Kinderanhänger im Test: Für kleine Passagiere

Im Anhänger können Kinder schon bald mit auf Tour kommen. Mit welchen Anhängern nicht nur der Familienausflug, sondern auch die Fahrt zur Krippe oder auf den Wochenmarkt viel Freude macht, zeigt der Praxistest.

Aline Kuenzler, Autorin (aline.kuenzler@velogisch.ch)
Test, 17.09.2025

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Mit einem Velo-Kinderanhänger lässt sich der Nachwuchs sicher und wettergeschützt transportieren. Wie wichtig dabei eine Federung ist und ob neben Kind und Kegel auch noch ein Einkauf im Anhänger Platz findet, zeigt der grosse Test.

Sechs vielverkaufte Modelle wurden von Velojournal und TCS gemeinsam unter die Lupe genommen. Die Spanne reichte vom günstigen Einsteigermodell bis zum hochpreisigen Premium-Anhänger. Getestet wurden zweispurige Anhänger mit Platz für zwei Kinder. Alle Modelle können zusammengeklappt werden und verfügen über 5-Punkte-Gurte. Verglichen wurden die Modelle «Chariot Cab 2» und «Courier» der schwedischen Marke Thule sowie der «Kid Keeke» von Croozer, der «D’Lite X» der Marke Burley, der «Dryk Duo Grey» von Hauck und der «Traveller» von Hamax. Im Mittelpunkt des Tests standen Handhabung, Sicherheit und der Komfort im täglichen Gebrauch.

Nerven für die Kinder – nicht für den Anhänger

Die eierlegende Wollmilchsau unter den Anhängern scheint noch nicht entwickelt worden zu sein. Mit allen getesteten Modellen können zwei Kinder sicher transportiert werden. Dennoch überzeugt kein Produkt bei allen Kriterien. Dies erstaunt insbesondere in Anbetracht der grossen Preisdifferenz der Testmodelle. Der Testsieger von Thule kostet fast dreimal mehr als das günstigste Modell der Marke Hauck. 

Ob hochpreisig oder günstig, jeder Anhänger ist in gewissen Details innovativ ausgebaut und in anderen Bereichen wenig ausgereift. Unter den zwei günstigsten Modellen im Test verfügt der Hauck-Anhänger mit 50 kg über die grösste Nutzlast, und der Hamax-Trailer bringt mit 13,2 kg das geringste Eigengewicht auf die Waage.

Ob leicht oder schwer, vor allem alltagstauglich muss ein Kinderanhänger sein. Insbesondere die einfache Handhabung ist zentral, damit nicht schon das Anschnallen oder Verstellen der Gurte nervenaufreibend ist. Im Praxistest wurden diejenige des «D’Lite X» sowie des «Chariot Cab 2» als besonders einfach verstellbar und nervenschonend bewertet. Wenig praktisch wurden die Gurte des «Kid Keeke» bewertet, da diese über zu viele einzeln verstellbare Schnallen verfügen. 

Ausser beim Hauck-Anhänger sind alle Modelle im Test stufenlos verstellbar und können so individuell an die Körpergrösse der Kinder angepasst werden. Am meisten Spielraum bietet der Burley-Anhänger, in dem sich auch grössere Kinder in dicker Winterjacke problemlos anschnallen lassen. Die bequemsten Gurten hat der Testsieger von Thule. Dessen Hüftgurt ist besonders breit und grosszügig gepolstert. Dieser ist beim «Chariot Cab 2» von Thule aber fix vernäht und daher nicht in der Maschine waschbar. In Sachen Waschbarkeit punktet wiederum der Burley-Anhänger. Als einziges Testmodell bietet er die Möglichkeit, die Hauptpolster mit Klett einfach zu entfernen und zu säubern.
 

Im Praxisteil haben Testpersonen die Bedienung von Gurten und Verdeck, das Beladen sowie den Klappmechanismus und die Umbaufunktion der Anhänger mithilfe von Kinderpuppen bewertet. Im Regentest wurde mit einer Wassermenge von 12 l/min ein 15-minütiger Starkregen simuliert. Sofern eine Regenhülle im Lieferumfang inbegriffen ist, wurde sie für den Test verwendet. 

