Der Zug fährt in die richtige Richtung – nur zu langsam

Diese Saison können Velofahrende von etlichen Verbesserungen beim Veloverlad in SBB-Zügen profitieren. Doch das Platzangebot bleibt beschränkt und das Reservationssystem unbefriedigend.

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Valérie Sauter
Pro Velo, 31.03.2023

Mit den wärmeren Tagen kehrt auch die Lust zurück, Velotouren zu unternehmen. Dabei lassen sich die Möglichkeiten durch die Kombination mit dem öffentlichen Verkehr fast beliebig erweitern.

2023 können Velofahrende von verschiedenen Verbesserungen beim Veloverlad profitieren. Das Platzangebot bleibt allerdings beschränkt – und das Reservationssystem eher unbefriedigend.

Der Kauf eines Velobilletts ist etwas weniger kompliziert als noch im letzten Jahr. Wie bis anhin werden im SBB-Fahrplan mit dem Setzen des entsprechenden Kreuzchens nur diejenigen Verbindungen angezeigt, die den Verlad zulassen.

Neu lassen sich auf der Website – und voraussichtlich bald auch auf der SBB-App – Billett und Velobillett in einem Schritt zum besten Preis lösen. Braucht es jedoch auch noch die kostenpflichtige Reservierung, dann muss der Prozess noch einmal durchlaufen werden. Reservierungspflichtige Züge sind im Fahrplan mit einem umrahmten Velo gekennzeichnet.

Reserviert werden kann jedoch lediglich mit der App, am Schalter und – etwas komplizierter – unter sbb.ch/velo-reservation, nicht aber am Billettautomaten. Nach wie vor ist es nur am Schalter möglich, Reservationen nachträglich zu ändern oder zu stornieren. Dies ist bedauerlich, gehen doch dadurch Veloplätze verloren.

Keine platzgenaue Reservierung

Die App verkauft nur so viele Reservationen, wie es Plätze pro Veloabteil gibt. Wer in einem Zug mit Zweier-Veloabteilen drei Plätze reservieren will, bekommt die Meldung, dass der Zug ausgebucht sei, auch wenn das nicht stimmt.

Weitere Plätze müssen separat gebucht werden, möglich sind jeweils maximal zwei pro Reservationsvorgang. Dies bedeutet aber auch, dass die Plätze möglicherweise an den unterschiedlichen Enden des Zuges liegen, denn das System lässt es nicht zu, platzgenau zu reservieren.

Dies ist bei Reisen mit Kindern unbefriedigend. Es empfiehlt sich darum für Familien und Gruppen, die Reservation am Schalter vorzunehmen. Und so oder so zu prüfen, in welchem Perronsektor die Wagen mit den reservierten Plätzen zu stehen kommen.

Für Reisende mit Kindern bis 16 Jahre gibt es aber auch gute Nachrichten: Seit dieser Saison reisen ihre Velos in Begleitung einer Person ab 16 Jahren gratis mit, auch wenn jene ohne Velo unterwegs ist. Die Reservation muss jedoch auch für Kindervelos bezahlt werden.

(Kinder-)Veloanhänger reisen ebenfalls kostenlos mit, analog den Kinderwagen. Nach wie vor gratis und nicht reservationspflichtig ist der Verlad von eingeklappten Faltvelos, auch ohne Hülle, sowie von in einer Tragtasche verpackten Velos.

Veloversand als Alternative

Trotz Reservation kann der Veloverlad auf stark frequentierten Strecken nervenaufreibend sein. Hier bietet sich der Vorversand ab Bahnhofschalter oder direkt von zu Hause aus (Tür zu Tür) an. Ab Bahnhof kostet der Service 20 Franken pro Velo, ab Haustüre kommt noch eine Sendungspauschale von 43 Franken hinzu.

Pro Velo hatte 2021 bei den SBB eine Petition mit 50 000 Unterschriften eingereicht, um die Bedingungen für den Veloverlad zu verbessern. Die Forderungen wurden seither bei bilateralen Gesprächen vertieft und mit politischen Vorstössen verstärkt.

Die Botschaft scheint bei den SBB angekommen zu sein, doch das Tempo der Umsetzung ist für Pro Velo enttäuschend.

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