Nach 25 Jahren hat die Cycle Messenger World Championship vergangene Woche wieder in Zürich stattgefunden. Mehr als 800 Velokurierinnen und -kuriere massen sich in verschiedenen Disziplinen.
Aus über 100 Städten in der ganzen Welt sind rund 800 Velokurierinnen zur CMWC angereist. (Fotos: CMWC, ZVG)
Der Zürcher Turbinenplatz wurde am Wochenende vom 3. Und 4. August zum Rennkurs. Mehr als 800 Velokurierinnen massen sich im «Mainrace» genannten Hauptrennen der Velokurier-Weltmeisterschaft.
Dieses Rennen simuliert den Berufsalltag der Kurierinnen und ist die letzte von unzähligen Disziplinen der Meisterschaft.
Sprint, Skid, Trackstand und Footdown
Bereits am Donnerstag wurden der Sprint auf der Schiffbaustrasse sowie die Disziplinen «Footdown» und «Trackstand» ausgetragen. Bei diesen Disziplinen ist Geschicklichkeit entscheidend. Wer am längsten ohne Abstehen auf dem Fahrrad sitzen kann, gewinnt.
Beim «Trackstand» erfolgt dies im Stillstand. Nach und nach müssen die Teilnehmenden die Hände vom Lenker und die Füsse von den Pedalen nehmen.
Beim «Footdown», auf schweizerdeutsch auch «Abstiegerlis» genannt, probieren sich die Teilnehmenden gegenseitig aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wer zuletzt den Fuss abstellt, hat gewonnen.
Speziell für Velos ohne Freilauf wurde zudem der «Skid» ausgetragen. Ziel ist, möglichst weit mit blockiertem Hinterrad über den Asphalt zu schlittern.Nach einer kurzen Beschleunigungsstrecke wird das Hinterrad durch Gegendruck auf die Pedale blockiert und das Gewicht möglichst auf das Vorderrad gelegt, um den Bodenwiderstand des Hinterrades so klein wie möglich zu halten.
Am Freitag folgte das Bergzeitfahren am Albisgüetli sowie ein Querfeldein-Rennen mit Starrlauf-Velos und als spassige Nebendisziplin eine Pedalofahrt auf dem Zürichsee.
In Basel ist die Aktion «Brunnen gehen» des Künstlerkollektivs «Hotel Regina» schon lange etabliert. Im Rahmen des vom Kanton geförderten Projekts #hallowasser soll jetzt auch Zürich in den Genuss von beheizten Brunnen kommen. Dabei werden während zwanzig Tagen in zehn Zürcher Ortschaften Brunnen auf wohlige 39 Grad erhitzt.
Brunnen gehen on Tour
Die Brunnentour startet am 14. März 2025 im Bubikon im Zürcher Oberland und sorgt für ein warmes Bad vor dem Ritterhaus. Nach dieser Premiere werden der selbst gebauten Ofen, die Rezeption und die Garderobe auf eigens dafür angefertigten Veloanhängern in neun weitere Zürcher Gemeinden transportiert.
Brunnen als Begegnungsort
Das 2017 entstandene Kollektiv «Hotel Regina» setzt Performances und Aktionen im öffentlichen Raum um, in deren Installationen die Gäste oder das Publikum miteinbezogen werden. So ist auch eines der ersten Projekte – «Brunnen gehen» entstanden. Dieses Projekt setzt sich mit der Fragestellung «Wem gehört der öffentliche Raum? Welchen Stellenwert hat Kunst und Kultur in der Stadt?» auseinander.
Quirin Streuli, einer der kreativen Köpfe hinter «Hotel Regina» erklärt: «Früher waren Brunnen wichtige Begegnungsorte, an denen sozialer Austausch stattgefunden hat. Heute haben Brunnen vielerorts nur noch eine repräsentative Bedeutung. Mit der Aktion wird den Brunnen ihre ursprüngliche Funktion zurückgegeben. Die Stadt Basel bot sich besonders gut für die Aktion an, da in Basel im Sommer ganz selbstverständlich in den Brunnen gebadet wird. «Es war hier also nichts komplett Neues, sondern eine Tradition, an die wir anknüpfen konnten.»