Expertinnen und Experten testeten Kupplungssysteme, Babyhalterungen, Gurten, Wetterschutz, verbaute Materialien und die Lichtsysteme. 
Im Kipp- und Bremstest wurde ein Hindernis mit 10 km/h und 10 kg Beladung überfahren. Bremsmanöver wurden mit 40 kg Beladung bei 10, 20 und 25 km/h durchgeführt.
 

Alles muss mit

Mit dem Anschnallen der Kinder ist es meist nicht getan. Unterwegs mit dem Nachwuchs sammelt sich schnell eine Menge Zusatzballast an. Praktisch also, wenn der Anhänger über grosszügigen Stauraum verfügt und sich einfach beladen lässt.

 Im Praxistest wurden daher ein Grosseinkauf und ein Picknick zusätzlich zu den Kinderpuppen eingepackt. Am einfachsten lässt sich der «Chariot Cab 2» dank voluminösem Stauraum und grosser Öffnung bepacken. Schwierig wird es insbesondere mit sperrigen Gegenständen – etwa beim Burley-Anhänger. Sitzhalterungen blockieren die Ladeöffnung, was das Einladen erschwert. 

Nicht nur Sack und Pack, sondern auch die Kinder selbst sollen einfach in den Anhänger gelangen. Beim Einstieg punktet der «Chariot Cab 2» mit einer besonders tiefen Kante für den Einstieg in die stabile Kunststoffwanne, die auch kleineren Kindern den selbstständigen Zugang ermöglicht. Der «Dryk Duo Grey» verlangt hier deutlich mehr Kletterfähigkeit. Seine weniger robuste Einstiegskante liegt höher und besteht aus einer mit Textil überspannten Alustange. 

Kein Anhänger bleibt trocken

Ob hochgeklettert oder einfach reingehüpft – trocken sollen die Kinder im Anhänger auf jeden Fall bleiben. Der Regentest zeigt aber, dass kein Anhänger komplett wasserdicht ist. Während beim «Chariot Cab 2» von Thule nur wenig Wasser in den Sitzbereich eindrang, war der Anhänger von Hamax nach dem Test komplett durchnässt. Wasser dringt bei diesem Modell durch die nicht schliessbaren Lüftungsöffnungen direkt ins Innere ein. Besser abgeschnitten haben die Modelle «Kid Keeke» und «Courier», die mit optionalem Regenschutz nachgerüstet werden können. Ähnlich schaut es mit dem Sonnenschutz aus. Integrierte, höhenverstellbare Lösungen bieten der «Chariot Cab 2» und «D’Lite X», während der Schutz bei den Modellen von Croozer und Hauck separat dazugekauft werden muss.

Weitere sicherheitsrelevante Kriterien sind die Kupplung und die Feststellbremse der Anhänger. Der «Kid Keeke» lässt sich intuitiv am Velo befestigen, nicht aber bei den Modellen von Thule. Eine umständlich zu bedienende Kunststofflasche verhindert das einfache Ankuppeln. Ebenso unpraktisch zu bedienen ist die Bremse des «Courier». Zwischen Rad und Anhänger, wo sich der klein geratene Bremshebel befindet, ist gerade einmal eine Handbreit Platz. Mit dem Fuss zu bremsen, ist daher nicht möglich. Für die manuelle Bedienung der Bremse muss man sich zum Thule-Anhänger herunterbücken und läuft Gefahr, die Finger in den Speichen einzuklemmen. Ganz einfach per Fusstritt lassen sich hingegen die Anhänger von Croozer und Hauck stoppen. 
 

