Die Sache mit dem Tempo

Eine tiefere Maximalgeschwindigkeit erhöht die Sicherheit von Velofahrerinnen und E-Bikern auf der Strasse. Glaubt man einer aktuellen Umfrage, lehnt die Bevölkerung aber generelles Tempo 30 innerorts ab.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 27.03.2023

Immer mehr Schweizer Städte und Dörfer setzen auf Tempo-30-Zonen. Die Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der Strasse birgt verschiedene Vorteile: vor allem aber erhöht sie die Sicherheit der Velofahrenden sowie von Personen zu Fuss.

Wird eine Fussgängerin von einem Motorfahrzeug mit Tempo 50 erfasst, liegt ihre Überlebenschance bei gerade mal 30 Prozent. Fährt ein Auto hingegen nur 30 km/h schnell, steigen die Überlebenschancen für Velofahrerinnen oder Fussgänger bei einer Kollision auf 90 Prozent.

Mehr Verkehrssicherheit

Gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU werden in der Schweiz jährlich rund 1900 Personen auf Tempo-50-Strecken schwer verletzt, 80 Menschen verlieren bei einem Unfall ihr Leben. «Die meisten der Schwerverletzten und Getöteten waren zu Fuss, mit dem Töff, Velo oder E-Bike unterwegs», schreibt die BfU.

Kaum Zeitverluste durch Tempo 30

Die Beratungsstelle entkräftet auch ein viel gehörtes Vorurteil zu Tempo 30: die verlängerte Reisezeit. Untersuchungen hätten gezeigt, dass der Verkehr bei Tempo 30 besser fliesse, da Brems- und Beuschleunigungsvorgänge abnähmen.

Einer Studie des Bundesamts für Strassen Astra zufolge hat die Einführung von Tempo 30 auch keinen signifikanten Einfluss auf die Reisezeiten. «Als Faustregel kann als Folge der reduzierten Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h mit einer Fahrzeitverlängerung von 2 s/100 m gerechnet werden. Zu Hauptverkehrszeiten können auch geringere oder gar keine Fahrzeitverlängerungen auftreten», heisst es in der Studie.

Unbegründet sei auch die Befürchtung, dass es durch eine Reduktion der Geschwindigkeit auf Hauptstrassen zu Ausweichverkehr komme. «Es ist kein dokumentierter Fall bekannt, bei dem aufgrund einer Reduktion von Tempo 50 auf Tempo 30 auf einer Hauptverkehrsstrasse unerwünschter Ausweichverkehr in die Quartiere aufgetreten ist», heisst es bei der BfU mit Verweis auf die Astra-Studie.

Bevölkerung kritisch

Während die Argumente also für Tempo 30 sprechen, bleibt die Schweizer Bevölkerung Temporeduktionen gegenüber skeptisch – zumindest laut einer aktuellen Befragung des Link-Instituts im Auftrag des TCS.

«Die grosse Mehrheit der Schweizer Bevölkerung lehnt weiterhin ein generelles Temo 30 ab und fordert ein differenziertes, landesweit abgestimmtes Geschwindigkeitsregime», sagt Marianne Altgeld, Teamlead bei Link.

Gemäss dem Meinungsforschungsinstitut begründet eine Mehrheit der Befragten die ablehnende Haltung zu Tempo 30 mit der Befürchtung, dass es dadurch zu einer Verlagerung des Verkehrs in die Wohnquartiere kommen könnte. «Zweitens ist eine deutliche Mehrheit der Befragten der Meinung, dass eine generelle Geschwindigkeitsreduktion im städtischen Gebiet auf 30 km/h die Notdienste langsamer machen wird», teilt der TCS mit.

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