Raus aus dem Meer, ab auf die Strasse

Schwalbes «Green Marathon»-Fahrradreifen werden künftig zum Teil aus recycelten Fischernetzen hergestellt. Damit soll der Öko-Fussabdruck verkleinert und ein Beitrag gegen die Meeresverschmutzung geleistet werden.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 13.03.2024

Der deutsche Veloreifenhersteller Schwalbe hat im Januar einen detaillierten Öko-Fussabdruck für einen Velopneu veröffentlicht. Demnach ist der «Green Marathon» der bis dato umweltfreundlichste Reifen der Marke.

Dennoch hinterlässt auch dieser Pneu einen Fussabdruck. Mit einem Anteil von 62 Prozent machen dabei die Rohstoffe den deutlich grössten Anteil aus. Dabei beträgt die Quote an recycelten und nachwachsenden Materialien bereits 70 Prozent.

Mithilfe eines Partners aus Taiwan hat Schwalbe nun einen Weg gefunden, den «Green Marathon» nochmals umweltfreundlicher zu produzieren. Denn das Unternehmen Formosa Taffeta, spezialisiert auf die Herstellung von Kunstfaser- wie Baumwoll-Geweben, hat für das in der Karkasse des Reifens verbaute Nylon eine Quelle gefunden, die eine besondere Erwähnung verdient.

Wie aus Fischernetzen Veloreifen werden

Das «Seawastex»-Recycling-Nylon wird aus Fischernetzen gewonnen, die wegen Schäden ausgemustert wurden oder auf hoher See verloren gingen und in der Folge an der Küste angespült wurden.

Durch die Verwendung dieses Recycling-Nylons schlägt Formosa Taffeta zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens wird der Bedarf an neuen Kunstfasern deutlich gesenkt. Und zweitens sind solche im Meer treibenden Geisternetze eine Gefahr für viele Tiere im Ozean – allen voran Meeresschildkröten, um deren Bestände es ohnehin nicht gut bestellt ist.

Als ersten Reifenhersteller konnte die Firma die Marke Maxxis von der Verwendung des «Seawastex»-Nylons in einem Alltagsreifen überzeugen. Nun zieht Schwalbe nach und macht den «Green Marathon» so noch grüner.

Als Leiter der CSR-Abteilung (CSR steht für «Corporate Social Responsibility») bei Schwalbe kommentiert Felix Jahn diesen Schritt wie folgt: «Die Karkasse macht rund 10 Prozent des Gewichts beim ‘Green Marathon’ aus. Dadurch haben wir es bereits ein halbes Jahr nach Vorstellung des Reifens geschafft, den Anteil von recycelten und nachwachsenden Materialien auf 80 Prozent zu erhöhen».

So reduziere man die Abhängigkeit von erdölbasierten Materialien wie beispielsweise neuem Nylon und senke zusätzlich CO2-Equivalent-Emissionen, sagt Jahn. Mittelfristig werde Schwalbe den Anteil an «Seawastex» in den Reifen stetig erhöhen.

Garn für die Karkassen

Die weggeworfenen Fischernetze werden gesammelt, danach chemisch recycelt und zu neuem Nylongarn versponnen. Formosa Taffeta webt aus diesem Garn dann die neue «Seawastex»-Karkasse – und das in Taiwan und mit den gleichen Qualitätsmerkmalen wie jene mit herkömmlichem Nylon.

Formosa Taffetas Verkaufs- und Marketingmann Edward Lung ergänzt: «Wir freuen uns ungemein, dass ‘Seawastex’ in der Herstellung von Schwalbes ‘Green Marathon’ genutzt wird. Es macht uns stolz, Teil dieses Kreislauf-Reifens zu sein. Die Verwendung von ‘Seawastex’ hilft dabei, Ressourcen zu schonen, marines Leben zu erhalten und unsere Ozeane sauberer zu halten.»

 

 

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