Die Federung macht den Unterschied

Wenn auch jedes Modell Vor- und Nachteile aufweist, kann ein klares Fazit in Bezug auf das Fahrverhalten gezogen werden: Die Federung macht den Unterschied. Federungssysteme erhöhen nicht nur messbar den Komfort für die Kinder, da Vibrationen im Innenraum minimiert werden, sondern sind auch sicherheitsrelevant. Beim langsamen Überfahren von Hindernissen bleiben gefederte Anhänger stabiler als jene ohne Federelemente. So ist es wenig erstaunlich, dass die drei gefederten Modelle im Test die Podestplätze einnehmen. Als einziges Modell im Test verfügt der Croozer-Anhänger über eine selbstregulierende Federung, die sich der aktuellen Beladung anpasst. Dadurch rollt der «Kid Keeke» besonders ruhig. 

Bei den Modellen von Thule und Burley fahren auch die Kinder besonders ruhig. Die Neigung ihrer Sitze ist nämlich individuell verstellbar, sodass der Nachwuchs auch in voller Fahrt liegend schlafen kann. Heisst: freie Fahrt für Mami oder Papi im Sattel. 

Testsieger

Thule «Chariot Cab 2»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 19 kg / 42 kg

Maximalgrösse Kind**: 111 cm

Aussenbreite*: 79 cm

Federung: Blattfederung mit drei Härtestufen

Testresultate

  • Handhabung 5,5 Punkte
  • Qualität 5,5 Punkte
  • Fahreigenschaften 6 Punkte

Kommentar

+grosszügiger Gepäckraum, bequeme Sitze, Sitzneigung verstellbar

– eher schwer, Kupplung umständlich zu bedienen

Preis: Fr. 1300.–

thule.com

 

Croozer «Kid Keeke»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 17,6 kg / 45 kg

Maximalgrösse Kind**: 118 cm

Aussenbreite*: 82 cmFederung: selbstregulierende Federung mit Elastomer

Testresultate

  • Handhabung 5 Punkte
  • Qualität 5 Punkte
  • Fahreigenschaften 5,5 Punkte

Kommentar

+ bester Fahrkomfort, beste Kupplung, beste Federung

– Gurte aufwendig zu verstellen und zu schliessen

Preis: Fr. 899.–

croozer.com

Burley «D’Lite X»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 15 kg / 45 kg

Maximalgrösse Kind**: 105 cm

Aussenbreite*: 77 cm 

Federung: Sprialfeder mit fünf Härtestufen

Testresultate

  • Handhabung 5 Punkte
  • Qualität 5 Punkte
  • Fahreigenschaften 5 Punkte

Kommentar
+ bester Sitzkomfort, Sitzneigung verstellbar, grosszügiger Innenraum

– Umbau zum Buggy aufwendig und mühsam

Preis: Fr. 970.–

burley.com

Thule «Courier»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 16 kg / 44 kg

Maximalgrösse Kind**: 111 cm

Aussenbreite*: 77 cm

Federung: keine

Testresultate

  • Handhabung 5 Punkte
  • Qualität 5 Punkte
  • Fahreigenschaften 4,5 Punkte

Kommentar

+ integrierte Hunde- und Gütertransport-Funktion

– Bremse schwer erreichbar, Kupplung umständlich zu bedienen

Preis: Fr. 500.–

thule.com

Hauck «Dryk Duo Grey»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 18,7 kg / 50 kg

Maximalgrösse Kind**: 120 cm

Aussenbreite*: 79 cm

Federung: keine

Testresultate

  • Handhabung 4 Punkte
  • Qualität 3 Punkte
  • Fahreigenschaften 3,5 Punkte

Kommentar

+ grösste Zuladung, einfach faltbar, gute Fussbremse

– komplexer Umbau zum Buggy

Preis: Fr. 495.–

hauck.de

Hamax «Traveller»

Eigengewicht* / maximale Zuladung**: 13,2 kg / 47 kg

Maximalgrösse Kind**: 117 cm

Aussenbreite*: 80 cm

Federung: keine

Testresultate

  • Handhabung 4 Punkte
  • Qualität 5 Punkte
  • Fahreigenschaften 3,5 Punkte

Kommentar

+ geringes Eigengewicht

–ungenügender Wetterschutz, komplexe Demontage der Deichsel

Preis: Fr. 499.–

hamax.com

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