Die «Less-is-More Tour« von Nicolai Baehr und Robert Cramer, treten in die Pedale ist eine CO2-bewusste Vortragsreise per E-Bike, die durch sieben Länder entlang der Jakobswege führt. Das Ziel: Aufmerksamkeit schaffen für eine drängende Frage unserer Zeit – wie kann jeder Mensch seinen ökologischen Fußabdruck wirksam verringern?
Statt Fliegen oder Autofahren setzen die beiden auf Muskelkraft und Velopedalen. Jeden Abend machen sie Halt bei einem lokalen Rotary Club, um mit einer Mischung aus persönlichen Beobachtungen, fundierten Rechenbeispielen und konkreten Alltagstipps über Klimaschutz zu sprechen – in Deutsch, Französisch, Englisch oder Schwiizerdütsch.
Denn Veränderung beginnt nicht in den Konferenzsälen der Klimakonferenzen, sondern beim Gespräch am Tisch, so die beiden Vortragenden. «Man muss vorleben und mit den Leuten sprechen. Menschen erreicht man kaum nur mit wissenschaftlichen Gesichtspunkten», weiss Baehr.
Jakobsweg – per Velo
Baehr, Architekt und Ex-Präsident des Rotary Clubs Starnberg, hat die Idee zur Tour entwickelt – inspiriert durch den Jakobsweg, der direkt an seinem Haus vorbeiführt, und geschockt von der eigenen Erfahrung: Der Morteratschgletscher, den er von Skitouren aus seiner Kindheit kennt, hat sich heute um mehrere Kilometer zurückgezogen und ist geschmolzen. «Solche Bilder brennen sich ein», sagt er. Die damalige Tour ist heute unmöglich.
Doch es bleibt nicht bei Symbolik. Die Vortragsreihe gibt konkrete Einblicke in Alternativen zur CO2-intensiven Mobilität: Die Strecke München–London etwa verursacht 250 kg CO₂ mit dem Flugzeug, 230 kg mit dem Auto aber nur 20 kg mit dem Zug – oder 6 kg mit dem E-Bike.
Baehr zeigt aber auch was Streaming für einen Impact hat. Zum Beispiel bei viral gehenden Videos. Die Ankündigung von Stefan Raab zu seinem Comeback wurde 70 Millionen Mal angeklickt. Das entspricht 77 Flügen von Frankfurt nach New York. Der Strombedarf von KI ist da noch gar nicht eingerechnet.
Die Hälfte aller CO2-Emissionen kommen vom Bau
Auch das Bauen wird thematisiert: 40 - 50 % der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus der Bauindustrie. Baehr stellt daher Beispiele nachhaltiger Architektur entlang der Route vor – vom Strohballenhaus in Dornbirn bis zu denkmalgeschützten Ferienunterkünften in der Schweiz.
Die Tour ist Teil eines Wettbewerbs des Rotary-Distrikts, der «District Environment Grant Plus»-Initiative. Doch Baehr geht es um mehr als einen Preis: «Wir möchten den verschiedenen Clubs lokale Umweltprojekte aufzeigen, damit diese von Rotarys Netzwerk profitieren können.