Retro-Chic und Monster

Mit «Stranger Things» ist dem Streamingdienst Netflix ein Grosserfolg gelungen. Mittlerweile gibt es drei Staffeln dieser spannenden Melange aus Sciencefiction, Mystery, Drama und Horror.

Bruno Angeli, Autor

Bruno Angeli, Autor (info@bruno-angeli.ch)
Film, 25.09.2019

Die Brüder Matt und Ross Duffer waren 2013 bei verschiedenen TV-Sendern zu Besuch. Sie hatten ein Drehbuch verfasst und wollten ihre Geschichte endlich umgesetzt sehen. Darin geht es um vier Jungs, allesamt ausgemachte Nerds, die zusammen mit einem Mädchen, das telekinetische Fähigkeiten besitzt, in einer Parallelwelt auf Monsterjagd gehen.

Nach 18 Absagen kam es zu einem Kontakt mit den Produzenten Shawn Levy und Dan Cohen. Kurz darauf stand der Deal mit dem Streamingdienst Netflix. Die Story, die hauptsächlich in der fiktionalen Kleinstadt Hawkins und Umgebung spielt, wurde in die Achtzigerjahre verlegt. Der gelungene Genre-Mix aus Sciencefiction, Mystery, Drama und Horror versprüht viel Nostalgie und Charme.

Der Retro-Chic überzeugt genauso wie die Filmzitate aus vergangenen Zeiten. So gibt es Anleihen an «Die Goonies», «E.T. – Der Ausserirdische», «Poltergeist» und «Stand By Me». Freude haben viele Filmfans auch am Auftritt von Winona Ryder. Sie spielt in der Serie die Mutter von William «Will» Byers, einem der Nerds.

Im Zentrum stehen aber die Kids, und in jeder Folge kommt eine neue Figur hinzu, die für Spannung und Schmunzeln sorgt. Für beste Unterhaltung sorgt auch der Soundtrack. Er setzt sich zusammen aus Songs von Bands wie The Clash, The Police, Joy Division, Toto, Limahl und vielen weiteren.

BMX- Oder Bananensattel-Velo?

Um sich von Schauplatz zu Schauplatz zu bewegen, sind die vier Hauptakteure  in «Stranger Things» – wie es in den Achtzigern üblich war – mit ihren BMX- und Bananensattel-Velos unterwegs. Die Velos wurden mit Bedacht gewählt, und auch die Filmemacher zollen dem Velo Respekt. In einer Episode aus der ersten Staffel lassen sie Polizeichef Jim Hopper (David Harbour) zu einem seiner Polizisten sagen: «Diese Räder sind wie Cadillacs für die Kids.»

Lynda Reiss war die zuständige Requisiteurin für «Stranger Things». Dem Magazin «Wired» erzählte sie, dass sie für die Serie unter anderem 16 Bikes auftreiben musste. Also für jeden der Jungs vier Fahrräder: ein Primarybike, ein Ersatzbike, dazu ein Bike für Stunt-Einsätze und ein «Back-up»-Velo. 16 identische Bikes aus den Achtzigerjahren zu finden, war unmöglich. Deshalb kamen «Bananensattel»-Bikes (im deutschsprachigen Raum auch «Bonanza-Rad») und BMX zum Einsatz.

Bei Mikes Bike handelt es sich übrigens um eine Reproduktion. Die Filmemacher bemalten es, beendeten diese Arbeit aber nie ganz, sodass das Velo in der Serie zweifarbig erscheint. Witzig: Die Marke Schwinn brachte ein «Stranger Things»-Velo in limitierter Auflage von 500 Stück heraus. Bestellen konnte man es nur per Telefon.


«Stranger Things»

USA, seit 2016

Regie: Matt und Ross Duffer, Shawn Levy
Drehbuch: Matt und Ross Duffer, Jessica Mecklenburg und weitere  
Protagonisten: Mike Wheeler (Finn Wolfhard), Dustin Henderson (Gaten Matarazzo), Lucas Sinclair (Caleb McLaughlin), William «Will» Byers (Noah Schnapp), Joyce Byers (Winona Ryder), Chief Jim Hopper (David Harbour), Nancy Wheeler (Natalia Dyer), Jonathan Byers (Charlie Heaton), Jane «Elfi» Ives  (Millie Bobby Brown) u. a.
Musik: Kyle Dixon, Michael Stein
Bemerkungen: Bisher sind drei Staffeln auf Netflix erschienen.