Die Velostrategie 2030 rollt erst an

Der Zürcher Stadtrat zieht eine Zwischenbilanz des Programms «Stadtverkehr 2025». Er zeigt noch immer ein klares Missverhältnis zwischen der steigenden Anzahl Velofahrender und spärlichen Infrastrukturverbesserungen.

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Céline Schwarz
News, 19.07.2022

Im Zuge des Bevölkerungswachstums nimmt auch das Mobilitätsbedürfnis zu. Diesem will die Zürcher Stadtregierung mit der Strategie «Stadtverkehr 2025» begegnen.

Die allgemeine Stossrichtung besteht in der Förderung des öffentlichen Verkehrs und des Fuss- und Veloverkehrs. Für die sechs gefassten Ziele zieht der Stadtrat jährlich Bilanz. Nun ist der Bericht 2021 erschienen.

Der Stadtrat hat sechs Ziele für den Verkehr bis 2025 formuliert. (Grafik: Velojournal. Bild und Daten: Stadt Zürich)

Pandemiebedingte Veränderungen

Wenngleich sich die Lage im Vergleich zum Pandemiejahr 2020 etwas normalisiert hat, ist das Verkehrsaufkommen insgesamt deutlich gesunken – allerdings nicht gleichmässig über alle Verkehrsmittel hinweg.

Gemäss den Stadtverkehrs-Zählstellen hat der motorisierte Individualverkehr 2021 gegenüber 2019 um 7 Prozent abgenommen. Noch stärker ist das Passagieraufkommen im ÖV zurückgegangen; die zurückgelegten Personenkilometer lagen 2021 um 29 Prozent tiefer als 2019. Der Fussverkehr ist im gleichen Zeitraum um 16 Prozent zurückgegangen.

Velo im Vormarsch

Nur der Veloverkehr konnte im Jahr 2020 einen Zuwachs verzeichnen. Im Jahr 2021 wurde diese Entwicklung zwar – mutmasslich aufgrund kalter und niederschlagsreicher Wetterperioden – wieder abgeschwächt. Trotzdem sind die Velofrequenzen um vier Prozent höher ausgefallen als vor der Pandemie.

Der hohe Veloanteil schlägt sich auch in der Bevölkerungsbefragung 2021 nieder: Während 11 Prozent hauptsächlich das Auto nutzen, bewegen sich 12 Prozent vor allem mit dem Velo fort.

Wenige Verbesserungen

Trotz des boomenden Veloverkehrs kann die Stadt bei der Beurteilung des Ziels «Angebot und Attraktivität von Veloverkehr verbessern» keine Meilensteine für das Jahr 2021 vorweisen. Die Effekte der Velostrategie 2030 seien erst in Ausarbeitung und würden im Bericht 2022 Eingang finden, schreibt der Stadtrat dazu erklärend.

«Nur 23 Prozent der Velofahrerinnen und Velofahrer sind mit der aktuellen Situation zufrieden.»

Unterdessen wächst der Druck. Nur 23 Prozent der Velofahrerinnen und Velofahrer sind mit der aktuellen Situation zufrieden. Deutlich mehr, nämlich 31 Prozent der Befragten, sind mit der Veloinfrastruktur unzufrieden.

Zum Vergleich: Mit der Qualität des öffentlichen Verkehrs sind 88 Prozent der Befragten zufrieden. Ebenfalls gut wird die Situation der Zu-Fuss-Gehenden bewertet: 72 Prozent der Befragten gaben die Noten fünf oder sechs.

Verbesserte Sicherheit

In seiner Medienmitteilung streicht der Stadtrat ein erfreuliches Ergebnis heraus: 2021 stelle er erstmals seit dem 2012 erfolgten Start von «Stadtverkehr 2025» einen erheblichen Rückgang der Velounfälle fest. Als mögliche Ursache erwähnt der Stadtrat das sehr schlechte Velowetter im Frühling und Sommer 2021, wodurch eher erfahrene Velofahrerende unterwegs gewesen seien, die weniger häufig verunfallten. Inwiefern die Bemühungen der Stadt auf die Unfallzahlen einen Einfluss gehabt haben, wird sich im nächsten Bericht zeigen.

Einen Jahresrückblick über die Veloförderungsaktivitäten der Stadt gibt es hier.