Dieses Jahr in Marienbad

Diese Erforschung Mitteleuropas führt in vier Länder, ist eine Achterbahnfahrt durch ein Dutzend Mittelgebirge, und dort lässt sich allerlei Überraschendes entdecken.

Dres Balmer, Autor

Dres Balmer, Autor (dres.balmer@bluewin.ch)
Reisen, 17.11.2023

Prachtvoll sind die Fassaden in Regensburg, mächtig die Bauernhöfe, üppig die Gasthäuser und protzig die Autos. Die Bayern stellen ihren Reichtum zur Schau. Schwer ist die Hitze, stetig der Gegenwind, wir schwitzen durch die Hügel des Bayerischen Waldes.

Hier ist das erste Exemplar der Mittelgebirge mit diesen Eigenschaften: Sie sind selten über tausend Meter hoch, ihre Schluchten aber sind tief, die Wälder dicht, die Auf- und Abfahrten scharf. Befreiend sind die Ankünfte auf den Kuppen, und man blickt schon zum nächsten Kamm. Etwa so geht es landschaftlich auf dieser ganzen Reise zu und her.

An der Grenze von Deutschland nach Tschechien verlottern die Zollgebäude, dahinter werden auf riesigen Werbetafeln Casinos, Massagesalons, Schnaps und Zigaretten angepriesen, doch die Etablissements sind geschlossen, vor ihnen stehen kaum Autos, kein Mensch ist zu sehen.

Der Weg ins Elstergebirge führt zum Kurort Mariánské Lázně. Hotelpaläste, Trinkhallen, Pärke und Brunnen, welche Pracht! Hier weilten einst alle politischen und kulturellen Berühmtheiten Europas zur Kur. Der Film «LʼAnnée dernière à Marienbad» weckte einst pubertäre Fantasien, und jetzt steht man plötzlich selber am Ort.

Der Film wurde in Schwarz-Weiss gedreht, hier aber herrscht bunter Betrieb, es klappern die Absätze der Damen und die Hufe der Fiakerpferde. So schön ist es, dass wir in Hotels nach Zimmern fragen, doch überall heisst es, die stünden nur Kurgästen, das heisst Patienten, zur Verfügung.

Also fahren wir weiter zum ebenso mondänen Frantiskovy Lázně, Franzensbad. Auch da bekommen wir zuerst kein Hotelzimmer, finden dann am Stadtrand eine Pension ... 

Infos zur Tour

Kurzbeschreibung: Hügelig geht es von West nach Ost, vom Bayerischen Wald zur polnisch-slowakischen Tatra, an den Grenzen zwischen Deutschland, Tschechien, Polen und der Slowakei. Quer durch ein Dutzend Mittelgebirge überwindet sie sechzig Wasserscheiden, elf von ihnen sind beschildert als Pässe. Der schönste ist der Červenohorské sedlo (1005 m ü. M.) in der Region Olomouc (CZ), der höchste der Polana Głodówka (1145 m ü. M.) bei Zakopane (PL). Velojournal war im Juni 2023 unterwegs.

Strecke: Regensburg (D) – Cham – Waidhaus – Mariánské Lázně (CZ) – Adorf (D) – Klingenthal – Johanngeorgenstadt – Horní Blatná (CZ) – Bärenstein (D) – Rechenberg-Bienenmühle – Königstein – Sebnitz – Zittau – Frydlant (CZ) – Krobica (PL) – Karpacz – Lubawka – Královec (CZ) – Trutnov – Náchod – Bobo­szów (PL) – Králiky (CZ) – Hanušovice – Kouty nad Desnou – Bruntál – Opava – Ostrava – Třinec – Krásno n. Kysucou (SK) – Nová Bystrica – Trstená – Suchá Hora – Chochołów (PL) – Zakopane – Łysa Polana – Spišská Bela (SK) – Stará L‘ubovňa – Bardejov. 

Komplette Strecke auf Komoot ansehen 

Distanz/Höhenmeter: Die Reise ist 1400 km lang und überwindet 17 000 Hm aufwärts.

Logis und Verpflegung: Das zuweilen spärliche, aber vorhandene Angebot ist nicht immer leicht zu finden.

An- und Rückreisen: Die Start- und Zielorte Regensburg und Bardejov sind vom Bahnnetz gut erschlossen.

Download

Den Artikel als PDF herunterladen:

Velojournal_6_2023_Radreise-Mitteleuropa.pdf

Zu unseren Abos

Velojournal abonnieren und Zugang zu allen PDFs erhalten.

zu den velojournal Abos

Empfohlene Artikel

Veloforum Zürich im Kongresshaus

Kick-off für eine positive Zukunft der Velo Schweiz

Shimano Service Center European Mechanic Championship.

Velomechaniker messen sich

FSA «Gossamer Pro AGX+» Rückruf.
Rückruf , News

FSA ruft «Gossamer Pro AGX+» Kurbeln zurück