Laurens van Rooijen,
Autor
(lvr@cyclinfo.ch)
News,
15.10.2024
Die Accell Group gehört zu den ganz grossen Akteuren in der Velobranche. Wegen massiver finanzieller Probleme hat der Fahrradriese einen Schuldenschnitt ausgehandelt. Dabei geht es um sehr viel Geld.
Laurens van Rooijen,
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(lvr@cyclinfo.ch)
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15.10.2024
Die niederländische Accell Group ist einer der grössten Velohersteller Europas – und ist in finanzieller Schieflage. (Foto: ZVG)
Die Accell Group vereint Marken wie Koga, Haibike, Ghost, Winora oder Babboe hinter sich und ist damit ein Schwergewicht in der Fahrradbranche. Doch es läuft alles andere als rund beim Unternehmen. Nach der Übernahme durch den Finanzinvestor KKR im Jahr 2022 hatte der niederländische Fahrradkonzern schwer zu kämpfen.
Zu den erheblichen Herausforderungen, welche die branchenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen an den Konzern stellten, kamen noch Produktprobleme mit einer grossen Rückrufaktion bei der Cargobike-Tochter Babboe hinzu. Das erhöhte den Druck und kostete nochmals viel Geld.
Inzwischen belaufen sich die Schulden der Accell Group laut einer jüngsten Mitteilung auf rund 1,4 Milliarden Euro. Gleichzeitig wurde bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, Kosten zu senken und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens wieder herzustellen. Dazu zählen eine Verlagerung der Produktion und eine Spezialisierung in den einzelnen Produktionsstätten. Gleichzeitig wurden auch im Top-Management einige Posten neu besetzt.
Ausser am Hauptsitz in Heerenveen werden die meisten Velos und E-Bikes der Accell Group bei Accell Hunland in Ungarn und bei Accell Bisiklet in der Türkei aufmontiert. (Foto: ZVG)
Angesichts der offensichtlich schwierigen Finanzlage der Accell Group machten schon Gerüchte über eine mögliche Insolvenz des Unternehmens mit all den Konsequenzen für den Gesamtmarkt die Runde. Hier kann jetzt offenbar Entwarnung gegeben werden, denn die Accell Group verkündet einen «wichtigen Schritt zur Verbesserung der Finanzlage und zum Abbau der Unternehmensverschuldung».
Seit Anfang Juli habe man sich mit den relevanten Interessengruppen, einschliesslich seiner Aktionäre, Gläubiger und Banken, zusammengesetzt, um sich auf einen Plan zum Abbau der Verschuldung zu einigen. Nach ausführlichen und konstruktiven Gesprächen hat sich Accell nun mit der Mehrheit seiner Finanzbeteiligten auf eine verbindliche Vereinbarung zur Unterstützung der Rekapitalisierung geeinigt.
«Im vergangenen Jahr haben wir gezielte Massnahmen ergriffen, um das Kostenniveau zu senken und die Effizienz zu steigern. Diese Massnahmen haben unsere Wettbewerbsposition bereits deutlich verbessert.»
Tjeerd Jegen, CEO Accell Group
Dadurch sinkt die Gesamtverschuldung um 40 Prozent auf 800 Millionen Euro. Zudem werden zusätzliche Barmittel in dreistelliger Millionenhöhe zur Verfügung gestellt und die Laufzeit der rekapitalisierten Schulden der Gruppe wird bis zum Jahr 2030 verlängert.
Accell-Group-CEO Tjeerd Jegen erklärt: «Die Vereinbarung bestätigt das Vertrauen unserer wichtigsten Stakeholder in das Unternehmen, basierend auf optimistischen langfristigen Aussichten des Fahrradmarktes und die Rolle, die Accell bei der Nutzung dieser Aussichten spielen kann. Im vergangenen Jahr haben wir gezielte Massnahmen ergriffen, um das Kostenniveau zu senken und die Effizienz zu steigern. Diese Massnahmen haben unsere Wettbewerbsposition bereits deutlich verbessert. Um unsere Geschäftsstrategie zu beschleunigen und den anhaltend schwierigen Marktbedingungen zu trotzen, mussten wir auch unsere Finanzstruktur anpassen.»
In diesem drei Jahre alten Video stellt Accell Hunland die eigenen Produktionskapzitäten und die beachtliche Fertigungstiefe vor.
Intressante Aussagen macht die Accell Group in ihrer Pressemitteilung zur Situation bei den Lagerbeständen. Diese wurden weiterabgebaut und man rechnet damit, dass der Fahrradbestand bis Ende des Jahres wieder auf ein normales Niveau zurückgeführt wird. Und weiter: Der Bestand an Teilen und Zubehör sei bereits auf ein normalisiertes Niveau zurückgekehrt.
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