Wegweisend

Gut Ding will Weile haben. Das gilt auch für die Veloförderung. Nach mehreren Jahren Planung weihte Luzern letzten Dezember eine neue Veloverbindung ein.

no-image

Fabian Baumann
02.02.2017

Bis November 2012 fuhr die Zentralbahn oberirdisch in Richtung Kriens und Horw. Seither fährt der Zug unter der Allmend durch einen Tunnel. Mit der Verlegung unter den Boden wurde das oberirdische Bahntrassee obsolet. Rasch kam der Plan auf, die frei gewordene Fläche als Velo- und Fussverbindung zu nutzen (siehe Velojournal 2/2013). Der Kanton Luzern trat zunächst auf die Bremse; 2013 schob er das Projekt auf die lange Bank. Auf Druck der Stadt und Pro Velo zeigte er sich dann aber bereit, einen Teil zur Finanzierung und damit zur Umsetzung beizutragen.
Im Dezember 2016 war es so weit. Seither können Velofahrende zwischen Luzern, Kriens und Horw auf einer frisch eröffneten Strecke radeln. Der Rad- und Fussweg ist sogar günstiger als angenommen. Die Baukosten liegen voraussichtlich unter den von Luzern budgetierten 4,8 Millionen Franken. Die Stadt muss die Kosten auch nicht alleine tragen. Der Kanton, die Gemeinde Kriens und der Bund beteiligen sind daran.

innovative Leuchten
Die neue Velo- und Fussverbindung führt über gut zwei Kilometer vom Steghof in Luzern bis zum Mattenhof in Kriens. Für Luzern ist sie ein «Meilenstein zur Förderung des Velo- und Fussverkehrs». Die autofreie Strecke verfügt über eine innovative Beleuchtung: Entlang der alten Fahrleitungsmasten wurden LED-Lampen installiert. Sensoren erfassen Velofahrer oder Fussgängerinnen, die sich den Leuchten nähern. Sodann erhöhen die Lichter ihre Leuchtkraft von 10 auf 100 Prozent. Danach wird das Licht wieder reduziert.

Lob und Kritik von Pro Velo
«Luzern möchte den Modalsplit markant zugunsten der Velofahrenden verbessern, was wir sehr begrüssen», sagt Barbara Irniger im Gespräch mit Velojournal. Laut der Geschäftsführerin der Luzerner Pro Velo braucht es dafür aber weitere Schritte. Das Ziel eines durchgängig sicheren und lückenlosen Velonetzes sei noch lange nicht erreicht, so Irniger. Man freue sich über die neue Velostrecke zwischen Luzern und Kriens, orte aber noch Verbesserungspotenzial. Signalisation und Überleitungen am Ende des Trassees seien teilweise unklar. Am einen Ende der Velostrecke, in Luzern, befinde man sich plötzlich ohne Überleitung auf dem Trottoir. Die Strecke soll künftig zwar bis zum Bahnhof weitergeführt werden, weiss Irniger zu berichten. «Das kann aber noch eine Weile dauern.» Daniel Nussbaumer vom Tiefbauamt der Stadt Luzern bestätigt entsprechende Pläne. Sowohl Streckenführung als auch Zeitplan für die Umsetzung seien aber noch offen, sagt er auf Anfrage von Velojournal. Die Velolobby will den Druck auf die Stadt aufrechterhalten. Das hat sie seit der Projektphase der Veloverbindung auf dem Zen­tralbahntrassee immer wieder gemacht, wenn es zu Verzögerungen kam.

Velohighway oder Stolperstrasse?
Mehr als die Signalisation gibt ein weiterer Faktor zu reden: Radfahrende und Fussgänger sind auf der verschiedentlich als «Velohighway» bezeichneten Strecke nicht vortrittsberechtigt – ein Umstand, den Pro Velo bereits 2013 bemängelt hat. Zwischen Luzern und Kriens kreuzt die Verbindung mehrere Strassen. Der Verkehr darauf hat gegenüber Velos auf der neuen Strecke Vortritt. Aufgrund des aktuellen Strassenverkehrsrechts sei das gar nicht anders möglich, sagt Daniel Nussbaumer. Ein zügiges Vorwärtskommen zwischen Kriens und Luzern wird somit verlangsamt.
Das sonst tolle Fahrerlebnis wird noch durch einen weiteren Umstand gemindert: Zusätzlich zum Signal «Kein Vortritt» künden jeweils drei parallel zur Fahrbahn verlegte Schwellen an, dass man auf dem Zweirad keinen Vortritt hat. Der Velojournal-Redaktor auf Testfahrt wurde ordentlich durchgeschüttelt. Ein Luzerner Velofahrer bezeichnet die Schwellen gegenüber Velojournal gar als regelrechte Spassbremsen. Sie seien der Grund, weshalb er weiterhin auf der normalen Strasse Richtung Bahnhof Luzern radle. Das Holpern sei durchaus gewollt, sagt Daniel Nussbaumer zu Velojournal. Die «taktil-visuelle» Markierung sei bewusst zur Unterstützung der «Kein Vortritt»-Markierung gewählt worden. Nussbaumer fügt aber an, dass die Fahrbahn im Frühling noch mit einer Deckschicht versehen werde. Die Schwellen würden wohl etwas abgeschwächt.

www.proveloluzern.ch