In zwanzig Jahren – oder so

Seit 2004 bin ich mit meinem Dolphin-E-Bike unterwegs: ein cooles Fahrzeug, dank seines zeitlosen Designs trotz des Alters noch immer schön.

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Heidi Hofmann
25.04.2018

Kürzlich habe ich mir meine Wochen­einkäufe vom Hauslieferdienst mit einem E-Cargovelo nach Hause bringen lassen. Seit letztem Jahr ist Collectors im Raum Solothurn unterwegs. Die Mitarbeitenden holen mit den Cargovelos auch Recyclinggut bei Privatkunden ab und entsorgen dieses fachgerecht. Wie praktisch! Ich bin überzeugt, dass der Einsatz von E-Bikes, E-Scooters und E-Cargovelos aus ökologischer Perspektive sinnvoll und wünschenswert ist. Sie verbrauchen wenig Energie, sind leise, platzsparend und schnell. Hier hat der Elektromotor viele Vorteile. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass diese drei Fahrzeugtypen ein hohes Potenzial für den Ersatz kurzer Autofahrten aufweisen. Namentlich das E-Bike entwickelt sich zunehmend zum Autoersatz für Arbeitspendlerinnen und -pendler, Fitnessgewinn inklusive.
Auch Elektroautos nehmen in der Schweiz Fahrt auf. 2017 sind die Zulassungszahlen auf rund 5000 Fahrzeuge gestiegen. Ein wesentlicher Grund für die Zunahme ist die inzwischen gut ausgebaute Ladeinfrastruktur. Um neue Geschäftsfelder zu erschliessen, haben Elektrizitätsversorgungsunternehmen kräftig investiert.

Die Freundin meiner Mutter ist seit Kurzem stolze Besitzerin eines E-Re­nault Zoe. Obwohl wir in der Schweiz gemäss Lemnet.org europaweit über eines der dichtesten Netze an Ladestationen für E-Autos verfügen, leiht sie für den Weg von Solothurn nach Basel den Benziner meiner Mutter aus. Sie leidet unter der sogenannten «Reichweitenangst». Mit regelmässiger Nutzung wird sich diese Angst vielleicht legen.
Gemäss Studien verursacht ein Elektroauto rund ein Viertel weniger Treibhausgase als ein Benziner. Wird Ökostrom getankt, sieht die Bilanz noch besser aus, weil der Strom direkt vom Himmel kommt! Doch geht die E-Mobilität längerfristig in die richtige Richtung? Auch Elek­troautos verursachen Stau, brauchen viel Platz, denn meistens sind sie ja «Stehzeuge» und keine «Fahrzeuge», und verzehren unsere natürlichen Ressourcen. Auch im E-Auto wird der Besetzungsgrad nicht höher sein als in einem Benziner. Car-Sharing ist zwar im Trend, und das macht uns zuversichtlich. Aber ist E-Mobilität tatsächlich mehr als nur ein Motor für wirtschaftliches Wachstum, das wir so dringend zu benötigen glauben? Den Verkehr lediglich effizienter zu machen, reicht nicht aus, um diesen umweltverträglicher zu gestalten. Die Lösungsansätze müssen auch Suffizienzstrategien umfassen: Was wir brauchen, ist «weniger ist mehr». Weniger Autoverkehr – ob mit Benzinmotor- oder Elektroantrieb – bedeutet mehr Lebensqualität.

Die Autorin
Heidi Hofmann ist Umweltwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Umwelt, Mobilität. Bis 2016 leitete sie die Geschäftsstelle von NewRide, einem Programm zur Förderung von Elektrozweirädern.