Genuss ohne Gipfelstress

Locker durch die Schweiz radeln: Vier Routen zwischen Bodensee und Genfersee, auf denen sich die Landschaft entspannt erfahren lässt – und ein gelegentliches Bad für angenehme Abkühlung sorgt.

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Fabian Baumann, Marius Graber, Peter Hummel, Pete Mijnssen
Reisen, 13.07.2022

«A de Glatt ischs glatt»

Der grünen Glatt entlang gehts bis zu ihrer Quelle beim Greifensee. Dort wartet ein Badeplatz mit Grillstelle auf die hungrigen Familienradler.

fb. Für Velotouren als Familie bieten sich Fahrten entlang von Gewässern an. Der Grund ist einfach: Es gibt in der Regel keine Steigungen zu bezwingen, und das Wasser kann für Badepausen genutzt werden.

Die Glatt im Norden Zürichs eignet sich zwar nur beschränkt fürs Planschen. Sie entspringt aber dem Greifensee, und der eignet sich für einen Sprung ins kühle Nass vorzüglich.

Als Startpunkt für einen Ausflug bietet sich der gut erschlossene Bahnhof Oerlikon an. Wer von weiter her kommt, kann die Velos gut in der S-Bahn transportieren.

Die Tour verläuft die ersten Kilometer auf Asphalt, danach radeln wir auf Kieswegen. Bei der Kunsteisbahn in Dübendorf legen wir eine kurze Pause ein. Die Kinder erobern den Spielplatz, die Erwachsenen gönnen sich einen Kaffee auf der Terrasse des Restaurants der Sportanlage.

Frisch gestärkt gehts weiter, nun ein Stück auf der Veloland-Route 29. Diese führt ab Schwerzenbach den Greifensee entlang und bis nach Rapperswil. Wir verlassen die Veloland-Route aber in Schwerzenbach und folgen weiter der Glatt flussaufwärts durch das Riedgebiet Weid­riet, wo der Fluss dem Greifensee entspringt.

Es steht unter Naturschutz und bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Die Kinder freuen sich über die jungen Taucherli, die ihren Eltern nachschwimmen. Ein Stück weiter steht ein Storch und wartet auf Beute.

Beim Badeplatz Fällanden haben wir unser Ziel erreicht. Der Kieselstrand eignet sich zum Baden, und es gibt einen Grill zum Bräteln.

Infos zur Tour

Strecke: ca. 12 km (Hinfahrt)

Höhenunterschied: ca. 73 Hm

Geeignet für: Familien mit kleinen Kindern

Besonderes: Die Tour lässt sich mit einer Umrundung des Greifensees verlängern. Der Weg um den See ist durchgehend asphaltiert und gut beschildert – allerdings auch stark frequentiert.

GPX-Track: Glatt.gpx

 

 

An der flachen Thur

Eine Velotour ins Zürcher Weinland ist inzwischen zwar kein Geheimtipp mehr, aber eine Reise allemal wert.

pmh. Kennen Sie Guntalingen, Waltalingen oder Gütighausen? Wenn ja, dann sind Sie entweder gut in Geografie oder kommen aus der Gegend. Für Zürcherinnen und Zürcher, für die hinter Winterthur «der wilde Osten» beginnt, gibt es hier viel zu entdecken.

Mit der S-Bahn erreichen wir den Ausgangsort Seuzach von Zürich aus bequem im Viertelstundentakt. Von dort führt uns der Veloweg nach Dinhard, zurück auf der wenig befahrenen Strasse queren wir bei Thalheim-Altikon die S-Bahn, die nach Stein am Rhein führt.

In rasanter Fahrt geht es weiter nach Thalheim und dann auf dem leicht erhöhten Veloweg nach Gütighausen. Dort erleben wir kurz auf Kopfsteinpflaster die frühere Strassenführung und überqueren die Thur auf der 1915 gebauten Stahlbrücke und damit ein Stück Geschichte.

