Die Testfahrt beginnt mit einer Überraschung: Auf den ersten Kilometern zeigt sich der «Cambium» hart und bockig. Der Redakteur zweifelt sogar kurzzeitig daran, dass das neue Sattelkonzept mehr als nur hübsch ist. Doch das Fahrgefühl ändert sich schnell, und es stellt sich ein guter Sitzkomfort ein. Beim zweiten Aufsitzen fühlte er sich schon bequemer an und behielt den Sitzkomfort auch auf einer zweistündigen Runde. Ob sich des Testers Po so schnell an den Sattel gewöhnt oder der Sattel etwas nachgegeben hat, kann nicht schlüssig beantwortet werden. Gut spürbar ist, dass die dicke Kautschukdecke dem Druck nachgibt und Vibrationen absorbieren kann. Im Dammbereicht könnte der «Cambium» allerdings für Fahrer und Fahrerinnen, welche dort sehr empfindlich sind (oder sehr stark nach vorne geneigt fahren), dennoch etwas hart sein.
Ein pflegeleichter Brooks
Gut funktioniert hat der «Cambium» bei Regen: Obwohl sich die Satteldecke sehr textil anfühlt, saugt das eingummierte Baumwollgewebe kaum Wasser auf. Man wischt mit dem Ärmel darüber, und schon ist der Sattel praktisch trocken. Die Ankündigung, dass diese Sattelgeneration wetterfest sei, stimmt also.
Auch das Nachspannen der Satteldecke, wie sie bei einem Ledersattel nötig ist, entfällt hier. Ob die dicke Kautschukschicht die Spannung über Jahre behält, wird sich weisen. Weil der Sattel nicht mehrschichtig aufgebaut ist, kann auch keine Satteldecke reissen (zum Beispiel wenn das Rad umfällt) und kein Polster herausquellen. «Cambium» scheint wirklich sehr robust und unverwüstlich. Dennoch hinterliess unser Zweimonatstest Spuren: Bei den Kontaktpunkten ist das Baumwollgewebe der Oberfläche glatter geworden, aber es deutet nichts darauf hin, dass der Sattel bei längerem Gebrauch sich weiter abnützen oder schäbig aussehen würde.
Mit seinen 400 Gramm ist der «Cambium» etwa so schwer wie viele andere Stadtvelo- und Tourensättel. Sportmodelle sind meist etwas leichter, Gel- oder die Brooks-Ledersättel um die 100 Gramm schwerer. Ein bisschen Gewicht ist sicher der Optik geschuldet: Die Alugussteile sehen hochwertig aus, hätten aber wahrscheinlich auch leichter produziert werden können. Für das Sattelgestell aus rostfreiem Stahl gäbe es auch leichtere Alternativen. Das Konstruktionsprinzip funktioniert – zumindest mit des Testers Po. Brooks scheint es mit dem originellen Modell gelungen zu sein, Haltbarkeit, Komfort und schöne Optik zu vereinen.







