Ein Keller voll alter Veloreifen

Damit sie nicht einfach auf dem Müll landen, hat ein deutscher Velohändler im Keller seines Ladens 23 Jahre lang alte Fahrradreifen gesammelt. Nun konnte er endlich eine Lösung für die Velopneus finden.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 08.12.2022

    Ingo Ruhland führt seit zwei Jahrzehnten einen Fahrradladen in Freising im deutschen Bundesland Bayern. In all den Jahren wurden bei Radl-Ruhland unzählige Veloreifen gewechselt.

    Weil der Velohändler die Reifen aber nicht einfach in den Müll werfen wollte, sammelte er die Pneus in einem ehemaligen Bierkeller unter seinem Ladenlokal. Mehr als 20‘000 Reifen kamen so in all den Jahren zusammen.

    «Die Reifen sind kein Müll, sie sind Wertstoffe. Wir sollten uns in allen Bereichen mehr darum kümmern, solches Material wiederzuverwerten, statt immer nur neue Rohstoffe abzubauen», begründet Ruhland seine Sammelaktion. 

    Reifenrecycling als Lösung

    Der Fahrradhändler sagt, er habe immer darauf gehofft, dass es eines ein Wiederverwertungsprogramm für Veloreife gebe. Als er dann diesen Sommer vom Schwalbe Reifenrecycling erfahren habe, sei die Freude gross gewesen.

    Keller-Entrümpelung

    Um all die Reifen aus dem Bierkeller zu holen und für den Transport zum Reifenrecycling in einen LKW-Container zu verladen, waren viele Stunden Arbeit notwendig. «Und viele Butterbrezen zur Stärkung», wie es der Velohändler ausdrückt.

    Fortan würden im Fahrradgeschäft keine Altreifen mehr im Keller gelagert. Alte Velopneus landeten nun in der Recyclingbox des Schwalbe Recyclingsystems und würden regelmässig abgeholt.

    Pionier-Projekt von Schwalbe

    Im Juli 2022 hat der deutsche Reifenhersteller Schwalbe sein Reifen-Recycling offiziell lanciert. Nach jahrzehntelanger Forschung und einem aufwendigen Pilotversuch in Kooperation mit der technischen Hochschule (TH) Köln und dem Recyclingspezialisten Pyrum Innovations feierte die Firma im Sommer den ersten Abschluss des Projekts. Indem Pneus nicht länger verbrannt, sondern in neue Produkte verarbeitet werden, wird gemäss Hersteller 80 Prozent weniger CO2 ausgestossen.

    Beim Start des Wiederverwertungsprogramms Anfang Jahr machte rund 50 deutsche Velohändlerinnen und -händler mit. Ende November liege die Zahl bereits bei mehr als 1300 Fahrradgeschäften. Und es würden täglich mehr, schreibt Schwalbe in einer Pressemitteilung.

    So funktioniert das Schwalbe Recyclingsystem

     

    1. Abgabe der Gebrauchtreifen bei teilnehmenden Händler
    2. Transport voller Recyclingboxen zum Recyclingpartner Pyrum Innovations
    3. Zerkleinerung der Gebrauchtreifen in:
    • Gummigranulat
    • Stahl
    • Gewebe
    1. Pyrum Thermolyse: Gummigranulat wird in Sekundärrohstoffe umgewandelt (in Pyrolyse-Backofen bei 700°C unter Sauerstoffausschluss)
    • Prozessgas: Versorgt komplette Anlage mit Strom
    • Pyrolyseöl: Dient in chemischer Industrie als Ersatzstoff für Rohöl
    • Pyrolysekoks (rCB) → geht zu 5
    1. Rückführung in neue Schwalbe-Produkte

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