An diesem Nachmittag ist ein Vater-Kind-Ausflug mit vielen Schlauchbooten angesagt. Die Mutter winkt und erklärt dem Radler, dass die Gruppe auf dem Müliberg dann zelten werde. Mann wünscht sich mehr solch «coole» Familienausflüge. Weiter oben lädt der Campingplatz zum Baden und Verweilen.

Weiter gehts nun etwas bergauf nach Ossingen. Auch dieses typische Weinländer Dorf pendelt zwischen alten, beschaulichen Riegelhäusern und modernem Dorfteil mit lieblos hingeklotzten Neubauten.

Nach dem Bahnübergang wechseln wir links auf den neu gebauten Radweg bis nach Gisenhard. Dort fahren wir kurz auf der Hauptstrasse, biegen aber nach dem Dorfausgang nach links in eine Fahrverbotsstrasse (ca. 250 Meter, Velo stossen). Dort treffen wir auf eine regionale Veloroute, die uns nach Guntalingen führt.

Im benachbarten Unterstammheim lädt im Gasthaus Adler ein schattiger Garten mit kühlem Getränk zum Verweilen. Weiter oben in Oberstammheim ist das Hotel und Gasthaus Hirschen die erste Adresse. Es gehört der Zürcher Wehrli-Familie, die im 17. Jahrhundert dort vermögend wurde.

Das Hotel lohnt sich auch für eine Übernachtung. Wer weniger Zeit hat, fährt von Unterstammheim direkt über der Bahnlinie auf der Wylandroute 45 nach Stein am Rhein. Von dort führt die S-Bahn wieder zurück.

Wer nach der schmucken Steiner Altstadt noch nicht genug hat, fährt rheinabwärts oder den Untersee entlang aufwärts in weitere Velogefilde.

Infos zur Tour

Strecke: 30 km

Höhenunterschied: ca. 150 Hm

Geeignet für: Familien mit Kindern ab 10 Jahren, ausflugsgeübte RadlerInnen

Besonderes: Einkehren oder übernachten: gastlicheradler.ch / hirschenstammheim.ch

GPX-Track:Teil 1 / Teil 2 

Bekannter See – unbekannter Circuit

Während etwa der Bodensee-Radweg zu den Klassikern im Velotourismus gehört, ist die Umrundung des Genfersees noch ein Geheimtipp.

pehu. Vom Startort Montreux bis Vevey können wir die ersten Kilometer flach einrollen. Über Corseaux gelangen wir rasch in die ersten Weinberge des Unesco-Weltkulturerbes Lavaux. In Préverenges lockt der wohl längste Strand der Schweiz zum Bade. Nach dem ersten Etappenhalt in Morges mit seinen prächtigen alten Gassen folgen mit St-Prex und Rolle in kurzem Rhythmus weitere schöne Städtchen. Genf als zweiter Etappenort und zugleich westlicher Wendepunkt der Tour überrascht mit seiner Velofreundlichkeit.

Nach der Grenze in Hermance bleibt zwar der Routenname gleich, doch die Wegweisungssystematik und -farbe ändert komplett: Aus Rot wird das Blaugrün
der Via Rhona, lediglich die hellblauen SchweizMobil-Quadrate wurden pro forma übernommen. Yvoire bietet ein komplettes spätmittelalterliches Dorfbild.

Hinter Sciex gilt es zwar, einen halben Kilometer heftige Hauptstrasse zurückzulegen, doch vom Port de Sciez bis Anthy pedalen wir nahe am Léman, und es folgen mehrere lauschige Strände. Während sich in Thonon-les-Bains dem Namen zum Trotz kaum mehr Thermenarchitektur findet, gibt es in Evian-les-Bains noch etliche Zeugen der Bäderepoche, allen voran der Palais de Lumière – einst Thermalbad und heute stilecht renoviertes Kulturzentrum.

