Pete Mijnssen,
Chefredaktor
(pete.mijnssen@velojournal.ch)
News,
09.05.2022
Der Prix Velo zeigt, dass die Schweizer Bevölkerung mit der Veloinfrastruktur zufriedener ist als auch schon. Neben den bekannten Velostädten gibt es überraschende Neuzugänge. Sorgenkinder bleiben die Grossstädte.
Pete Mijnssen,
Chefredaktor
(pete.mijnssen@velojournal.ch)
News,
09.05.2022
Wie alle vier Jahre registrieren Schweizer Velointeressierte zurzeit genau, wie ihre Stadt im aktuellen Velorating abgeschlossen hat – nämlich dann, wenn Pro Velo den Prix Velo vergibt, der auf einer gross angelegten Umfrage basiert.
16 500 Teilnehmende gaben im letzten Herbst ihre Stimme ab und entschieden, wer ins Rennen um die ersten Ränge (oder die letzten) zog. Vorab zum Jahrgang 2022: Die hinteren Ränge sind genauso interessant wie das Podest.
Damit soll hier gleich das Geheimnis gelüftet werden: Burgdorf ist und bleibt die Velostadt Nummer eins. Auf Platz 2 folgt neu Zuchwil (2017: Chur), Platz 3 teilen sich Winterthur und Muttenz (2017: Winterthur).
Am untersten Ende des Gesamtklassements befinden sich die Städte Zürich und Sion, die von Fribourg die rote Laterne übernommen haben.
Das mag nun etwas verwirrlich wirken: Zuchwil auf Platz 2 – eine Ortschaft (und Vorort von Solothurn) mit einer Einwohnerschaft von knapp 9000 vor Winterthur mit 114 000 – werden da nicht Äpfel mit Birnen verglichen?
Dazu ist zu präzisieren, dass es sich bei der Umfrage weniger um einen objektiven, wissenschaftlichen Vergleich handelt als vielmehr um einen «Klimatest» unter Velofahrenden (wie er in Deutschland 1988 eingeführt und noch immer so genannt wird), also darum, wo man sich in der Schweiz auf dem Velo am besten aufgehoben fühlt.
«Von aussen wird uns attestiert, dass in Burgdorf eine ‹andere› Mobilitätskultur herrscht als in vielen anderen Städten.»
Sabrina Krebs, Projektleiterin Mobilität, Stadt Burgdorf
Das sind nun mal kleinere Ortschaften oder wie im Fall Burgdorf die bewährten Begegnungszonen, wo sich die Verkehrsteilnehmenden gleichberechtigt bewegen können. Dass das «Modell Burgdorf» noch immer Vorbildcharakter hat, beweist die Stadt als unangefochtene Siegerin in vierter Folge (seit 2010).
Dazu sagt Sabrina Krebs, Projektleiterin Mobilität: «Von aussen wird uns attestiert, dass in Burgdorf eine ‹andere› Mobilitätskultur herrscht als in vielen anderen Städten.» Sie kann dabei auf die Erkenntnisse aus der Geschichte des Projekts «Fussgänger und Velomodellstadt» (1996–2006) zurückgreifen.
Die Verkehrsteilnehmenden würden freundlicher und weniger gestresst miteinander verkehren, eine Koexistenz sei spürbarer als anderswo. Die Kleinstadt Burgdorf hat sich aber nicht auf den Lorbeeren ausgeruht und treibt ihre Bemühungen voran, sei es mit der Eliminierung von Lücken für den Langsamverkehr um 30 Prozent, aber auch mit der Reduktion von Elterntaxis, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Bei den grossen Städten bleibt Winterthur unangefochten auf Rang 1. Auf Platz 2 hat Bern Basel überholt. Lausanne und Genf legen stark zu und lassen so Zürich hinter sich.
Bei den mittelgrossen Städten heisst die neue Siegerin Köniz, auf dem zweiten Platz folgt Uster. Chur verliert markant Punkte und steigt auf Rang 3 ab.
Gesamtsiegerin Burgdorf gewinnt auch bei den kleinen Städten. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Zuchwil und Muttenz. Im Durchschnitt wurden die Städte gegenüber 2017 zwar leicht besser bewertet. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit der Note 3,7 die Unzufriedenheit nach wie vor gross ist.
Am meisten zugelegt haben vier Westschweizer Städte: Fribourg, Genf, Lausanne und Yverdon-les-Bains. Auch Bern, Köniz und Münsingen legten leicht zu. Fribourg machte mit fast einem Prozentpunkt den grössten Schritt vorwärts, auch aus der Langzeitperspektive seit dem Klimatestbeginn 2005.
Auch Burgdorf, Lausanne und Bern werden über die ganzen 16 Jahre hinweg deutlich positiver beurteilt. Hingegen hat sich Schaffhausen in derselben Zeit etwas verschlechtert.
Die Kategorie Wegnetz bleibt 2021 die am besten bewertete Kategorie (4,1). Die besten Einzelnoten gibt es für die Befahrbarkeit von Einbahnstrassen in Gegenrichtung (4,5) sowie für das Nebeneinander mit Zufussgehenden und für die zügige Zielerreichung (beide 4,3).
Ein über die Jahre markant positiver Trend ist bei den Kategorien Abstellplätze und Stellenwert feststellbar.
Insbesondere die Möglichkeit der Diebstahlsicherung, die Werbung fürs Velofahren, das Gefühl, von den Behörden ernst genommen zu werden, und die Wahrnehmung von Verbesserungen in den letzten Jahren haben sich seit 2017 markant verbessert.
Am schlechtesten werden 2021 die Kategorien Komfort (3,3) und Sicherheit (3,4) bewertet. Insbesondere die Umfahrbarkeit von Baustellen, die Beschaffenheit der Fahrflächen, der Überholabstand, die Hindernisfreiheit der Wege und die Sicherheit auf Hauptstrassen und Kreuzungen deuten auf Ausbaufähigkeit hin.
Die schlechtesten Einzelnoten erhalten 2021 die Schneeräumung und die Umfahrbarkeit von Baustellen (beide 3,0) sowie die Quantität von Velowegen/-streifen und die Einhaltung des Überholabstands (beide 3,1).
Die Coronakrise hatte einen positiven Einfluss auf das Velofahrverhalten: Rund ein Viertel der Befragten gab an, seit der Krise häufiger Velo zu fahren als zuvor, nur bei einer Minderheit von 5 Prozent war das Gegenteil der Fall. Fast zwei Drittel der häufig Velofahrenden ersetzten ehemalige ÖV-Fahrten mit dem Velo. Ein Drittel ersetzt damit bisherige Auto-/Motorradfahrten.
Vereinfacht lassen sich die Ergebnisse wie folgt interpretieren: Die Velofahrenden sind grundsätzlich zufrieden, wie das Wegnetz (weiter) ausgebaut wird. Bei der Qualität (Sicherheit, Komfort, Radweg und -streifen) bemängeln sie hingegen noch immer Defizite. Das führt bei einzelnen Kriterien durchaus zu einem genügend/gut, in der Gesamtwertung aber noch immer erst zu einem knapp genügend.
Fazit: Die Schweizer Veloförderung hat noch viel Luft nach oben.
Thomas Genon alias Tommy G kennt die Wüste Utahs gut. Doch dieses Mal befährt der Mountainbike-Profi die staubigen Hänge nicht für einen Wettkampf, sondern frei vom Wettbewerbsdruck.
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