Rechne immer mit dem Unerwarteten

Velofahrende unterschätzen die Gefahr in Verkehrskreiseln. Das zeigt eine Befragung des Verkehrs-Clubs der Schweiz VCS und Pro Velo. Es sei daher wichtig, aufzufallen und mit Fehlern der Anderen zu rechnen, sagen die zwei Organisationen.

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21.05.2019

In jeden dritten Unfall in einem Kreisel ist ein Fahrrad involviert. Zu diesem Schluss kam eine Auswertung des Bundesamts für Strassen Astra vor einiger Zeit. Die Untersuchungen haben ferner ergeben, dass die überwiegende Mehrheit der Velounfälle in Kreiseln nicht von den Radfahrenden selbst verursacht wird.

Pro Velo und der Verkehrs-Club der Schweiz VCS haben im Rahmen der Kampagne «Fahr sichtbar» Velofahrerinnen und E-Biker danach gefragt, wie und wo sie im Kreisel die Gefahr einschätzen. «Die Resultate der Befragung zeigen grosse Unterschiede zwischen Gefahrenbewusstsein und dem tatsächlichen Unfallgeschehen», heisst es bei Pro Velo Schweiz.

Unfälle passieren am Tag

Sechs von zehn Befragten gingen davon aus, dass sich Velounfälle bei schlechter Sicht – in der Nacht, während der Dämmerung, bei schlechtem Wetter – ereigneten. Laut dem Interessenverband der Velofahrenden ist aber genau das Gegenteil der Fall: 80 Prozent der Kollisionen zwischen Auto und Fahrrad passieren am helllichten Tag.

Pro Velo und der VCS werten das als Indiz dafür, dass Radfahrende die Gefahr, von Autolenkerinnen und -lenkern übersehen zu werden, unterschätzen. Kommt hinzu: Autofahrende schauen zu wenig gut auf die schmale Silhouette eines Velos und übersehen es darum.

Gemäss Unfallstatistiken ist dies der häufigste Unfalltypmit schwer verletzten Velofahrenden: Ein Autolenker missachtet den Vortritt bei der Einfahrt in den Kreisel und kollidiert mit dem Velofahrenden, der sich bereits im Kreisel befindet.

Die Schuldfrage

Wenn es zu einem Unfall im Kreisel kommt, suchen Velofahrende die Schuld meist bei sich selbst. Sechs von zehn interviewten Radlerinnen und Radler schätzten, dass bei Kollisionen zwischen Autos und Velos im Kreisel der Fehler bei Letzteren zu suchen sei. Ein grober Irrtum: Laut Polizeiprotokollen sind Velofahrende nur in 6 Prozent der Fälle Hauptverursacher des Unfalls.

«Im Kreisel müssen Velofahrende in erhöhtem Masse mit Fehlern der anderen Verkehrsteilnehmenden rechnen», zieht Pro Velo Bilanz aus der Befragung. Der Verband rät, im Kreisel in der Fahrbahnmitte zu fahren. Handzeichen und leuchtende Farben erhöhten die Sichtbarkeit zusätzlich, so Pro Velo. Dank dieser Massnahmen übersähen Autofahrende ein Velo weniger. Und auch das Überholen eines Fahrrads im Kreisel werde durch mittiges Radeln erschwert.

www.fahr-sichtbar.ch

 


Über «Fahr sichtbar»

Die von Pro Velo Schweiz und dem VCS lancierte Kampagne «Fahr sichtbar» (Laufzeit 2018–2019) richtet sich sowohl an Velo- als auch an Autofahrende. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Velofahrenden am Tag zu erhöhen. Wie Unfallstatistiken beweisen, passieren viele Unfälle, weil Velofahrer im Verkehr nicht sichtbar genug sind oder von Autofahrern nicht gesehen werden.

 

Fotos: ZVG