Was Augen über sichere Veloinfrastruktur verraten

Forscherinnen und Forscher der US-amerikanischen Penn Universität zeigen, dass biometrische Daten bei der Verkehrsplanung helfen können. Für ihre Studie untersuchten sie die «kognitive Arbeitsbelastung» von Radfahrenden.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 13.08.2021

Wissenschaftler der Penn Universität in Philadelphia (USA) haben eine neue Methode entwickelt, um Strassen sicherer zu machen. Für ihre Studie hat das Team um Megan Ryerson die Augen- und Kopfbewegungen von Velofahrenden aufgezeichnet.

Nach der Auswertung kamen die Forscherinnen und Forscher zum Schluss, dass sich mithilfe von biometrischen Daten Strassen für Velofahrer und Fussgängerinnen sicherer gestalten liessen. Und zwar proaktiv, also bevor beispielsweise an einer Kreuzung vermehrt Personen verunfallen.

Unfällen zuvorkommen

Laut Ryerson ist der proaktive Ansatz wichtig. «Die Praxis der reaktiven Planung von Sicherheitsmassnahmen ist buchstäblich mit ‘menschlichen Kosten’ verbunden», wird die Forscherin auf der Webseite der Penn Universität zitiert.

Will heissen: Um eine unsichere Kreuzung in den USA mit einem Fussgängersteifen und einem Lichtsignal ausrüsten zu können, muss diese entweder von mindestens 90 bis 100 Zu-Fuss-Gehenden pro Stunde überquert oder es müssen mindestens fünf Personen pro Jahr an dieser Stelle angefahren werden. Strassen würden gegenwärtig oft geplant, indem Unfalldaten anstatt menschlicher Verhaltensweisen ausgewertet würden. Letzteren Ansatz verfolgte das Team um Megan Ryerson.

Kognitive Arbeitsbelastung als Indikator

Die Forschenden entwickelten eine Methode zur Bewertung der «kognitiven Arbeitsbelastung» von Velofahrerinnen und -fahrern. Die kognitive Arbeitsbelastung bezeichnet die Fähigkeit einer Person, Informationen wahrzunehmen und zu verarbeiten. Auf der Strasse etwa das Erkennen von Verkehrssignalen, Schlaglöchern, querenden Fussgängern oder Autos.

«Selbst wenn Sie ein kompetenterer Velofahrer sind als ich, haben wir immer noch sehr ähnliche Stress- und Arbeitsbelastungsprofile, wenn wir durch die Stadt fahren.»

Megan Ryerson

Je höher die «Arbeitsbelastung», desto schlechter können neue Informationen verarbeitet werden. Das Unfallrisiko steigt. In der Studie kommen die Wissenschaftler zum Schluss, dass eine hohe kognitive Arbeitsbelastung mit potenziell unsicherer Infrastruktur korreliert.

Ryersons Team stattete Velofahrende mit speziellen Brillen aus. Diese verfügten über Kameras und ein Gyroskop. So konnten die Forschenden jede Augen- und Kopfbewegung der radelnden Probanden aufzeichnen, und das 100 Mal pro Sekunde.

«Selbst wenn Sie ein kompetenterer Velofahrer sind als ich, haben wir immer noch sehr ähnliche Stress- und Arbeitsbelastungsprofile, wenn wir durch die Stadt fahren», sagt Ryerson. Dies bedeute, dass das Infrastrukturdesign einen höheren Einfluss auf die Sicherheit habe als individuelle Fähigkeiten auf dem Velo.

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