Sorgenkind Lieferkette

Die Velobranche gehört zu den Pandemie-Gewinnern. Dennoch kämpfen auch Fahrradhersteller und -händler mit Problemen. Die gestörten Lieferketten sorgen für viel Ärger.

Laurens van Rooijen, Autor

Laurens van Rooijen, Autor (lvr@cyclinfo.ch)
News, 04.06.2021

Der Verband Cycling Industries Europe (CIE) ist die Lobbyorganisation der europäischen Veloproduzenten. Zu dessen Arbeit gehört das Erarbeiten und Publizieren von Zahlen und Fakten zur Fahrradbranche. Während der grassierenden Covid-19-Pandemie hat CIE darum vier grosse Umfragen unter Herstellern in Auftrag gegeben. Diese wurden im März, Mai, September sowie Ende 2020 durchgeführt.

Die aktuell präsentierten Befunde bestätigen, dass sich die Velobranche inmitten der Pandemie nach einem anfänglichen Schock glänzend geschlagen hat. Zugleich zeigen sich aber auch Probleme, welche die Branche noch eine ganze Weile begleiten dürften.

Umsätze erholen sich dank hoher Nachfrage

Ein Blick auf die Entwicklung der Umsätze der von CIE kontaktieren Velohersteller zeigt, dass die Umsätze bei fast drei Vierteln der Branchenakteure im März 2020 tiefer waren als im Vorjahr. Bis zum Mai reduzierte sich dieser Anteil auf 40 Prozent, und im September meldete kein einziger Hersteller mehr tiefere Umsätze.

Über das ganze Jahr betrachtet mussten nur 9 Prozent der Unternehmen einen Rückgang hinnehmen, während 73 Prozent der antwortenden Hersteller ihre Umsätze steigern konnten. Dafür sorgte vor allem die sich schnell erholende Nachfrage seitens der Konsumenten nach Velos, Ersatzteilen und Zubehör. Etwas langsamer erholte sich die Nachfrage auf Seiten der Wiederverkäufer.

Finanzielle Hilfe und Ausgabenbremse

Wegen dieser raschen Erholung, die sich auch im ersten Quartal 2021 fortsetzte, stieg bei 53 Prozent der befragten Unternehmen die Anzahl der Angestellten im Lauf des Jahres 2020, während nur 16 Prozent der Unternehmen ihre Belegschaft reduzieren mussten.

Daraus folgert CIE, dass sich verschiedene Stützungsmassnahmen von europäischen Regierungen ausbezahlt hätten: Fast 60 Prozent der antwortenden Hersteller nahmen im Verlauf des Jahres 2020 Hilfe in Anspruch. Angesichts des kommerziellen Erfolgs der Branch ist es überraschend, dass jeder dritte Herstelle die Ausgaben fürs Marketing reduzieren will. Das trifft nicht nur Velomedien, sondern auch Radsportler und professionelle Rennteams.

Sorgenkind Zulieferkette

Die mit Abstand grösste Sorge der an den Umfragen teilnehmenden Firmen betrifft die Zulieferkette. Satte 85 Prozent der Unternehmen meldeten in diesem Bereich für das vergangene Jahr Probleme, wobei die Zulieferer aus Fernost von 93 Prozent der Befragten als Verursacher ausgemacht wurden.

Hier zeigt sich, dass die weit fortgeschrittene, globale Arbeitsteilung die Veloindustrie anfällig für Störungen werden lässt. Dabei bezeichneten 64 Prozent der Unternehmen die Probleme in der Zulieferkette als bedeutend oder sehr bedeutend. Beachtliche 43 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden beiden Jahren eher keine Besserung der Situation und 22 Prozent sehen gar keine Chance auf eine Normalisierung der Lage.

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