Bruno Angeli,
Autor
(info@bruno-angeli.ch)
Film,
31.03.2022
«The French Dispatch» ist Wes Andersons zehnter Film. Eine Geschichte daraus nehmen wir in Sachen Velo genauer unter die Lupe. Es ist die des rasenden Reporters auf dem Velo.
Bruno Angeli,
Autor
(info@bruno-angeli.ch)
Film,
31.03.2022
Wunderbare Kulisse à la Wes Anderson mit Bill Murray (sitzend), dem Herausgeber des «The French Dispatch», und Owen Wilson. (Foto: ZVG)
Wes Andersons aktueller Film ist eine Liebeserklärung an den Magazinjournalismus. Anderson ist ein grosser Fan der Zeitschrift «The New Yorker». Vielleicht ist er gar ihr grösster Fanboy. Er wollte 2003 das ganze Archiv der Zeitschrift kaufen. Das Magazin, das 1925 gegründet wurde, ist noch heute die Referenz in den USA, wenn es um politische Kommentare, Kulturkritik, illustrierte Satire und einzigartige Titelbilder geht. Die Besitzer lehnten Andersons Angebot ab. Dieser kann sich immerhin mit mehreren Dutzend Jahresbänden seiner Lieblingszeitschrift trösten.
Und nun eben dieser Film. Die Liebesbekundung geht so weit, dass die Hauptcharaktere in «The French Dispatch» auf realen Zeitungsredaktoren und Autoren des «The New Yorker» basieren. So ist der fiktive Reporter Herbsaint Sazerac, gespielt von Owen Wilson, Joseph Mitchell (1908–1996) nachempfunden.
Mitchell war einer der grössten Reporter der USA und berühmt für seine Porträts. Er wurde 1970 in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Zeitschriften wie «The New Yorker» leisteten sich Schreiber wie Mitchell, die auch mal dem «the fine art of hanging around» frönten. Mitchell und viele seiner Kollegen hatten zwar ihre Macken und lieferten nicht immer das ab, was der Chef bestellt hatte, aber man liess sie gewähren. Denn für ihre Geschichten gab es eine Leserschaft.
Anderson geht in seinem Film diesen Charakteren nach. Der Chef des «The French Dispatch» wird von Bill Murray verkörpert. Er spielt den Chefredaktor und Herausgeber Arthur Howitzer. In der Geschichte hat er den US-Zeitungsverleger der «Liberty Kansas Evening Sun» dazu gebracht, eine Wochenend-Zeitungsbeilage in Magazinform herauszubringen, die in Frankreich produziert wird. Einer der Leitsprüche Howitzers lautet: «Formuliere immer so, dass es wirkt, als hättest du es absichtlich gemacht.»
Die Redaktion ist in der fiktiven Stadt Ennui-sur-Blaseé. Die Autoren sind Expats, die über Kultur, Kunst, Politik und Gesellschaft in Frankreich berichten. Der Film ist wie ein Magazin aufgebaut. Als ersten Beitrag sehen wir in der Rubrik Lokalkolorit Owen Wilson. Das Kapitel: «Der radelnde Reporter».
Die Szenen des radelnden Reporters sind in typischer Anderson-Ästhetik gedreht worden. Sehr schön unter anderem: Am Velolenker hat Sazerac – er ist der Zeit voraus – eine Halterung montiert. Daran würde heute ein Smartphone angebracht. Aber da wir uns in den späten 60er-Jahren befinden, hat er hier sein spiralgebundenes Notizbüchlein montiert. Da das Velo über keine Aufschrift verfügt und viele Anbauteile wohl keine Originale sind (z. B. die Naben, Felgen und die Bereifung), gestaltete sich die Suche nach dem Originalvelo etwas schwierig.
Gemäss unserer Recherche handelt es sich beim Rahmen um ein Fabrikat der Firma Manufrance, Baujahr circa 1979. Der Film spielt somit etwa zehn Jahre früher, was aber den Filmgenuss nicht schmälert. Zudem fällt dies wohl nur Velofans auf. Dass viele grossartige Filme wie «The French Dispatch» leider nicht immer ein gutes Händchen im Umgang mit Velos haben, zeigt aber das Bild: Das Velo wurde umgedreht. Lenker und Sattel stützen es nun. Dabei werden die Bremszüge gequetscht. Autsch! – das tut allen Velo-Aficionados weh. Auch dass das Velo wohl eine Rahmengrösse zu gross für Wilson ausgefallen ist, ist schade.
Ort/Jahr: Deutschland, USA, Frankreich/2021 (Spielfilm)
Regie und Drehbuch: Wes Anderson
Kamera: Robert D. Yeoman
Schnitt: Andrew Weisblum
Cast: Owen Wilson (Herbsaint Sazerac), Bill Murray (Arthur Howitzer Jr.), Benicio del Toro (Moses Rosenthaler), Frances McDormand (Lucinda Krementz), Jeffrey Wright (Roebuck Wright), Adrien Brody (Julian Cadazio), Tilda Swinton (Berensen), Timothée Chalamet (Zeffirelli), Léa Seydoux (Simone), Anjelica Huston (Die Erzählerin) und weitere
Infos: Als DVD, Blu-ray und als Streaming (Disney+) erhältlich
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