Rückschrittliche Planung bei der Velovorzugsroute

Die Stadt Zürich will am Ende ihrer ersten Velovorzugsroute die Velostreifen abbauen und die Strasse verengen, damit Überholmanöver von Autos nicht möglich sind. Eigentlich sollte die Strecke Autofrei sein.

Julie Nielsen, Redaktorin (julie.nielsen@velojournal.ch)
News, 15.12.2023

Am westlichen Ende der Baslerstrasse, auf der bislang einzigen Velovorzugsroute in Zürich, will das Tiefbauamt der Stadt die Velostreifen wieder abbauen. Die aufgehobene Veloinfrastruktur soll mit je einer Schmalfahrbahn pro Fahrspur und Mehrzweckstreifen ersetzt werden. Der Autoverkehr soll durch eine Verengung der Strasse quasi von den Velofahrenden selbst ausgebremst werden. Die Stadt erhofft sich durch die Massnahme eine Verkehrsberuhigung auf dem Abschnitt vor der Kreuzung zur Europabrücke. Pro Velo Zürich nennt diese angedachte Verkehrsführung «Menschen auf Velos als Fleischbremsen» und erhebt Einsprache gegen das Vorhaben. «Wird das der Standard für künftige Velovorzugsrouten, wäre dies fatal», heisst es bei der Lobbygruppe.

Verschlechterung der Veloinfrastruktur

Die Velolobby ist nicht grundsätzlich gegen die Schmalfahrbahn. Es sei aber illusorisch, dass sich der motorisierte Individualverkehr direkt vor der Europabrücke nur durch diese Massnahme reduzieren liesse. Eher sei davon auszugehen, dass Velofahrende sich auf dem Abschnitt gehetzt und unsicher fühlten, weil ungeduldige Autolenker versuchen würden, langsamere Velos zu überholen.

Stau-Chaos vorprogrammiert

Die Stadt muss sich beim Ausbau der Velovorzugsrouten und der entsprechenden Verkehrsführung an Normen halten. Im eigenen Merkblatt «Velovorzugsrouten» vom Juli 2022 steht: «Unabhängig von der Verkehrsbelastung ist auf Quartierstrassen der Durchgangsverkehr mit geeigneten Massnahmen (gegenläufige Einbahnen, Durchfahrtssperren, etc.) zu unterbinden».

Bis anhin ist die Velovorzugsroute von Altstetten in den Kreis 4 nicht vom Durchgangsverkehr befreit. Auf der Bullingerstrasse, zwischen Letzigrund und Hardstrasse, können Velos nicht passieren, weil Autos im Stau die Strecke blockieren.

Pro Velo ist der Meinung, auch die geplante Änderung der Baslerstrasse sei keine geeignete Massnahme den Durchgangsverkehr zu unterbinden. Im Gegenteil: «Es ist davon auszugehen, dass es zu Autorückstau an den Knoten kommen wird und Velofahrende dadurch ebenfalls im Stau stecken bleiben.»

Durchgangsverkehr muss konsequent verhindert werden

Gemäss Art 9. des Bundesgesetzes über Velowege müssen in Plänen festgelegte Velowege ersetzt werden, wenn sie nicht mehr frei befahrbar sind. «Durch die Aufhebung des bestehenden Radstreifens ohne griffige Massnahmen zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs wird dieses Vorgehen der Ersatzpflicht nicht gerecht», schreibt Yvonne Ehrensberger, Pro-Velo-Geschäftsleiterin in der Einsprache an die Stadt. Ausserdem weist die Organisation darauf hin, dass der Durchgangsverkehr auf der Velovorzugsroute konsequent verhindert werden muss. Das etwa durch ein Abbiegeverbot auf und von der Europabrücke in die Baslerstrasse und umgekehrt. Falls das nicht möglich ist, fordert der Verband eine abgesetzte Veloinfrastruktur von 2.5 Metern Breite in beide Richtungen.

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