Der Bundesrat hat Anfang August eine Revision des Schweizer Strassenverkehrsrechts in die Vernehmlassung gegeben. Die Landesregierung zielt mit einem Teil der vorgeschlagenen Änderungen darauf ab, die Sicherheit von E-Bike-Fahrerinnen und -fahrern zu verbessern. Dies mit folgenden Massnahmen: Einführung eines Lichtobligatoriums auch tagsüber für alle E-Bikes, Tachopflicht für schnelle E-Bikes und eine Helmpflicht für alle E-Bike-Fahrenden.
Pro Velo Schweiz hat im Rahmen der Vernehmlassung zu den vorgeschlagenen Punkten Stellung genommen. Für Präsident Matthias Aebischer ist klar: «Wir brauchen in der Schweiz eine bessere Veloinfrastruktur und nicht eine Helmpflicht, welche die Velofahrerinnen und Velofahrer vergrämt.» Sein Verband sei überzeugt, dass die Helmpflicht bei langsamen E-Bikes die erfolgreichen Bikesharing-Angebote abrupt beenden würde, so Aebischer.
Unfälle nehmen zu, weil mehr E-Bikes auf den Strassen verkehren
In den letzten Jahren haben die Unfälle mit Elektrovelos zugenommen. Medienberichte suggerieren laut Pro Velo, dass Elektrovelos besonders gefährlich seien. Gemäss dem Interessenverband sind die Unfallzahlen aber nicht im selben Mass angestiegen wie die Verkaufszahlen von E-Bikes. Die grössere Anzahl Unfälle liege schlicht daran, dass insgesamt mehr Menschen auf dem Elektrovelo unterwegs seien und dabei erst noch längere Strecken im Vergleich zum normalen Velo zurücklegten.
Matthias Aebischer:
«Eine Helmpflicht schreckt ab und führt ganz direkt dazu, dass weniger Menschen Velofahren.»
Helmpflicht hält vom Velofahren ab
«Es ist ein erfreulicher Trend, dass dank dem E-Bike heute mehr Menschen Velofahren», sagt Matthias Aebischer. Das entlaste die Strassen und sei gut fürs Klima. Erfahrungen aus dem Ausland zeigten aber: «Eine Helmpflicht schreckt ab und führt ganz direkt dazu, dass weniger Menschen Velofahren.» Damit riskiere der Bundesrat, einen positiven und dringend nötigen Trend hin zum Velo zu ersticken. Dies schade schlussendlich der Volksgesundheit und laufe den Klimazielen zuwider. Für die Bikesharing-Angebote in den Städten wäre die Helmpflicht überdies der Todesstoss.
Unverhältnismässige Massnahme
Heute betrage die Tragquote bei den langsamen Elektrovelos bei den Erwachsenen 67% und bei den Jugendlichen sei sie mit 74% noch höher, erläutert der Pro-Velo-Präsident. Aus Sicht seiner Organisation steh der mögliche Sicherheitsgewinn durch ein Obligatorium in keinem Verhältnis zu den oben genannten Nachteilen und Risiken.