Velobranche in der Krise: Zeichen der Besserung aus Taiwan

Die Velobranche kämpft mit einer tiefen Nachfrage und massiven Lagerbeständen. Während viele Hersteller in Europa weiter auf eine Normalisierung der Lage hoffen, kündigen neuste Zahlen aus Taiwan eine Trendwende an.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 25.07.2024

Als der pandemiebedingte Veloboom im Sommer 2022 jäh endete und die weltweite Nachfrage einbrach, konnte die Produktion aufgrund der globalen Lieferkette und der Vorlaufzeiten gar nicht schnell genug gedrosselt werden.

In der Folge füllten sich die Lagerhäuser, was viel zu viel Kapital band und zugleich zu einer Erosion der Preise und Margen führte. Als Beispiel dient die Accell Group, zu der bekannte Marke wie Koga, Haibike, Ghost oder Winora gehören.

Der Grosskonzern steht mit mehr als einer Milliarde Euro in der Kreide und habt mehr als 350'000 Velos und E-Bikes an Lager. Die finanzielle Situation und der massive Lagerbestand waren denn auch Gründe dafür, dass die Nummer zwei am europäischen Markt der diesjährigen Branchenmesse Eurobike fernblieb.

Angesichts dieser vertrackten Situation wagen nur wenige Brancheninsider eine Prognose dazu, wann sich die Situation bessern und sich eine gesunde Balance zwischen Angebot und Nachfrage einpendeln wird.

Giant-CEO wagt Ausblick

Einer derjenigen, die eine Prognose wagten, ist Young Liu als Co-CEO der Giant Group. Am Rande der Taipei Cycle Show im März nannte er das dritte Quartal des laufenden Jahres als Zeitpunkt der Trendwende.

Ein Blick auf die Quartalszahlen des taiwanesischen Unternehmens zeigt: Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hat sich der Umsatzrückgang deutlich verlangsamt. Nach den ersten beiden Quartalen liegt der Umsatz mit 1,022 Milliarden Franken zwar noch immer um 12,52 Prozent unter dem Vorjahreswert. Aber nach den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hatte das Minus noch mehr als 20 Prozent betragen, während im Monat April der Umsatz aus dem Vorjahr nur knapp verpasst wurde.

Man darf gespannt sein, ob sich der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten fortsetzt.

Merida steigert Umsatz

Nochmals etwas erfreulicher sind die Zahlen bei Merida Industries als der Nummer Zwei unter Taiwans Veloproduzenten. Hier hatte der Umsatz nach dem ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent nachgegeben.

Drei Monate später liegt man beim Umsatz mit 416 Millionen Franken nur noch um 4 Prozent unter der Vorgabe von 2023. Der Grund dafür ist, dass die Umsatzzahlen aus dem Vorjahr von April bis Juni übertroffen werden konnten – im Mai um bescheidene 7,5 Prozent, im April um 24 Prozent und im Juni um satte 48 Prozent.

Für Zulieferer in Fernost ist dieses Anziehen der Produktion wichtig, weil auch sie so die Kapazität ihrer Fertigung Schritt für Schritt erhöhen und damit Termine einhalten können.

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