Youtube Star «Not Just Bikes» besucht die Schweiz

Der Macher des populären Youtube-Kanals über Stadtplanung «Not Just Bikes» besuchte Basel, Bern, Zürich und Winterthur. Der entstandene Video-Beitrag beurteilt die Velotauglichkeit der Städte.

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Céline Schwarz, Autor (celine.schwarz@velojournal.ch)
News, 13.07.2022

Jason Slaughter, besser bekannt als «Not Just Bikes», ist ein niederländisch-kanadischer Youtuber mit 712’000 Abonnentinnen und Abonnenten. In seinen Videos spricht er über Verkehrs- und Stadtplanung in verschiedenen Städten, allen voran in den Niederlanden.

Auf eine These oder Frage im Videotitel folgen jeweils Beweisfilmmaterial und darüber gesprochene Erklärungen.

Im Juli ist sein erstes Youtube-Video über die Schweiz erschienen. Darin vergleicht er vier Städte anhand seiner Beobachtungen, die er während seiner kurzen Aufenthaltsdauer machte: In nur einer Woche klapperte er Basel, Bern, Zürich und Winterthur ab und prüfte die Orte auf ihre Velotauglichkeit.

Die kurze Aufenthaltsdauer ist unter anderem, was die Beurteilung dieser vier Städte interessant macht: Sie beruht für einmal nicht auf Zahlen, sondern auf Impressionen einer aussenstehenden Person, die sich viel damit beschäftigt, wie Städte menschenfreundlicher gestaltet werden können.

Ist Basel velofreundlich?

Zwei Glaubenssätze, die Slaughter zu Beginn vorstellt: In den Niederlanden fahren nur deshalb so viele Menschen Fahrrad, weil es flach ist. In der Schweiz fährt niemand Velo, weil das Land dafür zu hügelig ist.

Slaughter zerpflückt diese Aussagen gleich in der ersten Stadt, die er besucht. In Basel geht es auf und ab. Trotzdem sieht man viele Velofahrerinnen und Velofahrer.

Slaughters Fazit: Basel ist nicht velofreundlich, aber auf gutem Weg dazu. An autoverkehrsarmen Steigungen in Basel ist der Veloanteil gross – ganz anders als auf flachen Strecken mit viel Autoverkehr.

Das liege in erster Linie daran, reimt sich Slaughter zusammen, dass die Stadt Autos relativ gut aus der Innenstadt raushalte. Modale Filter, die Sperrung von Verkehrswegen für bestimmte Verkehrsmittel, seien in dieser Verkehrsplanung wichtig. Die «Velostrassen», auf denen Tempo 20 gilt, machten den Grossteil des Basler Velonetzes aus.

Slaughters Fazit: Basel ist nicht velofreundlich, aber auf gutem Weg dazu. An autoverkehrsarmen Steigungen in Basel ist der Veloanteil gross – ganz anders als auf flachen Strecken mit viel Autoverkehr.

Hatte die Velo-Offensive Bern Erfolg?

Zweiter Halt: Die Bundesstadt. Auch hier fällt Slaughter auf, dass nicht Hügel, sondern vor allem gefährliche Strecken für Velofahrende abschreckend wirken.

«Gefährliche Strecken» sind laut Slaughter in erster Linie solche mit viel motorisiertem Verkehr. Weil dieser in der Innenstadt von Bern mehr Platz einnimmt als in Basel, sei das Velo in der Stadt an der Aare weniger massentauglich.

Trotzdem, relativiert der Youtuber, sei das Velo in Bern eine populäre Option für Pendlerinnen und Pendler. Bern habe grosses Potenzial, eine Velostadt zu werden, wenn die Infrastruktur auf Hauptstrassen verbessert werden würde.

Taugt Zürichs Velo-Strategie?

Viele Autos überall. Das ist eines der ersten Dinge, die Slaughter über Zürich sagt. Es sei offensichtlich, dass sich die Innenstadt noch nicht von den Sechzigerjahren erholt habe, als das Auto in Europa auf dem Vormarsch war und viele Städte ihre Strassen zubetonierten.

Trotzdem entdeckt Slaughter einige Personen, die Velo fahren – allerdings längst nicht so viele wie in Basel und Bern. Der Youtuber erklärt sich das mit dem hohen Autoanteil in der Limmatstadt.

Es sei offensichtlich, dass sich die Innenstadt noch nicht von den Sechzigerjahren erholt habe, als das Auto in Europa auf dem Vormarsch war und viele Städte ihre Strassen zubetonierten.

In einigen neuen Quartieren und insbesondere auf Quartierstrassen sieht es besser aus.

Von der Zukunft verspricht er sich deshalb viel: Auch Zürich birgt Potenzial – hat von den vier vorgestellten Städten aber wohl am meisten Arbeit vor sich.

Velostadt Winterthur aus Sicht eines Experten

Schon als Slaughter im Bahnhof von Winterthur aussteigt, bekommt er ein gutes Gefühl und hebt mehrere Veloparkierungsmöglichkeiten hervor, die mit Velowegen verbunden sind.

Als er aus dem Bahnhof herausgeht, zeigt sich ihm ein gegenteiliges Bild zu Zürich: Velos überall, wenige bis keine Autos.

In der ganzen Stadt entdeckt der Youtuber viele Veloständer und Velofahrende in jedem Alter, die das Fahrrad im Alltag nutzen.

Wie schon in den anderen drei Städten, stellen auch in Winterthur die Hauptstrassen die grössten Problemzonen dar.

Sicherheit geht vor

Die direkte Korrelation zwischen der Velosicherheit und der Anzahl Velofahrender ist bewiesen. Jason Slaughter erläutert, diesen Zusammenhang in bisher jeder Stadt gesehen zu haben, die er besuchte. Hügel wiederum haben keinen wirklichen Einfluss auf die Popularität des Velos. Das sei ihm in der Schweiz nochmals klar geworden.

Der Youtuber betont das ganze Video hindurch auch den qualitativen öffentlichen Verkehr in allen vier Städten. Das sei mit ein Grund, weshalb nicht mehr Leute aufs Velo steigen: Es gibt eine Alternative, mit der man gegenwärtig sicherer und bequemer unterwegs sei als mit dem Drahtesel.

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