Das Gute liegt so nah

Im Gebiet zwischen dem Zürcher Unterland und der Ostschweiz gibt es zuhauf Strecken auf verkehrs­armen Strässchen. Sie sind landschaftlich reizvoll und dürfen auch ein bisschen anspruchsvoll sein.

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Martin Born
19.05.2015

Wir wissen alle, dass sich schon Goethe nach dem Warum des In-die-Ferne-Schweifens fragte. Auch ihm war klar: Das Gute liegt so nah. Als Velofahrer verstehen wir Goethe. Deshalb wage ich nach diversen Geheimtipps für das nahe Ausland den Weg zurück. Ins schönste Velogebiet der Welt, das ein Velo­ferien-Paradies erster Güte wäre, wenn es diesen einen nicht ganz nebensächlichen Nachteil nicht gäbe: das Wetter.

Für Traditionalisten gibt es im Gebiet zwischen Zürcher Unterland und Ostschweiz schöne Routen zuhauf. Auf gut unterhaltenen Strässchen geht es durch reizvolle Landschaften, manchmal sind die Strecken auch ein bisschen anspruchsvoll. Am Abend habe ich beim Bier dann kein schlechtes Gewissen. Steigungen im zweistelligen Prozentbereich sind zwar unerwünscht, werden aber akzeptiert, wenn die Aussicht für das Würgen entschädigt.

Zum Klassiker wird eine Route, wenn ich sie zum zweiten Mal befahren habe. Besonders schöne Strecken schaffen es schon bei der Premiere. Dazu gehört eine Trouvaille im Appenzellerland. Ich nenne sie «Otto von St. Peterzell». Mit Otto ist kein Bergziegen-Freund gemeint, der sich auf dieser Strecke besonders wohl fühlen würde, sondern die italienische Acht: Die Route hat diese Form, und sie kreuzt sich in St. Peterzell. Gestartet wird in Wil, weil man dort auch mit dem Zug von überall her einfach hinkommt.

Hauptschwierigkeiten und / oder pittoreske Höhepunkte sind: die Panoramastrasse, die vom steilen Aufstieg von Lütisburg nach Tufertschwil in Richtung Magdenau führt; die Abfahrt ins Neckertal mit einem lockeren Rollen nach St. Peterzell; der sanfte Aufstieg zum Bächli; die Schwägalp auf dem geteerten Kuhweg; der giftige Aufstieg zum Bendel mit der Abfahrt von Hemberg nach St. Peterzell; das Finale mit den letzten Aufstiegen von Dicken und Degersheim zurück nach Will. Auf dem Zähler stehen danach 110 Kilometer mit 2100 Höhenmetern. Gerade richtig für einen ersten Test im Mai

> Detailansicht der beschriebenen Strecke bei SchweizMobil.