Veloverkehr in Deutschland könnte verdreifacht werden

Eine Studie des Fraunhofer Instituts für System und Innovationsforschung bescheinigt dem Veloverkehr in Deutschland enormes Potenzial. Um dieses zu nutzen, braucht es aber einen massiven Ausbau der Infrastruktur.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 06.06.2024

Beim Stichwort «Veloland» denken viele Personen an die Niederlande oder an Dänemark. Deutschland wird kaum als Fahrradland betrachtet, doch das Potenzial wäre gross. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung, die der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC in Auftrag gegeben hat, ist das Potenzial sogar sehr gross.

Dreimal mehr Veloverkehr in Deutschland

«Die Studie belegt, dass Deutschland den Radverkehrsanteil auf Wegen bis 30 Kilometer Länge bis 2035 von derzeit 13 auf 45 Prozent verdreifachen und die Verkehrsemissionen im Nahbereich um 34 Prozent reduzieren kann», heisst es beim ADFC.

Mit einer Verdreifachung des Veloverkehrs liessen sich gemäss Fahrradlobby jährlich 19 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einsparen.

Es braucht deutlich mehr Engagement und Willen des Bundes

Eine markante Steigerung des Veloanteils lässt sich in Deutschland aber nicht so ohne weiteres erzielen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es laut ADFC politischen Willen und genügend Ressourcen, sprich Geld bei Bund, Bundesländern und Kommunen.

Beim derzeitigen Kurs steige der Radverkehrsanteil im Nahbereich von aktuell 13 Prozent bis 2035 nur auf 15 Prozent, rechnet die Velolobby vor.

Als Basis für eine nachhaltige Steigerung des Veloverkehrs definiert die Organisation folgende Punkte:

  • Einladende Infrastruktur: Deutschland braucht gemäss ADFC durchgängige, sichere und komfortable Velowegenetze und gute Fahrradabstellanlagen in allen Städten, Gemeinden und Regionen.
  • Velo im Umweltverbund: Bahnhöfe und Haltestellen müssen gut mit dem Fahrrad erreichbar sein und sollen über ausreichend moderne Fahrradabstellanlagen, insbesondere im ländlichen Raum, verfügen. Ferner sei zentral, dass Velos gut im ÖV mitgenommen werden könnten.
  • Velofreundliche Städte und Gemeinden: Eine nachhaltige Stadt- und Siedlungsgestaltung – Stadt der kurzen Wege – sowie die Gestaltung des öffentlichen Raums müssen den Ausbau der Veloinfrastruktur in Deutschland flankieren.

«Wenn es Deutschland mit den Klimazielen und hoher Lebensqualität ernst meint, muss das Fahrrad der neue Goldstandard für die alltägliche Mobilität sein – und mit neuem politischen Elan gefördert werden», resümiert der ADFC-Bundesvorsitzende Frank Masurat.

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