Fahren Linke mehr Velo als Rechte?

Eine Studie aus der Schweiz deckt Zusammenhänge zwischen politischer Überzeugung und Velonutzung auf. Dabei zeigt sich auch, dass rechtswählende Personen dem Velo gegenüber aufgeschlossener sind als ihre Parteien.

Fabian Baumann, Redaktor (fabian.baumann@velojournal.ch)
News, 17.03.2025

Ist Velofahren politisch? Wer Debatten rund um den Bau von Veloinfrastruktur verfolgt, kann schnell zum Schluss gelangen, dass dem so ist. Während sich linke Parteien in der Schweiz in der Regel geschlossen für mehr Veloförderung und bessere Infrastruktur aussprechen, stehen bürgerliche und rechte Parteien dem Fahrrad als Verkehrs- und Transportmittel skeptisch gegenüber.

Doch wie sieht es bei der Parteibasis aus? Wie variiert die Velonutzung bei Personen mit unterschiedlicher politischer Überzeugung? Dieser Frage sind Patrick Rérat und Emmanuel Ravelet in einer Studie nachgegangen. Die zwei Wissenschaftler des universitären Observatoriums des Velos und der aktiven Mobilität (Ouvema) der Universität Lausanne werteten dazu die Antworten einer repräsentativen Befragung aus.

Nach der Abstimmung über das Veloweggesetz 2018 führte die Bundeskanzlei bei 1502 zufällig ausgewählten Schweizerinnen und Schweizern über 18 Jahren eine Umfrage durch. Dabei äusserten sich die Befragten auch zu ihrer Velonutzung und zu politischen Überzeugungen.

Grüne Wähler radeln am meisten

Die Ergebnisse zeigen, dass die politische Orientierung einen Einfluss darauf hat, wie oft und warum Menschen in der Schweiz Velo fahren. Wähler der grünen Parteien (Grüne, GLP) treten demnach am häufigsten in die Pedale. Auffällig ist, dass diese Personen das Velo vor allem für den täglichen Transport nutzen – was ihr Umweltbewusstsein widerspiegelt. Doch auch Mitte-Links-Wählerinnen und -Wähler wie die Anhängerschaft der CVP sind überdurchschnittlich oft auf zwei Rädern unterwegs.

Auch Rechte fahren Velo

Die Auswertung von Rérat und Ravelet zeigt, dass aber auch die Basis der SVP dem Velo gegenüber nicht abgeneigt ist. Wählerinnen und Wähler der Schweizerischen Volkspartei scheinen das Velo im Alltag sogar häufiger zu nutzen als der FDP nahestehende Personen. Bei Letzteren findet das Velo primär als Freizeit- und Sportgerät Anklang.

Über alles betrachtet nutzen grüne Wählerinnen und Wähler das Velo hauptsächlich im Alltag als Transportmittel, Mitte- und Rechtswählende eher in der Freizeit.

«Obwohl die Wähler der SVP und der FDP deutlich seltener mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist ihr Anteil an Velofahrern nach wie vor beträchtlich.»

Weitere Faktoren spielen eine Rolle

Neben der politischen Ausrichtung beeinflussen soziodemografische Faktoren das Radfahrverhalten ebenfalls. Männer fahren gemäss Studie häufiger Velo als Frauen, jüngere Personen sowie Stadtbewohner und Deutschschweizer sind eher mit dem Rad unterwegs als in der Romandie lebende Personen oder Menschen in ländlichen Regionen des Landes.

Dissonanz von rechts

«Auf den ersten Blick stehen die Resultate im Einklang mit den politischen Debatten, da die grünen Parteien Veloverkehrsprojekte stark unterstützen», sagen Rérat und Ravelet. Allerdings sei die Unterstützung der SP für das Velofahren höher als die tatsächliche Velonutzung der Wählerschaft, während das Gegenteil für die Parteien der Mitte und aus dem rechten Lager zutreffe.

«Obwohl die Wähler der SVP und der FDP deutlich seltener mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist ihr Anteil an Velofahrern nach wie vor beträchtlich, was auf eine Dissonanz zwischen der Zurückhaltung dieser Parteien gegenüber der Radverkehrspolitik und der Praxis ihrer Wähler hinweisen könnte», konstatieren die Wissenschaftler.

 

 

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