«Wir wollen kein generelles Velohelm-Obligatorium»

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung wird verdächtigt, an einem Teil-Velohelm-Obligatorium für E-Bikes zu arbeiten. Direktorin Brigitte Buhmann wehrt sich und erläutert, wie sie die Velosicherheit verbessern will.

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Pete Mijnssen (Interview); Franziska Scheidegger (Foto)
25.04.2018

Velojournal: Sie wehren sich gegen die Aussage in Velojournal, dass die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) ein Helmobligatorium für E-Bike-Fahrende befürworte.
Brigitte Buhmann: Wir waren erstaunt, dies zu lesen. Die BfU hat bereits im Jahr 2004 beschlossen, auf die Forderung eines generellen Velohelm­Obligatoriums in der Schweiz zu verzichten. Seit damals erwähnen wir in unserer Kommunikation weder ein Obligatorium, noch fordern wir eines. Die einzige Ausnahme war das Kinderhelm-Obligatorium. Hier hat das Parlament 2012 beschlossen, auf die Einführung einer Velohelmpflicht für Kinder zu verzichten (und eine Helmpflicht für schnelle E-Bikes einzuführen, Anm. d. Red.), was ich persönlich bedaure. Kinder sind aus verschiedenen Gründen stärker gefährdet, und wir können bei ihnen nicht oder nur bedingt auf die Selbstverantwortung setzen. Selbstverständlich respektieren wir aber den Parlamentsbeschluss.

Warum bewirtschaftet die BfU denn das Thema Helmpflicht?
Wir fordern und fördern das freiwillige Helmtragen. Eine Helmpflicht wird von der BfU, wie bereits erwähnt, weder gefordert noch bewirtschaftet.

Im «Sinus-Report» wird aber wiederum darauf hingewiesen, dass gemäss einer BfU-Bevölkerungsbefragung 85 Prozent der Befragten eine Helmpflicht für E-Bike-Fahrer befürworten. Ein Thema nicht zu bewirtschaften, sieht anders aus …
Nochmals: Wir fordern kein Velohelm-Obligatorium. Bei der erwähnten Bevölkerungsbefragung werden zahlreiche Fragen gestellt. Die Antworten haben keinerlei Auswirkung auf unsere politische Meinung.

Die Unfallstatistik zeigt, dass die Zahl der verunfallten Velofahrenden und Fussgänger in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Da müssten bei Ihnen die Alarmglocken läuten.
Die Unfallzahlen sind nicht nur fürs letzte Jahr besorgniserregend. Es gibt zwar Schwankungen; über die letzten zehn, fünfzehn Jahre betrachtet sind die Unfallzahlen bei den Velos und Fussgängern aber nicht gesunken. Am meisten von mehr Sicherheit profitiert haben die Autoinsassen. Unser Hauptgewicht liegt darum ganz stark auf dem Langsamverkehr. Die Strasseninfrastruktur sollte besser auf die Sicherheitsbedürfnisse von Radfahrenden und Fussgängern ausgerichtet sein. In diesem Zusammenhang fordert die BfU seit Langem die Schaffung eines lückenlosen Velo- und Fussgängernetzes.

Zum Thema E-Bikes: Hier sind die Unfallzahlen laut BfU «alarmierend».
In den letzten Jahren sind die Unfallzahlen der E-Bike-Fahrenden deutlich angestiegen. Dies ist auf die zunehmende Verbreitung von E-Bikes zurückzuführen. Zudem steigen die Unfallzahlen in letzter Zeit auch bei den jüngeren E-Bike-Fahrenden an.

Verletzungen sind das eine, das andere ist eine Infrastruktur, die dem E-Bike-Trend gerecht würde.
Für eine Verkehrsinfrastruktur, die dem E-Bike gerechter wird, haben wir verschiedene Empfehlungen erarbeitet und publiziert. Mit dem Schwer­punktprogramm Fahrrad/Bike sind wir unter anderem mit Pro Velo, der Suva und dem TCS dran, die Sicherheit von Radfahrenden zu verbessern. Einen Masterplan gibt es aber nicht. Eine intern schon diskutierte «Via sicura» für Velos wäre meiner Ansicht nach der richtige Weg.