Einen Monat ohne Auto – oder doch für immer?
Geleitet wird der Hack von der Genossenschaft «42Hacks». Wie ihr Name vermuten lässt, gehören Hackathons zum Kerngeschäft des Schweizer Start-ups. Jeden Freitag entwickelt so eine internationale Hacker-Gemeinschaft neue Ideen und Lösungsansätze zu klima- und im Besonderen zu mobilitätsbezogenen Fragestellungen. 42Hacks macht es sich anschliessend zur Aufgabe, vielversprechende oder auch besonders unkonventionelle Ideen in die Tat umzusetzen.
Die Challenge «31days», einen Monat ohne Auto zu leben, ist eine der bereits umgesetzten Ideen. Nach einem Pilotprojekt in Bern haben im Frühling 2024 tausend Personen in Winterthur ihr Auto für 31 Tage abgegeben. Im Gegenzug bietet die Hacker-Firma den freiwilligen Challenge-Teilnehmern in Kooperation mit anderen Firmen ein E-Bike- und Mobility-Abo sowie ein Schnupper-GA. Im Pilotprojekt hatte fast dein Drittel der Haushalte ihr Auto nach der Challenge verkauft. In Winterthur ist es aktuell jeder fünfte.
Mit solchen praktischen Projekten zum Selbstmitmachen und -erleben will 42Hacks «die Lücke zwischen Klimaversprechen und Protesten schliessen».
Klein aber oho
Mithilfe der Legosteine sollen an der ETH-Konferenz ebenso unkonventionelle Ideen kreiert werden. Zusammen mit meinen Mit-Hackern soll ich den Modalsplit zugunsten des Velos verschieben. Konkret sollen die hundert meist befahrenen Autostrecken mit einer Länge unter 5 Kilometer auf das Velo verlagert werden. Dies würde gemäss den Berechnungen von «42Hacks» bereits eine 10-Prozent-Verschiebung im Modalsplits der Schweiz ausmachen. Jeder zehnte Autokilometer würde also durch eine Velofahrt ersetzt werden, wenn nur diese hundert Strecken in und um städtische Zentren berücksichtigt würden.
Zugemauert mit Lego
Das ist natürlich eine grosse Motivation für unsere Hacker-Gruppe, um uns mächtig ins Zeug zu legen. Zusammen mit Velo-Forschern aus den USA, Südafrika und europäischen Städten identifiziere ich das subjektive Sicherheitsgefühl auf dem Velo als ein fehlendes aber bedeutsames Element in unserem Pendler-Umfeld. Viele veloaffine Pendlerinnen fahren unserer Ansicht nach nicht täglich mit dem Zweirad zur Arbeit, da sie sich gerade auf urbanen Strecken nicht sicher genug fühlen.
Wie wir uns sicherer fühlen würden, zeigen wir uns gegenseitig mithilfe der Legosteine. Komplett zugemauert mit den farbigen Legos passiert wohl kaum ein Unfall. Rundum eingepackt, gleichen unsere kleinen Bauwerke aber eher einem Auto als einem Velo. Wir diskutieren also, wie Sicherheit ohne aufwändige bauliche Schutzmassnahmen empfunden werden kann.
Die tägliche Critical Mass
An der Critical Mass, inmitten anderer Velofahrer fühle er sich jeweils sehr sicher, überlegt ein ETH-Forscher. Daraus entsteht sogleich unsere Hack-Idee: Eine Velo-Pendler-App für gemeinsames Fahren. Diese könnte fixe Routen mit einer Art Haltestellen zum Treffen von anderen Velo-Pendlerinnen enthalten oder auch eine Chat-Funktion, mit der man seine Fahrt posten und so Mitfahrende finden kann. Der Timer läuft, um die Idee zu Ende zu denken, bleibt uns nicht genug Zeit. Dies ist aber auch nicht das Ziel eines Hackathons.
Plötzlich waren wir kreativ, genau wie es ein Hack bezwecken soll. An vorderster Front konnte ich erleben, wie anregend dieses Arbeitsformat sein kann und wie ein Hackathon uns auch in Velo- und Verkehrsfragen weiterbringen kann.
Ich bin gespannt, ob nun bald die Test-App für eine tägliche Critical-Mass lanciert wird.