Veloschlösser im Test: Hat’s geknackt?

Geringes Gewicht, Textilien und eine Alarmfunktion: Velojournal hat Lifestyle- Schlösser von Hiplok, Tex-Lock und Abus einem eingehenden Test unterzogen, bei dem auch schweres Werkzeug zum Einsatz kam.

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Marius Graber (Text) / Marcel Kaufmann (Fotos)
Test, 15.08.2018

Ob das sicher ist? Das fragt man sich, wenn man das Tex-Lock-Schloss in der Hand hält. Es ist weich, geschmeidig, leicht und sogar ganz dekorativ. Eigenschaften, die man von einem Schloss nicht gewohnt ist. Anders ist die Ausgangslage beim Hiplok: Die Firma nimmt es vorweg und bezeichnet das Sicherheitslevel selber als niedrig. Gedacht ist das Leichtschloss, das wie ein Kabelbinder funktioniert, denn auch eher fürs kurzzeitige Abschliessen von Zubehör. Als Drittes im Bunde nahm Velojournal das neue «Bordo Alarm» von Abus unter die Lupe. Das massive Faltschloss hat zusätzlich einen akustischen Alarm, der anspringt, sobald am Schloss herummanipuliert wird.

Nach der Prüfung der Handhabung gings mit Aufbruchwerkzeug zur Sache: Im Gepäck waren Zangen, Sägen, Messer, Bunsenbrenner, Bolzenschneider, die grosse Kabelschere und eine Trennscheibe. Zum Vergleich wurden die Aufbruchversuche auch an einem 15 Millimeter dicken Kabelschloss durchgeführt, dem wohl meistverkauften Schlosstyp.

Aufbruch Equipment für Velojournal Test

Wie macht man das Velo sicher?

Die Sicherheit von Schlössern ist eine relative Sache. Geknackt werden können letztlich alle. Ausschlaggebend ist, wie lange man dafür braucht und wie laut es dabei wird. Ein Schutz gegen schnelles, leises und damit unauffälliges Aufkna- cken bieten nur grosse, schwere Schlösser, wie zum Beispiel das Abus «Bordo». Alle anderen bie- ten einen beschränkten Diebstahlschutz. Der kann je nach Abstellsituation und Wert des Fahr- zeugs ausreichend sein. Doch die Schlösser nützen alle nur wenig, wenn sie nicht richtig angewendet werden. Wichtig ist, dass das Velo an einen festen Gegenstand angeschlossen wird und so nicht ein- fach aufgeladen werden kann. Besonders hohe Si- cherheit gewährt die «Glasgow Police»-Methode: Das Anschliessen des Velos mit zwei verschiede- nen Schlosstypen und zwei verschiedenen Schliesssystemen an einen festen Gegenstand. Da beissen sich die Diebe die Zähne aus.

Abus Bordo Alarm Veloschloss im Einsatz

1 ABUS «BORDO ALARM»

Das grosse Plus von Faltschlössern ist ihre hohe Aufbruchsicherheit, kombiniert mit relativer Kompaktheit und Mitnahmefreundlichkeit. Beim «Bordo Alarm» setzt Abus noch einen akustischen Alarm ein: Beim Abschliessen legt man mit der Einstecktiefe des Riegels fest, ob der Alarm aktiviert werden soll oder nicht. Erkennt das Schloss eine Bewegung, ertönt zuerst ein noch harmloser Voralarm. Hört die Bewegung wieder auf, verstummt dieser. So kann verhindert werden, dass der Alarm losgeht, wenn das Velo umfällt oder jemand dagegenstösst. Wird das Schloss aber weiter attackiert, ertönt nach 5 Sekunden der eigentliche, schrille Alarm. Dieser hält so lange an, bis die Bewegung am Schloss wieder aufhört.

FAKTEN

Gewicht: 1460 Gramm
Länge: 85 Zentimeter
Preis: 169 Franken
Aufbrechen mit Kleinwerkzeug: gescheitert
Aufbrechen mit grossem Werkzeug: gescheitert
Aufbrechen mit Trennscheibe: etwa 10 Sekunden
Sicherheitsfaktor: sehr hoch

FAZIT

Erst die Trennscheibe konnte dem Schloss etwas anhaben. Richtig abgeschlossen, bietet das Faltschloss nahezu maximale Sicherheit. Der akustische Alarm ist gut gemacht, jedoch nicht überaus laut. Ob Räuber ihn cool ignorieren oder sich dadurch in die Flucht schlagen lassen, darüber kann nur gemutmasst werden. Bei den Velojournal-Aufbruchversuchen am helllichten Tag drehte sich kaum ein Passant um, als der Alarm losging. Dieser scheint zumindest tagsüber in der allgemeinen Geräuschkulisse des Verkehrs unterzugehen. In der Stille der Nacht ist der Effekt sicher grösser.
Infos: www.abus.com

 Tex Lock Veloschloss im Einsatz

TEX-LOCK

Das Schloss verblüfft: Es ist geschmeidig, verkratzt den Rahmen nicht, ist kompakt verpackbar und sogar dekorativ. Mit den beiden Endschlaufen und dem kleinen Bügelschloss lässt sich ein Ring bilden. Oder aber es wird auf der einen Seite zum Beispiel um einen Pfosten oder das Vorderrad geschlauft und dann mit dem Schloss am Hinterrad befestigt. Dadurch sind verschiedenste Abschliessvarianten möglich. Die Handhabung wird durch den separaten Schlosskörper aber aufwendiger.