Leider verläuft das Teilstück Evian–St-Gingolph durchgehend auf der stark befahrenen Hauptstrasse und ist nur geübten Gümmelern zuzumuten. Es bieten sich zwei Alternativen: mit dem Schiff die Abkürzung nach Lausanne oder per Bus bis zur Grenze. Das Weiterradeln via Le Bouveret wird immerhin noch mit zwei Höhepunkten belohnt: dem Naturschutzgebiet Les Grangettes im Rhonedelta und dem Château de Chillon.

Infos zur Tour

Strecke: ca. 190 km

Höhenunterschied: ca. 2100 Hm

Geeignet für: ambitionierte Touren- und Rennvelofahrende. Bei eigenem Gepäcktransport mag aufgrund der Distanz ein E-Bike vorteilhaft sein.

Besonderes: Die beschriebene Fahrtrichtung erlaubt es, sich in Evian für das Tourende oder die Weiterfahrt zu entscheiden. Die umgekehrte Richtung böte den Vorteil, stets näher am Wasser zu sein.

GPX-Track:  Genfersee-Runde

Wasserflächen mit Alpenpanorama

Mit Pilatus, Bürgenstock und Rigi im Blick passiert man Alpnacher-, Sarner-und Vierwaldstättersee. Bei schönem Wetter eine unschlagbare Route.

mg. Diese Flachlandtour ist vom Wasser begleitet: Bereits beim Start am Bahnhof Luzern blinzelt der Vierwaldstättersee. Nach kurzer Fahrt über das lebendige Luzerner Neustadtquartier und den Veloweg auf den alten Bahngeleisen fährt man schon bald erhaben, mit schönster Bergsicht, dem Horwerbecken entlang.

Bald schon kommt der Alpnachersee, und ein nächstes imposantes Alpenpanorama erfreut den Blick. Nach Alpnachstad folgt schon bald der verwunschene Wichlensee. Und schon beginnt der Sarnersee: Der Hinweg über Wilen fordert von den Waden ein paar wenige Höhenmeter, für die man dann mit einem schönen Blick über den See und in die Bergwelt belohnt wird.

Wendepunkt ist das Dörfchen Giswil, von dort gehts am rechten Seeufer zurück nach Sarnen. Ab dem hübschen Kantonshauptort führt die Strecke auf demselben Weg zurück, wie man gekommen ist. Wer denkt, das wäre langweilig, irrt: Er bietet einen neuen Blick auf Bürgenstock, Rigi und See, dabei liegt der Pilatus in seiner imposanten Wucht immer zur linken Seite.

Die Strecke bietet mannigfaltige Möglichkeiten für velofahrerische Ausschweifungen: Wer noch mehr Flachlandmeter machen möchte, biegt auf dem Rückweg in Stansstad ab Richtung Beckenried und kann von dort mit dem Schiff zurück nach Luzern.

Wer juckende Waden hat und doch ein paar Höhenmeter machen möchte, geht über den Allweg und Stans zurück, über den Ächerlipass und Dallenwil und/oder eine Schlaufe über den Bürgenstock. Ab Horw steht anstelle des direkten Wegs nach Luzern der Umweg über die Halbinsel zur Wahl; das beschert zwar ein paar kleine Steigungen, doch weiter schöne Aussichten und lauschige Badeplätze.

Die Tour eignet sich auch mit Kindern: Sie ist zwar nicht durchgehend verkehrsfrei, doch sie lässt sich problemlos mit Schiff- und Zugfahrten verkürzen.

Infos zur Tour

Strecke: 73 km

Höhenunterschied: 290 Hm Aufstieg

Geeignet für: Familien mit Kindern und Solo-Genussradelnde

Besonderes: diverse schöne Badestellen an der Strecke, Glasi Hergiswil (Besichtigung, Fabrikladen, Restaurant am See, Kinderspielplatz)

GPX-Track:Luzern nach Giswil / Giswil nach Luzern

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