionelle Lösungen wie die Kreuzungen in der Velostadt Groningen in der Schweiz rechtlich problematisch sind. Aber trotzdem: Je mehr Personen Rückmeldungen über Bikeable geben, desto besser kann auf die Bedürfnisse von Velofahrenden Rücksicht genommen werden und die Situation verbessert werden.

Mehr über Bikeable und Dave Durner erfahren Sie hier.

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