Fahrradindustrie diskutiert Nachhaltigkeit

Für die Veloindustrie ist die Verkehrswende eine Chance. Am zweiten World Cycling Forum standen Themen rund um Nachhaltigkeit in Zentrum. Die Veranstaltung in der Hafenstadt Rotterdam zog viele Entscheidungsträger aus der Branche an.

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Laurens van Rooijen
12.06.2019

Hinter dem World Cycling Forum stehen die World Federation of Sporting Goods Industry (WFSGI) und das europäische Fahrradbranchenportal Bike-EU. Die Veranstaltung richtet sich an Entscheidungsträger von Velo- und Teile-Herstellern sowie Vertreter von Distributoren, Fachverbänden und Handelsorganisationen. Sie verfolgt den Zweck, den Austausch und die Vernetzung innerhalb der Branche zu fördern.

Bei der Premiere im Sommer 2017 standen in Porto der vernetzte Konsument und die vielfältigen Folgen für die Branche im Zentrum. Am 4. und 5. Juni trafen sich fast 170 Teilnehmende in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam, um darüber zu diskutieren, wie sich die Fahrradindustrie im Zentrum einer nachhaltigen Entwicklung behaupten könne.

Gut besetzte Ränge am World Cycling Forum in Rotterdam.Das zweite World Cycling Forum ging in Rotterdam über die Bühne und war auf Seiten der Referenten wie der Besucher prominent besetzt.

Chancen für die Velobranche

Der E-Bike-Boom, expandierende Sharingsysteme und das Streben grosser Städte, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren: Diese Trends im Rahmen der Verkehrswende stellen für die Velobranche eine grosse Chance dar. Zugleich locken die rosigen Aussichten aber auch branchenfremde Akteure an. Verwiesen sei hier auf die an der IAA Nutzfahrzeuge-Messe präsentierte Lastenvelo-Studie von Volkswagen oder die Leih-E-Bikes der Uber-Tochter Jump.

Prompt waren sich viele der prominenten Referenten am zweiten World Cycling Forum einig, dass die Velobranche nicht automatisch von diesen Grosstrends profitieren werde, sondern rasch aktiv werden müsse, um sich ein Stück vom Kuchen zu sichern. Wie diese Aktivitäten aussehen könnten, erklärten verschiedene Referenten aus ihrer Sicht.

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Elektronische Assistenzsysteme machen auch das Velofahren sicherer: Nach dem ABS steht ein aktiver Steuerassistent in den Startlöchern.

Mit dem blossen Verkauf der Produkte ist es für die Veloindustrie nicht getan: An ihr liegt es, das Velo als flexibles Transportmittel zu propagieren, das zu einem aktiven Lebensstil passt. Um dem Velo zu einer noch stärkeren Position im Verkehr zu verhelfen, ist auch der Aspekt der Sicherheit zentral.

Das gilt nicht nur für die Infrastruktur, sondern auch für aktive Sicherheitssysteme wie ABS oder einen Steuerassistenten, wie ihn die PON.Bike-Tochter Gazelle zusammen mit der Technischen Universität Delft entwickelt hat. Nur wenn die Nutzung des Velos für Kinder wie für Senioren sicher ist, kann dieses sein volles Potenzial entfalten. Und zu mehr Lebensqualität und flüssigerem Verkehr in den Städten beitragen.

Branchenfremde Akteure wie Uber drängen in den Fahrradmarkt. Sharing-Offensiven branchenfremder Anbieter wie der Uber-Tochter Jump sind für die Velobranche ein zweischneidiges Schwert.

Nachhaltigkeit als Ziel

Ein weiteres, zentrales Thema beim 2. World Cycling Forum war die Frage, wie die Veloindustrie selbst nachhaltiger werden könne. Mit dem Nachhaltigkeits-Beauftragten von Decathlon sowie Professoren der TU Delft und der Cambridge University widmeten sich prominente Redner diesem Thema.

Sie verwiesen darauf, dass die gesamte Zuliefer- und Fertigungskette zu beachten sei. Schritte zur Erhöhung der Recyclingquote und zur Senkung vom Wasser- und Energieverbrauch seien oft auch kurzfristig machbar, und Zulieferer könnten dabei auch voneinander lernen und Wissen austauschen. Zudem sei insbesondere in Schwellenländern ein Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen zu richten.

 

Fotos: ZVG