Warum es die Velowende braucht

Die Bevölkerung verlangt nach lebenswerten Städten und Gemeinden. Für immer mehr Menschen gehören dazu auch bessere und sichere Bedingungen für den Radverkehr. Vier Expertinnen und Experten haben dazu ein Buch verfasst.

Pete Mijnssen ist Chefredaktor des Velojournals.

Pete Mijnssen, Chefredaktor (pete.mijnssen@velojournal.ch)
News, Kultur, 05.06.2024

Es gibt kaum mehr eine Stadt, die nicht auf «Veloförderung» setzt. Den hehren Versprechungen folgen jedoch vielfach nur lauwarme Taten. Veraltete Planungskonzepte und eine allzu zögerliche Politik stehen einer effektiven und raschen Veloförderung im Weg.

Die Autorinnen und Autoren sind ausgewiesene Experten: Ursula Wyss war von 2013 bis Ende 2020 Vorsteherin des Tiefbauamts der Stadt Bern, Michael Liebi ist Verkehrsplaner und steht der Fachstelle Fuss- und Veloverkehr der Stadt Bern vor. Patrick Rérat ist Co-Direktor der Akademische Forschungsstelle für Velos und aktive Mobilität in Lausanne und forscht unter anderem zu Pendlermobilität. Christine Lehmann ist seit 2015 Stadträtin in Stuttgart für Bündnis 90/Die Grünen und deren Radverkehrsexpertin.

In ihrem Buch zeigen die vier Personen auf, dass die Verkehrswende hin zu mehr Velo möglich und notwendig ist. Dies bedingt jedoch die Änderung von Gewohnheiten und einen Blick, der das «System Auto» hinterfragt und Alternativen sieht.

Velojournal hat Wyss, Rérat und Liebi anlässlich der Buchvernissage in Zürich zu einem Kurzinterview getroffen.

Velojournal: Warum braucht es dieses Buch?

Patrick Rérat: Die Defizite in der Mobilität sind gross. Unser Buch erklärt die aktuelle Situation und was sich daran ändern muss. Und vor allem, wie diese Änderung erreicht werden kann.

Ursula Wyss: Es braucht es, weil es das in dieser Form auf deutsch noch nicht gibt. Es gibt Velobücher auf englisch, in dieser umfangreichen Form bisher aber noch nicht auf deutsch. Das hat uns gefehlt. Das Buch legt einen Fokus auf der Schweiz, stimmt so aber auch für Deutschland, den gesamten deutschsprachigen Raum.

Michael Liebi: Unser stärkstes Instrument sind die guten Geschichten. Wir können mit Handbüchern arbeiten, wir können Gesetze und Verordnungen anpassen, Standards entwickeln – das müssen wir alles tun. Mit dem Buch hoffen wir aber, ein Narrativ zu entwickeln, das sich bei den Menschen festsetzt, sodass die Velo-Argumente bei möglichst vielen Menschen ankommen.

Das Buch richtet sich also nicht nur an ein Fachpublikum?

Wyss: Unser Buch richtet sich an ein interessiertes Publikum. Denn für die Velo-Wende braucht es uns alle – uns als Bürgerinnen und Bürger, als Velofahrende und Nicht-Velofahrende, es braucht die NGOs, die Verbände, die Administration und die Politik. Nur wenn alle am selben Strick ziehen, lässt sich die Velo-Wende erreichen. Der Moment ist da, die Chance muss gepackt werden.

Velowende

Für eine lebendige Stadt

Patrick Rérat, Ursula Wyss, Michael Liebi, Christine Lehmann. Verlag Rüffer & Rub, 320 Seiten, ISBN 978-3-907351-25-3. 

 

Eine ausführliche Rezension folgt. 

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