Fabian Baumann,
Redaktor
(fabian.baumann@velojournal.ch)
News,
08.10.2025
Velo- und E-Bike-Fahrende fühlen sich im Strassenverkehr unwohl. Eine Studie der AXA bestätigt dieses Gefühl, deckt aber auch eine Fehleinschätzung auf: Gefahr wird dort vermutet, wo sie statistisch am geringsten ist.
Fabian Baumann,
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(fabian.baumann@velojournal.ch)
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08.10.2025
Die Unfallstatistik zeigt: Innerorts werden deutlich mehr Velo- und E-Bike-Fahrende bei Unfällen getötet oder schwer verletzt als ausserorts. (Foto: Mirjam Graf)
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Die Unfallstatistik zeigt: Innerorts werden deutlich mehr Velo- und E-Bike-Fahrende bei Unfällen getötet oder schwer verletzt als ausserorts. Wer regelmässig mit dem Velo oder E-Bike unterwegs ist, kennt das Gefühl: Eine unübersichtliche Kreuzung, ein zu knapp überholendes Auto oder eine plötzlich aufgerissene Autotür können den Puls schnell in die Höhe treiben.
Eine neue, von der Stiftung für Prävention der AXA in Auftrag gegebene Online-Befragung zeigt nun, dass dieses Unsicherheitsgefühl weit verbreitet ist. Gleichzeitig macht die Studie deutlich, dass die subjektive Wahrnehmung der Gefahr und die objektive Unfallstatistik teilweise deutlich auseinanderklaffen.
Die Ergebnisse der sogenannten StiP-Befragung sind eindeutig: Während sich Verkehrsteilnehmende im öffentlichen Verkehr oder zu Fuss am sichersten fühlen, sieht die Welt aus der Sattelperspektive anders aus. Rund ein Viertel der Velo- und E-Bike-Nutzenden gibt an, sich auf seinen Wegen unsicher zu fühlen. Bei E-Trottinett-Fahrenden ist es sogar ein Drittel.
Dieses Gefühl ist nicht unbegründet. Die Studie bestätigt, dass das Fahren auf zwei Rädern objektiv mit einem höheren Risiko verbunden ist. Gemessen an der Unterwegszeit ist das Unfallrisiko beim Velofahren 14-mal höher als beim Zu-Fuss-Gehen. Für E-Bikes ist das Risiko nochmals deutlich höher. Bezogen auf die Unterwegszeit ist das Unfallrisiko für Elektrovelofahrende 38-mal höher als für Personen zu Fuss. Die gefühlte Unsicherheit spiegelt also durchaus eine reale Gefährdung wider.
Die grösste Überraschung der Studie liegt jedoch in der Frage, wo die Gefahr am grössten ist. Die Befragten fühlen sich vor allem auf Ausserortsstrassen unwohl. Bei Fussgängern ist das Unsicherheitsgefühl ausserorts sogar dreimal höher als innerorts. Man hat das Bild von schnellen Autos auf Landstrassen im Kopf und fühlt sich in der vermeintlich ruhigen Wohngegend sicher.
Die Unfallstatistik des Bundes zeichnet jedoch ein komplett anderes Bild. Für verletzliche Verkehrsteilnehmende – also Fussgänger, Velo- und E-Bike-Fahrende – ist der urbane Raum die eigentliche Gefahrenzone. Zwischen 72 % und 92 % aller schweren Unfälle dieser Gruppen ereignen sich innerorts.
Der Grund dafür ist die hohe Verkehrsdichte und das grosse Konfliktpotenzial, das durch die stark unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Autos, Velos und Fussgängern auf engem Raum entsteht. Die Gefahr lauert also nicht primär auf der Landstrasse, sondern an der nächsten Kreuzung in der Stadt.
Was also tun, um die Sicherheit zu erhöhen? Bei den Lösungsansätzen zeigt sich ein klares Meinungsbild. Infrastrukturelle Massnahmen geniessen höchste Priorität: Der Ruf nach «mehr sicheren Velowegen» findet bei den Befragten breite Zustimmung. Getrennte und gut ausgebaute Radwege sind der erklärte Wunsch, um Konflikte von vornherein zu vermeiden.
Deutlich umstrittener sind hingegen Massnahmen zur Temporeduktion. Obwohl wissenschaftlich erwiesen, stossen flächendeckende Tempo-30-Zonen auf Skepsis. Zwischen 47 % und 61 % der Befragten schätzen deren Wirksamkeit als gering ein. Dies steht in krassem Widerspruch zur Faktenlage: Zahlreiche Studien belegen, dass eine Reduktion der Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 km/h die Anzahl schwerer Unfälle um mindestens ein Drittel senkt. Der kürzere Bremsweg und die geringere Aufprallenergie sind entscheidende Faktoren, die über Leben und Tod entscheiden können.
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für die aktuelle Verkehrsdebatte. Sie bestätigt nicht nur das Unsicherheitsgefühl vieler Velofahrenden, sondern untermauert auch die Forderung nach besserer Infrastruktur. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass ein grosses Kommunikationsdefizit bei der Wirksamkeit von Temporeduktionen besteht.
Für eine Verkehrspolitik, die Velofahrende und andere verletzliche Gruppen wirksam schützen will, liefert die Studie klare Argumente: Es braucht beides – sichere Velowege und niedrigere Geschwindigkeiten, vor allem dort, wo die Gefahr am grössten ist: innerorts.

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