Jürgen Wetzstein, Fabian Baumann
News,
15.08.2022
Ökologie spielt für die Velobranche eine zunehmend wichtige Rolle. Jüngstes Beispiel dafür ist Reynolds Technology. Der britische Spezialist für Stahlrahmen hat seine erste Umweltverträglichkeitsstudie veröffentlicht.
Jürgen Wetzstein, Fabian Baumann
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15.08.2022
Während gut 100 Jahren dominierte Stahl bei der Produktion von Velorahmen. Heute kommen vermehrt Aluminium und Kohlenstofffasern zum Einsatz. (Foto: ZVG)
Lange Jahre spielte das Thema Ökologie für Hersteller von Velos und Zubehör eine eher untergeordnete Rolle. Fahrräder galten per se als umweltfreundliche Fortbewegungsmittel. Spätestens mit dem Siegeszug des E-Bikes hat sich die Wahrnehmung etwas geändert. Stichworte dafür sind seltene Erden, Akku-Recycling oder Rahmen aus Carbon.
Dass das Rahmenmaterial einen Einfluss auf den ökologischen Fussabdruck eines Velos hat, ist hingegen nichts Neues. Das bestätigt auch die aktuelle Umweltverträglichkeitsstudie von Reynolds. Dafür hat der britische Stahlrahmenproduzent seine Produktionsabläufe einer gründlichen Überprüfung unterzogen. Wenig überraschend kommt Reynolds darin zum Schluss, dass Stahl aus Sicht des Umweltschutzes eine gute Wahl für Velohersteller ist.
Martin Shepherd, General Manager von Reynolds, sagt dazu: «Es lässt sich einfach sagen, dass Velos ökoverträgliche Verkehrsmittel sind und eine Lösung für die Klimakrise darstellen. Aber diese Studie ermöglicht es uns, einen Blick auf unser Unternehmen zu werfen, um hinsichtlich Nachhaltigkeit Verbesserungen vorzunehmen und unsere Auswirkungen auf die Umwelt weiter zu reduzieren. Indem wir unseren CO2-Fussabdruck in unsere täglichen und langfristigen Entscheidungen einbeziehen, können wir unseren Teil dazu beitragen, dass das Fahrrad als Produkt insgesamt noch nachhaltiger wird.»
Der Vergleich zeigt: Aus ökologischer Sicht hinterlassen Fahrradrahmen aus Stahl den geringsten Fussabdruck. (Grafik: cyclinfo.ch)
Die Vorteile von Stahl und Titan seien, so Reynolds, gut dokumentiert. Die Materialien seien von Natur aus haltbar, langlebig, leicht zu reparieren und einfach zu recyceln. Stahl eigne sich für alle Radsportdisziplinen, von der Mobilität in der Stadt bis hin zum Spitzensport. Und: Edelstahl und Titan müssten nicht lackiert werden, was aus ökologischer Sicht ein Vorteil sei.
Allerdings ist auch das Recycling von Stahlrahmen nicht ganz trivial. Der Grund dafür ist, dass Rahmen oft nicht aus sortenreinem Stahl, sondern aus Legierungen bestehen. Das führt dazu, dass im Zuge des Wiederverwertungsprozesses aus Stahlrahmen am Ende qualitativ minderwertigerer Baustahl wird, wie Michael Braungart, Professor für Chemie und Verfahrenstechnik an der Erasmus-Universität Rotterdam, gegenüber dem Branchenmagazin Cyclinfo erklärt.
«Aluminium braucht zwar deutlich mehr Energie zur Herstellung als Stahl, lässt sich aber relativ einfach und reiner recyceln.»
Albert Herresthal, Informationsdienst Fahrradwirtschaft (IFW)
Und Albert Herresthal, Gründer und Geschäftsführer des deutschen Informationsdienst Fahrradwirtschaft (IFW) sagt gegenüber dem Branchenmagazin: «Aluminium braucht zwar deutlich mehr Energie zur Herstellung als Stahl, lässt sich aber relativ einfach und reiner recyceln.»
Je nachdem, ob man bei der Nachhaltigkeitsrechnung den Fokus mehr auf die Herstellung des Materials oder seine Recycling-Möglichkeiten lege, schneide Alu entsprechend besser oder schlechter ab als Stahl.
Aluminium lässt sich heute relativ einfach recyceln. (Foto: ZVG)
Bei vielen modernen E-Bikes, Mountainbikes und sportiven Velos kommt heute Carbon als Rahmenmaterial zum Einsatz. Sowohl bei der Umweltverträglichkeit (siehe Grafik) als auch bei der Wiederverwertung schneiden Kohlefaser-Verbundstoffe schlechter ab als Stahl und Aluminium.
Falsch ist hingegen die weitverbreitete Annahme, dass sich nur Velorahmen aus Stahl reparieren lassen. Das beweist Reto Bieri, der in seinem Geschäft Bieri Bike Care in Steffisburg schon Hunderte von Carbonrahmen repariert und den Velos damit ein längeres Leben beschert hat.
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