FAKTEN

Gewicht: 1300 Gramm (Seil 850 Gramm, Bügelschloss 450 Gramm)
Länge: 120 Zentimeter
Preis: 159 Franken
Aufbrechen mit Kleinwerkzeug: Metallsäge etwa 20 Sek., kleine Kabelschere etwa 1 Minute 45 Sek.
Aufbrechen mit grossem Werkzeug: gescheitert
Aufbrechen mit Trennscheibe: etwa 5 Sek.
Sicherheitsfaktor: mittel

Tex Lock Veloschloss 6 Schichten

FAZIT

Den Versuchen mit Bolzenschneider und grosser Kabelschere widersetzte sich das Tex-Lock tapfer. Ebenso ging eine Attacke mit Feuerzeug und gar dem Bunsenbrennner ins Leere. Die feuerfesten Fasern der zweiten Schicht taten ihre Wirkung. Überraschend schnell liess sich das Schloss jedoch mit einer Eisensäge und der noch handlicheren kleinen Kabelschere knacken. Dazu muss ergänzt werden, dass der typische Dieb kaum mit Säge und kleiner Kabelschere unterwegs ist, weil diese Werkzeuge bei anderen Schlosstypen keine Erfolge haben. Dennoch hätten wir uns hier einen höheren Aufbruchschutz erhofft, da das Schloss sonst viele Vorteile hat. So liegt die Knacksicherheit irgendwo zwischen einem etwas dickeren Kabelschloss und einer ordentlichen Kette. Das Preis-Sicherheits-Verhältnis ist bescheiden, das Gewichts-Sicherheits-Verhältnis des eigentlichen Textilseils kaum besser als bei einem konventionellen Schloss. Aber wer weiss, vielleicht haben die schlauen Schlosserfinderinnen aus Leipzig schon bald eine neue Idee.
Infos: www.tex-lock.com

Veloschloss Hiplok Z Loc Combo im Einsatz

HIPLOK «Z LOC COMBO»

Das «Z Loc combo» funktioniert fast wie ein grosser Kabelbinder. Das Rasterband wird durch den Schlosskörper geschoben und durch Verstellen des Codes verriegelt. So kann die Länge des Schlosses an die Situation angepasst werden. Die Kunststoffummantelung des Stahlkerns schont die Oberflächen der gesicherten Güter. Der dreistellige Code kann frei gewählt und bei Bedarf auch wieder verstellt werden.

FAKTEN

Gewicht: 69 Gramm
Länge: 43 Zentimeter
Preis: 25 Franken
Aufbrechen mit Kleinwerkzeug: etwa 10 Sek.
Aufbrechen mit grossem Werkzeug: etwa 1 Sek.
Aufbrechen mit Trennscheibe: etwa 1 Sek.
Sicherheitsfaktor: gering

FAZIT

Als Zubehörschloss (respektive Wegfahrsperre) leistet das Hiplok gute Dienste. Der Aufbruchschutz ist nicht überragend, im Verhältnis zum Gewicht jedoch ganz ordentlich. Um das Schloss zu knacken, braucht es dann doch mehr als nur ein Sackmesser oder ein Multitool. In der Handhabung ist das Schloss sehr einfach. Die Länge reicht, um ein Velo auch an einen etwas dickeren Pfahl zu schliessen. Für den Transport ist es aber etwas sperrig und steif. Die Zahlen auf den Verstellrädern sind recht klein geraten und – gerade wenn das Licht nicht mehr gut ist – nicht immer sehr einfach zu lesen. Man sollte mit dem «Z Loc» nicht ein teures Velo in der Stadt abschliessen wollen, als «Wegfahrsperre» bei einem Stopp im Gartenrestaurant oder in einer Berghütte leistet es aber gute Dienste, ebenso in der Stadt zum Anschliessen von Zubehör. Dank des geringen Gewichts nimmt man es auch gerne mit.
Infos: www.hiplok.com

Referenzschloss im Einsatz

REFERENZSCHLOSS

Zum Vergleich führte Velojournal dieselben Aufbruchversuche an einem handelsüblichen, etwas besseren Kabelschloss mit 15 Millimetern Aussendurchmesser durch. Der Schlosshersteller verleiht ihm das Sicherheitslevel «Extra Security». Es ist der in der Schweiz wohl meistverkaufte Schlosstyp.

Gewicht: 375 Gramm 
Länge: 85 Zentimeter
Preis: 37 Franken
Aufbrechenh mit Kleinwerkzeug: etwa 2 Minuten 15 Sekunden 
Aufbrechen mit grossem Werkzeug: etwa 3 Sekunden
Aufbrechen mit Trennscheibe: etwa 3 Sekunden

Geknackte Veloschlösser

Die Schlösser nach dem Test: Knacken liessen sich alle, der benötigte Aufwand war aber unterschiedlich hoch.