Elektrovelos sind beliebt. In der Schweiz ist bereits jedes dritte neu verkaufte Fahrrad mit einem Elektromotor ausgestattet. Der Anteil E-Bikes auf den Strassen dürfte in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Experten gehen davon aus, dass E-Bikes bis in wenigen Jahren die Hälfte aller Veloverkäufe ausmachen.
Wenig überraschend sind potenzielle Elektrovelokäuferinnen für die Velobranche eine wichtige Kundengruppe. Als einer der führenden Hersteller von Hilfsantrieben für E-Bikes will Shimano sich ein möglichst genaues Bild von der Nachfrage verschaffen – und von den Motiven, weshalb Konsumenten ein E-Bike nutzen oder eben nicht.
Darum lässt der japanische Komponentengigant in regelmässigen Abständen eine Umfrage durchführen. Die neusten Zahlen der sogenannten «State of the Nation»-Befragung beruhen auf den Antworten von mehr als 13’000 Menschen in elf europäischen Ländern.
Schweiz sticht heraus
Die detaillierten Zahlen offenbaren im Hinblick auf die Schweiz einige Besonderheiten: Auch wenn 2019 schon 36,6 Prozent aller in der Schweiz verkauften Velos über einen elektrischen Hilfsantrieb verfügten und im Segment der voll ausgerüsteten Alltagsvelos im vergangenen Jahr erstmals mehr E-Bikes als «Bio-Velos» verkauft wurden, ist der E-Bike-Markt noch weit davon entfernt, gesättigt zu sein.
Das zeigt sich daran, dass 26 Prozent der in der Schweiz antwortenden Personen die Anschaffung eines E-Bikes ernsthaft in Erwägung ziehen. Das ist ein ebenso hoher Wert wie in den Niederlanden und in Polen und nur Italien kann mit 30 Prozent einen noch höheren Wert vorweisen. Hier dürften jedoch auch Kaufsubventionen von Kommunen eine Rolle spielen und der bisher sehr geringe Marktanteil von Elektrovelos in Italien.
Männer kaufen E-Bikes
Eine Analyse der Antworten auf die Frage, ob die Anschaffung eines E-Bikes in Erwägung gezogen werde, liefert weitere, interessante Erkenntnisse: Die Kaufbereitschaft fällt bei Männern mit 30 Prozent höher aus als bei Frauen, wo der entsprechende Wert nur 23 Prozent beträgt. Zudem fällt das Kaufinteresse in den jüngeren Altersgruppen am höchsten aus und nimmt dann mit zunehmendem Alter ab.
In der Gruppe der über 55-jährigen Personen ziehen nur 23 Prozent den Kauf eines Elektrovelos in Erwägung. Dabei gilt: Je seltener jemand in den Velosattel steigt, desto weniger wird der Kauf eines E-Bikes überhaupt ins Auge gefasst. Die Kaufbereitschaft ist nicht bei Velopendlern am höchsten, sondern bei Leuten, die ein bis zwei Mal pro Woche mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Das E-Bike als Transportfahrzeug
Die wichtigste Motivation für einen Kauf eines E-Bikes ist bei beiden Geschlechtern der Fitness- und Gesundheitsaspekt. Nur bei den 25- bis 44-Jährigen rücken mit der Zeitersparnis auf festen Routen und der Erweiterung des von der Fitness limitierten Aktionsradius andere Aspekte in den Vordergrund.
Shimano erwähnt in der Interpretation der Resultate, dass in der Schweiz E-Bikes auffällig häufig für den Transport von Einkäufen oder Kindern benutzt werden – ob im Anhänger oder per Lastenvelo. Zudem scheinen Männer mehr Wert auf technische Aspekte der E-Mobilität zu legen, während Frauen den Umweltaspekt stärker gewichten. Dass Aspekte wie die Zeitersparnis und die Planbarkeit bei den über 55-Jährigen weniger wichtig sind, erklärt sich damit, dass diese oft schlicht mehr Zeit haben.
Preis und Infrastruktur als Hemschwelle
Stärker ist die Einigkeit zwischen Geschlechtern und Altersgruppen beim grössten Hindernis für den Kauf eines E-Bikes: Hier steht ganz klar der Preis im Vordergrund. Während in anderen Ländern das Fehlen sicherer Abstellplätze eine grosse Rolle spielt, monieren erstaunlich viele Umfrageteilnehmer aus der Schweiz, dass sie sich im Strassenverkehr auf einem E-Bike nicht sicher fühlen würden.
Dagegen ist das Vorurteil, wonach E-Bikes etwas für alte Menschen, der Fitness kaum zuträglich und quasi Betrug am ehrlich strampelnden Velofahrer seien, eher in den jungen Alterskategorien verbreitet.
Foto: Flyer / Martin Bissig, Grafiken: Shimano