Wer den Mut fasst, sich auf das Baderitual einzulassen wird mit einem einmaligen, fast schon surrealen Erlebis belohnt. (Foto: zvg)
Muskelkraft gefordert
Genau wie in Basel soll auch in Zürich sämtliches Material mit dem Velo transportiert werden. «Hotel Regina» schreibt: «Wir wollen die für das Projekt benötigte Energie sichtbar und diskutierbar machen. So wie das der holzbefeuerte Ofen tut, verhält es sich auch mit dem Velo als Transportmittel.»
Die beladenen Anhänger sind zwischen 40 und 60 Kilo schwer und werden mit reiner Muskelkraft von Ort zu Ort transportiert. «Das wird eine neue Herausforderung», sagt Streuli. «Pro Ortschaft sind je zwei Tage eingerechnet. Einen für den Transport und einen für das Beheizen und das Baderitual am Abend».
Das Beheizen der Brunnen durch den pedalbetrieben Holzofen mit Durchlauferhitzer nimmt ordentlich Zeit in Anspruch. Damit das Wasser abends um 17:00 die angestrebten 39° Celsius erreicht, muss je nach Brunnengrösse schon morgens zwischen neun und elf Uhr in die Pedale getreten werden. «Tagsüber muss ständig jemand vom Kollektiv die Pumpe betreiben. Abends ist das Pedalieren Teil des Baderituals», erklärt Streuli.
Baderitual
Ab 17:00 können sich die Gäste bei der auf einem der Veloanhänger aufgebauten Rezeption anmelden. Eine Umkleide steht auf dem zweiten Anhänger bereit. «Am besten nimmt man eine Badehose und einen Bademantel mit», empfiehlt Streuli. Mit Badehose bekleidet, muss als erstes kalt geduscht und die Füsse im kalten Fussbad gewaschen werden. Danach darf man in den warmen Brunnen steigen.
«Es braucht ein bisschen Mut und die Bereitschaft, sich auf das Ritual einzulassen», sagt Streuli. «Aber es wartet ein einzigartiges Gemeinschaftserlebnis. Man taucht wie in eine neue Welt ein. Draussen ist der kalte Winter, doch im Brunnen sitzt man wie in einer Wärmeglocke. Ein fast schon surreales Erlebnis.»
Tourstopps in Zürich
An diesen Orten werden die Brunnen im März beheizt.
14. März: Bubikon, Ritterhaus
16. März: Grüningen, Stedtligass
18. März: Küsnacht, Kantonsschule Küsnacht
20. März: Zürich, GZ Heuried
22. März: Embrach, Pfarrhausstrasse
24. März: Bülach, Surberbrunnen, Marktgasse
26. März: Stadel, Kaiserstuhlstrasse-Bachstrasse
28. März: Rafz, Gemeindehaus
30. März: Marthalen, Ochsen
01. April: Stammheim, Lindenbrunnen
Bei den Nebendisziplinen ist Geschicklichkeit gefragt.
Liefere statt lafere
Das Wochenende stand ganz im Zeichen «liefere statt lafere». Auf dem grosszügigen Rennkurs, der vom Turbinenplatz im Kreis fünf über die Fussgängerbrücke in den Pfingstweidpark bis zum Prime Tower führte, waren zwanzig Checkpoints für das «Mainrace» verteilt.
Diese ist die unumstrittene Königsdisziplin jeder Weltmeisterschaft, wobei bei diesem Hauptrennen der Kurier-Alltag simuliert wird, indem alle Teilnehmenden Aufträge zwischen verschiedenen Posten zu erledigen haben.
Schnelle Auffassungsgabe, cleveres Kombinieren, perfekte Streckenwahl und radsportliches Können sind zu gleichen Teilen gefragt bei dieser Disziplin. In Qualifikationsläufen wird ermittelt, wer im mehrstündigen Finale um die Krone der Branche kämpfen darf.
Von den mehr als 800 Teilnehmerinnen aus mindestens 102 Städten aus aller Welt hatten sich 200 für das Final qualifiziert.
Die Erstplatzierten im «Main Race» sind:
Open Kategorie: Leon «Wendy» Wrede aus Kopenhagen, Dänemark WTNB Kategorie: Clara «Orca» Felis aus Wien, Österreich
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